Großstadt-Revier

Peugeot LXR 125

Roller sind in, selbst in Zeiten eines rückläufigen Zweiradmarktes. Das jüngste Mitglied der Roller-Familie kommt von Peugeot und firmiert unter der Bezeichnung LXR.

Von Thilo Kozik

Großradroller sind komfortabel und versprechen bestes Fahrvergnügen. Dem jüngsten Mitglied der wachsenden Familie, dem neuen Peugeot LXR, genügen 125 ccm Hubraum für den flotten Tanz durch die City.

Mailand und Rom sind voll davon, in Barcelona drängeln sie sich an den Ampeln, und Paris zählt zu ihren Hochburgen - Automatik-Scooter mit Sechzehnzollrädern dominieren schon lange das Verkehrsgeschehen in vielen europäischen Metropolen. Mittlerweile werden sie auch hierzulande immer populärer. Das liegt vermutlich an ihrem günstigen Preis. Zudem bieten die großen Räder einen hohen Abroll- wie Fahrkomfort und sorgen durch ihre starken Kreiselkräfte für viel Fahrstabilität und Lenkpräzision.

Aufrechte Sitzposition

Durch den bauartbedingt großen Platzbedarf der einfedernden Räder kommen großzügige Dreiecksverhältnisse zwischen tiefer Fußablage, hohem Polster und mittelhohem Lenker zustande, die sehr bequeme Ergonomien mit aufrechter Körperhaltung zur Folge haben.

Im 16-Zoll-Großstadtrevier sind aktuell 125er Leichtkraftroller besonders beliebt, weil sie führerscheintechnisch einen großen potenziellen Fahrerkreis ansprechen und ihr gesetzlich vorgeschriebenes Leistungslimit innerorts nicht ins Gewicht fällt - in der City zählen 125er zu den schnellsten Verkehrsmitteln. Peugeots LXR 125 ist ein typischer Vertreter dieser Gattung. Obwohl der LXR unterm Löwen-Logo segelt, wird er in Taiwan bei Sanyang gefertigt. So lässt sich der Preis von 2 749 Euro erklären.Unauffällig gestaltet, bietet der vermeintliche Franzose seinem Nutzer ein sehr ausladendes Plätzchen, wenngleich die Sitzbank etwas schmal ausgefallen ist. Hinten erhöhen ausklappbare Rasten den Soziussitzkomfort.

Peugeot LXR 125
Das Hinterrad der LXR 125 von Peugeot Peugeot

Einmal aufs Knöpfchen gedrückt, springt der flüssigkeitsgekühlte Viertakter auf Anhieb an und gibt sich leistungsbereit. Bei der Höchstgeschwindigkeit legt der 10 kW/13 PS starke Motor die Messlatte mit 103 km/h recht hoch an, verglichen mit der normalen 125er-Konkurrenz. Aus dem Stand braucht der Roller zwar etwas Drehzahl zum Anfahren, dann prescht er jedoch spontan los und zeigt den meisten übrigen Verkehrsteilnehmern sofort die Chromkappe seines Schalldämpfers. Diese Spurtkraft hält er indes nicht übers gesamte Leistungsband, schon kurz vor Stadttempo haben ihn die Konkurrenten eingeholt. Für einen Leichtkraftroller verfeuert der kurzhubig ausgelegte und per Vergaser versorgte Vierventil-Sprintkönig mit vier Litern ein recht hohes Quantum fossilen Brennstoffs, was angesichts acht Liter Tankvolumen immer noch für eine respektable Reichweite von 200 Kilometern langt.

Diese kostet man gern voll aus, denn der LXR bietet ein narrensicheres Kurvenvergnügen. In Sachen Fahrstabilität gibt es nichts zu kritteln, egal, welche Herausforderungen die Versäumnisse des aktuellen Straßenbaus auch stellen. Dank der verwendeten Reifengröße von 100/80-16 vorn und 120/80-16 hinten liegt auch die Lenkpräzision auf gleich hohem Niveau. Ein wenig Sportsgeist verlangt dagegen der Federungskomfort, da die Federbeine mäßig unsensibel zu Werke gehen und die Telegabel auf unebenem Geläuf schnell schlapp macht. In Sachen Dynamik zeigt sich der Peugeot unfranzösisch zurückhaltend, der LXR benimmt sich beim Kurventänzchen recht behäbig.

Kein Verbundbremssystem

Leider muss der Franzose ohne Verbundbremssystem auskommen. Dieses Manko teilt er zwar mit dem überwiegenden Teil des 125er-Angebots, der Sicherheit wäre es dennoch zuträglich. So stoppt der LXR 125 rollertypisch vorwiegend mit der hinteren Scheibe, die Vorderbremse ist dagegen zahnlos. Wenigstens sorgen die großen Räder für ein sicheres Bremsverhalten. Bei heftigen Verzögerungen bleibt der Roller stabil und in Schräglage bleibt eine unangenehme Aufstellneigung aus.

Peugeot LXR 125
Peugeot LXR Peugeot

Doch die spezielle Konstruktion birgt auch Nachteile, wie beispielsweise Einfederbewegungen oder den großen Platzbedarf durch die Bauhöhe der Reifen. Letzteres minimiert vor allem den unter der Sitzbank zur Verfügung stehenden Platz und beeinträchtigt dadurch einen klassischen Rollervorteil: Die Möglichkeit, den Helm beim Stadtbummel sicher und wetterfest in den Roller einzuschließen. Beim Peugeot reicht der Platz gerade mal für einen Kleinen Jethelm. Weitere Ablagemöglichkeiten wie ein Handschuhfach sind beim LXR nicht vorgesehen, auch eine Sitzbank-Zentralverriegelung wäre praktisch. Über dem separaten Schloss und unmittelbar unterm Gepäckträger befindet sich beim LXR der abschließbare Tankstutzen, dadurch ist der Peugeot nur etwas umständlich zu betanken, kurz vor "voll" schwappt immer etwas Benzin aus der Öffnung.

Dennoch überwiegen die bauartbedingt guten Fahr- und Komforteigenschaften des Großradlers gegenüber den Nachteilen. Nicht zuletzt überzeugt der Preis von 2 749 Euro und die einfache Praktikabilität des Franzosen, der ja eigentlich ein Taiwaner ist. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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