Herzrasen

Porsche Boxster S

Die Überarbeitung hat dem Porsche Boxster S gut getan. Das Mittelmotor-Cabrio sieht nicht nur gut aus, sondern bietet auch faszinierende Fahrleistungen.

Von Ralf Awitt

Mit der Umstellung von Saugrohr- auf Direkteinspritzung
hat Porsche in den vergangenen Monaten den Spritverbrauch seiner Sportwagen senken und gleichzeitig die Leistung steigern können. Auch das Mittelmotorcabrio Boxster ist in den Genuss eines neuen 3,4-Liter-Motors gekommen. Die Preisliste des 228 kW/310 PS starken Top-Modells Boxster S startet bei 56 383 Euro.

Leichte Modifikationen

Äußerlich ist die überarbeitete Version an größeren Lufteinlässen,
geänderten Blinkern, Nebelscheinwerfern sowie LED-Tagfahrleuchten erkennbar. Schaut man genauer hin, fallen auch die größeren Außenspiegel auf, die einer neuen Fußgängerschutzvorschrift der EU geschuldet sind. Der zweisitzige Roadster überzeugt mit seinem Erscheinungsbild auf dem Boulevard. Mit seinem Antrieb und dem Fahrwerk ist er aber vor allem auf der Landstraße zuhause.

Das Boxster-Konzept verspricht agiles Fahrverhalten: Getriebe hinten, Motor mittig, Tank vorne. Dadurch liegt der Mittelmotorwagen sicher in der Kurve. Die ausgeglichene Gewichtsverteilung von 47:53 zwischen vorne und hinten erlaubt hohe Fahrdynamik. Das leichte Stoffverdeck und eine ultraleichte Magnesium-Dachstruktur helfen, den Schwerpunkt tief zu halten. Jedes PS des Boxster hat nur 4,4 Kilogramm Auto zu bewegen. Zudem legte das maximale Drehmoment durch die Überarbeitung um 20 Nm auf jetzt bei 360 Newtonmeter zu.

Leichtes Übersteuern

Boxster S Foto: Press-Inform

Allerdings neigt der Boxster etwas zum Übersteuern, notfalls greift aber eine ausgeklügelte Elektronik ein. Als Seriengetriebe wird eine
Schaltbox mit sechs Gängen eingesetzt. Noch mehr Fahrspaß bietet aber das neue optionale Doppelkupplungsgetriebe (PDK). Dieses wechselt die sieben Gänge automatisch, blitzschnell und ohne Zugkraftunterbrechung. Das PDK ist 15 Kilogramm leichter als die bisher angebotene Automatik und hilft beim Spritsparen: Nur noch 9,4 Liter auf 100 Kilometer gibt der Hersteller beim Verbrauch an. Allerdings muss man bei sportlicher Fahrweise dennoch 13 Liter
Verbrauch einkalkulieren.

Vom Start bis Tempo 100 vergehen beim Boxster S gerade mal 5,2 Sekunden. Schluss mit Vortrieb ist erst bei 272 km/h. Mit PDK und eingeschalteter Schnellstart-Traktionskontrolle soll man sogar noch 0,2 Sekunden früher Tempo 100 erreichen. Diese Option spielt im Fahralltag kaum eine Rolle, fördert aber den Spieltrieb des Piloten. Weitere technische Highlights: der serienmäßige Anfahrassistent, der für etwa zwei Sekunden den Wagen beim Anfahren am Berg festhält und das Sperrdifferenzial für die Hinterachse.

Toller Sound

Zudem lässt sich der Boxster-Sound auf Knopfdruck hörbar verändern, denn die Abgasanlage erzeugt über eine elektronisch gesteuerte Auspuff-Klappe einen kernigen Sound. Über Direktwahl-Knöpfe lassen sich schnell wichtige Funktionen einschalten. Ebenfalls an Bord ist das aktive PASM-Fahrwerk, mit dem auf Knopfdruck die Stoßdämpfer von sportlich-komfortabel zu sportlich-straff verstellt werden. Fahrer mit Rückenproblemen sollten ganz vorsichtig mit dieser Option sein. Das optionale Sport Chrono Paket in Verbindung mit PDK gewährt absolutes Rennsportfeeling: Man erreicht per Sport-Plus-Taste einen Zustand, den nur Piloten auf der Rennstrecke haben.

Das Schaltprogramm setzt auf maximale Beschleunigung und kürzeste Schaltzeiten. Am Armaturenbrett lassen sich mit einer schwenkbaren Stoppuhr zusätzlich die Fahrzeiten aufzeichnen. Um die Fahrdynamik noch mehr zu steigern, haben die Porsche-Ingenieure den Reifendruck auf der Hinterachse gesenkt und spezielle Reifen entwickelt. Man hat geradezu das Gefühl, in den Kurven auf der Fahrbahn zu kleben. Boxster fahren bereitet auch ohne Dach Vergnügen, selbst auf der Autobahn geht das ohne Zugluft oder Dröhnen ab.

Die Seitenansicht des Porsche Boxster S Foto: Porsche

Bis zu Geschwindigkeiten von 50 km/h lässt sich das Stoffverdeck während der Fahrt öffnen und schließen. Allerdings muss es zuerst per Hand entriegelt werden. Für Wintermonate ist für rund 2 300 Euro ein Aluminium-Hardtop erhältlich. Die Innenraumgestaltung des Roadsters überzeugt mit sauberer Verarbeitung und einem sehr angenehmen Ambiente. Vom Zündschloss links vom Lenkrad bis zum mittigen Drehzahlmesser ist alles Porsche-üblich vertraut. Sitzt man im Boxster, so bieten die Sitze optimalen Seitenhalt und hohen Sitzkomfort.

Satte Aufpreise

Allerdings muss man für die traumhaften Schalensitze fast 4 000 Euro zuzahlen. Auf Wunsch ist sogar eine Sitzbelüftung erhältlich. Geht es um die Sicherheit, ist natürlich alles an Bord oder lieferbar. Optional stehen für beide Boxster-Modelle beispielsweise Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht zur Verfügung. Extrem kurze Bremswege sind mit der mehr als 8000 Euro teuren Keramikbremse erreichbar. Generell ist die Serienausstattung gemessen am hohen Preis von 56 383 Euro eher mager, die Extras sind ziemlich teuer. (mid)

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