Porsche Cayman: Die Einstiegsdroge

Ein dreiviertel Jahr nach der Markteinführung des Cayman S bringt Porsche das Basiscoupé der Baureihe. Der Sportwagen mit Mittelmotor soll besonders Einsteigern den Weg zu Porsche ebnen.

Von Thomas Flehmer

Das gibt es wohl nur bei Porsche. Ein dreiviertel Jahr nach der sportlichen Version des Cayman schieben die Zuffenhausener erst das Basismodell auf den Markt. 50 PS fehlen dem ab 29. Juli erhältlichen hubraumkleinsten Boxermotor von Porsche gegenüber dem Cayman S. Dank 180 kW/245 PS steht der neue Einsteiger in die sportliche Porsche-Welt nur wenig im Schatten des großen Bruders. Denn Porsche verspricht sich von dem Zweisitzer eine weitere Verjüngung der Käuferschicht.

11.000 Euro billiger als der «S»

Während das Ziel, den «S» potenziellen Käufern zwischen 35 und 40 Jahren zur Verfügung zu stellen, besonders bei den Mitdreißigern nicht ganz erfüllt wurde, soll der kleine Cayman nun auch diese Kunden ansprechen. Und der Einstiegspreis von 47.647 Euro und somit rund 11.000 Euro billigeren Variante gegenüber dem Cayman S (58.551 Euro) lockt diejenigen, denen vielleicht die letzten Euro gefehlt haben, um sich den Traum von einem Porsche zu erfüllen.

Für diese sind die Unterschiede gegenüber dem großen Bruder wohl eher nur marginal. Die Außenmaße von 4,341 Meter Länge, 1,801 Metern Breite und 1,305 Metern Höhe sind ebenso identisch wie der Radstand von 2,415 Metern, die Bodenfreiheit von 121 Millimetern sowie dem Tankinhalt von 64 Litern und dem Kofferraumvolumen von insgesamt 410 Litern, 150 Liter vorne, 260 Liter hinten. Und auch das edle sportliche Ambiente mit der großen Heckklappe als Eyecatcher weist keine Unterschiede auf.

Frontspoilerlippe und Endrohr unterschiedlich

Nur ein Endrohr Foto: Werk

Auch der Innenraum ist genauso stilvoll in Leder gehüllt, dessen verschiedene Farboptionen die jeweiligen individuellen Geschmacksnerven erfreuen können. Die Sportsitze vereinen Komfort mit Dynamik und lassen auch auf langen Strecken trotz harter Federung die Fahrt nicht zur Qual werden. Im Gegenteil: Der sportliche Boxer-Sound vertreibt den Wunsch nach einem Radio-Programm.

Ebenso sind die äußeren Unterschiede gering ausgefallen. Die Frontspoilerlippe ist beim Cayman in schwarz gehalten und das Heck ziert ein mittiges Endrohr. Bei der sportlicheren Variante ist die Frontspoilerlippe in Wagenfarbe lackiert und das Ende bildet ein mittiges Doppelendrohr. Zudem haben die Reifen andere Dimensionen. Dafür muss man beim «einfachen» (Was ist bei Porsche schon einfach?) Cayman auf Keramikbremsen verzichten. Doch die Bremsanlage im Werte eines neuen Dacia Logan passt nicht in die Marketing-Strategie.

Schaltgetriebe ein Muss

Mit Schaltgetriebe dynamischer Foto: Werk

Nur optional ist beim Cayman ein Sechs-Gang-Schaltgetriebe erhältlich, dass es in der «S»-Version serienmäßig gibt. Doch diese Option sollte in Anspruch genommen werden, anstatt auf die Automatik zurückzugreifen. Denn hier kommen Fahrer und Beifahrer in den Genuss der verkürzten Übersetzung der ersten zwei Gänge, die dem Cayman besonders viel Spaß verleihen.

Hier werden aber auch die Unterschiede des 2,7 Liter-Sechszylinders mit einem maximalen Drehmoment von 273 Nm bei 4600 bis 6500 U/min gegenüber dem 3,4 Liter großen Bruder mit 340 Nm deutlich. Der «S» geht schneller ab und weiter als der kleine Bruder. In Zahlen gelesen, sieht es wie Pippifax aus, aber es ist spürbar. Während der «S» für den Spurt auf 100 km/h lediglich 5,4 Sekunden und von Null bis auf 160 km/h 11,7 Sekunden benötigt, sind es beim Cayman ohne «S» 6,1 beziehungsweise 14,2 Sekunden.

Optimale Straßenlage

Keine Probleme in Kurven Foto: Werk

Fahrspaß ist trotz der Abstufungen massig vorhanden und zwar so sehr, dass der von Porsche angegebene Wert von 9,3 Litern Super Plus bei weitem nicht gehalten werden konnte. Mit viel Fahrspaß, nicht nur beim Hochziehen der ersten beiden Gänge, standen am Ende der Testfahrten im Taunus 13,9 Liter auf dem Monitor des Bordcomputers.

Doch nicht nur das reine Gasgeben verursachte Freude, sondern auch die Kurvenfahrt, bei der das mit dem Steuersystem VarioCam Plus ausgestattete Coupé stets die optimale Lage hielt und so trotz hoher Geschwindigkeit Sicherheit pur versprach. Bei sehr gemäßigter Fahrweise konnte dagegen der Porsche-Wert unterschritten werden. Aber dann wäre der bereits erwähnte Dacia Logan auch die bessere Wahl.

Auf dem Weg zum 911

Edles Interieur Foto: Werk

Wer es dagegen sportlich auch ohne «S» mag, sich mit einer Höchstgeschwindigkeit von 258 km/h zufrieden gibt und auch über den nötigen Finanzrahmen verfügt, kann den Einstieg in die Porsche-Welt wagen. Denn der Cayman ist nicht nur der große Konkurrent zum rund 2000 Euro billigeren BMW Z4 M Coupé, sondern auch die Einstiegsdroge aus Stuttgart.

Wer einmal in den Genuss kommt, möchte später mehr. Und da hält Porsche dann nicht nur die «S»-Version, sondern auch die Topreihe 911 bereit. Und die ist dann auf eine ältere Zielgruppe zugeschnitten.



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