Porsche 911 Cabrio: Offener Genuss

30 Jahre auf dem Markt

Porsche 911 Cabrio: Offener Genuss
Das Porsche 911 Cabrio. © Porsche

Für absolute Coupé-Fans wird die Auswahl schwerer. Das neue Porsche 911 Cabrio hat sich dank einer neuen Dachkonstruktion dem Coupé optisch angenähert – so kann die Geschwindigkeit auch offen genossen werden.

Von Thomas Flehmer

Zum 30. Geburtstag des Porsche 911 Cabrio hat der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen die vierte Neuauflage des offenen 2+2-Sitzer aufgelegt. Strikte Coupé-Anhänger werden die Nase rümpfen, doch die Gattin hat jetzt mehr Chancen, dem Ehemann ab dem 3. März ein Cabrio abzuschwatzen, das allerdings auch noch mal 12.500 Euro mehr kostet als der auch kürzlich vorgestellte geschlossene Sportwagen.

Neue Dachkonstruktion für Porsche 911 Cabrio

Dazu beigetragen hat die neue Dachkonstruktion, die aus drei mit Stoff bespannten Magnesiumplatten besteht, die sich innerhalb von 13 Sekunden versenken lassen - und das bei einer Geschwindigkeit bis zu 60 km/h.

Stellt sich das Dach in der identischen Zeit wieder auf, ist von der Silhouette – anders als bei den vier Vorgängern - kein Unterschied mehr zum Coupé erkennbar, da sich die Platten recht schmal versenken lassen und so kein dickes Hinterteil übrig, sondern die schlanke Sportwagenform erhalten bleibt.

Zwei Motoren für Porsche 911 Cabrio zur Auswahl

In 13 Sekunden ist das Dach des Porsche 911 Cabrio ausgefahren Porsche

Und die passt gut zu den Leistungen des offenen 911ers, der mit dem Coupé lediglich die Bodengruppe gemein hat, ansonsten von der Karosserie ein eigenständiges Auto ist. Gemein haben Coupé und Cabrio die neu entwickelten Motoren.

Für den 3,4 Liter großen Einstiegs-Carrera stehen 257 kW/350 PS und ein maximales Drehmoment von 390 Newtonmetern zur Verfügung. Mit dem neuen Siebengang-Schaltgetriebe gelingt der Spurt zur 100 km/h-Marke in 4,8 Sekunden, der 3,8 Liter große Carrera S mit 294 kW/400 PS schafft es in 4,5 Sekunden.

Porsche-Käufer stehen auf PDK

Handschaltung ist beim Porsche 911 Cabrio kaum noch gefragt Porsche

Mit dem 3510 Euro teuren Doppelkupplungsgetriebe PDK sind es lediglich 4,6 beziehungsweise 4,3 Sekunden. Eigentlich – möchte man meinen – sind Unterschiede in diesem kleinen Rahmen nicht bemerkbar. Doch weit gefehlt. Die ebenfalls mit sieben Gängen ausgestattete Doppelkupplung peitscht den 1470 Kilogramm schweren Sportwagen förmlich nach vorne.

Im Vergleich fühlt sich der Handschalter eher zäh an, so komisch es auch in der PS-Klasse klingen mag. Kein Wunder, dass die ehemaligen Sportwagen-Anhänger der früher unverzichtbaren Handschaltung immer mehr den Rücken zukehren. Zwischen 70 und 75 Prozent der Käufer entscheiden sich für das PDK – Tendenz steigend.

Porsche 911 Cabrio Zweisitzer statt 2+2-Sitzer

Wie auf Schienen fahrt das Porsche 911 Cabrio um die Kurven Porsche

Bis zu einer Geschwindigkeit zwischen 289 und 302 km/h schafft es der 911er, die Fahrt im offenen Gefährt kann aber auch in niedrigeren Geschwindigkeitsbereichen voll und ganz genossen werden. Denn ein Genuss verspüren die beiden Insassen – die beiden Notsitze im Fond sind eher für die Gepäckablage gedacht – von Beginn an.

Das Porsche-typische Röhren, das durch die 2606 Euro teure Sportabgasanlage noch verstärkt werden kann, steigert die Genüsse.

Komfort im Cockpit des Porsche 911 Cabrio

Edel ist der Innenraum auch im Porsche 911 Cabrio Porsche

Im Innenraum befindet sich nun auch die Mittelkonsole, die mit der Einführung des Panamera auch Einzug in die nachfolgenden Modelle hielt. Hier können die einzelnen Fahrmodi eingestellt oder Dach und das erstmals elektrisch betriebene Windschott (serienmäßig) aufgestellt werden.

Die Ledersitze, die mit einem Aufpreis zwischen 2260 und 3617 Euro auch noch aufgerüstet werden können, umschmiegen die Körper und sorgen für Komfort. Denn auch das Cabrio ist hart gefedert, doch die Unebenheiten kommen kaum an. Umso größer ist das Vergnügen der Kurvenfahrt. Wie auf Schienen zieht sich das Cabrio um die Ecke und fördert auch so die Genüsse.


Ärger mit dem Navi im Porsche 911 Cabrio

Dass bei dem Fahrspaß die angegeben Verbräuche zwischen 8,4 und 9,7 Litern auf der Strecke bleiben, ist klar, denn nicht jeder Cabriofahrer lässt seinen Porsche mit 120 km/h über die Straße gleiten. Mit dem PDK wird dabei nicht nur der Fahrspaß gesteigert, sondern auch der Verbrauch um 0,8 Liter gesenkt, was die Investition zwar nicht amortisiert, aber attraktiver gestaltet.

Eher für Verdruss anstatt Genuss sorgt das Navigationssystem. Während beim 911er alles auf den neuesten Stand gebracht wurde, hinkt der Kartenhelfer hinterher. Selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten kommt der Hinweis zur Abfahrt zu spät. Bei den ersten Testfahrten führte das System auch einmal kilometerlang in eine Sackgasse - Kurz vor dem Ende der Straße kam der Hinweis "Bitte wenden". Die 3117 Euro Aufpreis sind dem Gesamtauftritt des Sportwagens nicht würdig und sollten eingespart werden.

Lange Aufpreisliste für Porsche 911 Cabrio

Bei 100.532 Euro startet das Vergnügen mit dem Porsche 911 Cabrio Porsche

Denn dem Einstiegspreis von 100.532 Euro für den Carrera beziehungsweise 114.931 Euro für den Carrera S folgen nicht nur die oben genannten Sonderausstattungen. Wer Keramikbremsen ordert, zahlt weitere 8600 Euro. Metallic-Lackierung, Sportfahrwerk, spezielle Räder oder die Innenausstattung in Leder lassen weitere Kosten von gut und gerne 40.000 Euro und noch mehr entstehen. Für die Gattin ein weiterer Trumpf. Da fallen die 12.500 Euro Mehrkosten für das Cabrio nicht mehr allzu stark ins Gewicht.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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