Eroberer als Zwischenlösung

Peugeot 3008

Peugeot betritt das Segment der Kompaktvans. Mit dem 3008 setzen die Franzosen auf Pädagogik und neue Kunden.

Von Thomas Flehmer

Der Tiguan hat es vorgemacht. Im Eiltempo nahm der Kompaktvan aus Wolfsburg die Segmentspitze ein. Knapp zwei Jahre später schickt sich Peugeot an, einen ähnlichen Erfolg in der derzeit wachsenden Klasse anzustreben. «Der 3008 ist ein echter Eroberer», sagt Christian Peugeot, Kommunikationschef von Peugeot. Starke Worte für einen Wagen, der zwei Jahre zu spät kommt und Ansprüche stellt. Zu Gute kommt den Franzosen die zunehmende Stigmatisierung der großen Geländewagen, so sei -laut Christian Peugeot - der 3008 eine gute Alternative «für die Absteiger» aus den höheren Segmenten.

Kein übergroßes Löwenmaul

Die Absteiger müssen sich zunächst nicht mit einem übermäßigen Löwenmaul herumschlagen, dass den großen Bruder 4007 ziert. Der in Sochaux auf gleicher Plattform wie der 308 gefertigte 3008 tritt ein wenig dezenter auf, auch wenn der Kühlergrill weiterhin die erste Aufmerksamkeit auf sich lenkt wie ein Backfisch den jungen Teenager auf dem Schulhof. Langgezogene Scheinwerfer gehören mittlerweile zu jedem Automobil dazu und sollen - wie immer - mehr Aggressivität vorgauckeln.

Große Heckleuchten in angedeuteter Bumerang-Form zieren auf das Rückteil des 4,36 Meter langen Crossover. Hier gehen die Urteile über Schönheit und Hässlichkeit auseinander wie die Wirtschaftssysteme in Ost und West 40 Jahre nebeneinander verbracht haben. Unförmige Linien ergeben keine Harmonie. Geschuldet ist dies der zweigeteilten Heckklappe, die bereits beim 4007 zum Einsatz kam. Hierbei kann der untere Ladeboden durch das eine Klappenteil verlängert werden und zugleich ganz praktisch beladen werden. Werden Rückbank und selbst Beifahrersitz umgelegt, entsteht eine lange ebene Ladefläche.

Angenehmes Innenraum-Ambiente

Innenraum mit Premiumcharme Foto: Peugeot

Doch nicht nur als Transporter soll der Tiguan-Jäger seine Zeit verleben, sondern auch als Personenkraftwagen. Bis zu fünf Insassen schluckt der 3008. Dass die Personen in der ersten Reihe dabei den höchsten Komfort haben, ist klar. Doch auch im zweiten Abschnitt lässt es sich bequem leben, Kopf-, Sitz- und Beinfreiheit ist gegeben.

Zudem umhüllt Fahrer und Beifahrer ein recht angenehmes Ambiente auf erhöhten Sitzen. Eine lange Frontscheibe verstärkt den Eindruck, in einem großen Innenraum zu sitzen ebenso wie das optional erhältliche - ab der Ausstattungsvariante Premium serienmäßige Panorama-Glasdach. Überhaupt versucht Peugeot mit Premium-Ansprüchen ein Alleinstellungsmerkmal zwischen Tiguan, Kuga, Qashqai und Co. Zu schaffen.

Technische Innovationen mit Finanzierungsproblemen

Das Heck lädt nicht gerade zu Beifallsstürmen ein Foto: Peugeot

So bieten die Franzosen einen dynamischen Wankausgleich an, der sonst nur in höheren Klassen verbaut wird. Die Karosserie des ab Juni erhältlichen 1,5 Tonners mit dem 1,6 Liter großen Benziner und 156 PS hält dank eines hydraulischen Verbindungsmoduls zwischen den beiden hinteren Stoßdämpfern auch in Kurven spürbar die Gerade - selbst, wenn der 3008 seine Sportlichkeit ausspielt.

Denn sportlich ist der Crossover ohne Probleme zu fahren, die Schaltungwege sind kurz, der Antritt überzeugend, die Lenkung nicht ganz straff. Dass das Wankausgleichsmodul nur an der hinteren Achse verwendet wird, bei BMW liegt es über Kreuz zwischen beiden Achsen, ist der Wirtschaftlichkeit geschuldet. Chateau nennt es eine «Zwischenlösung».

Padagogische Eingriffe

Praktische Heckklappe erleichtert das Einsteigen Foto: Peugeot

Ebenfalls eine «Zwischenlösung» stellt der Abstandswarner dar, der im Headup-Display, das nicht direkt auf der Windschutzscheibe sitzt, sondern auf einer zuvor automatisch herausfahrbaren kleinen Scheibe angezeigt wird. Hier wurde aus wirtschaftlichen Gründen auf einen Abstandstempomaten verzichtet, der aktiv eingreift. «Der Warner ist ein pädagogisches Instrument, das den Fahrer in der Verantwortung lässt», so Chateau.

Und auch die 200 Euro teure Grip Control, mit der man das gut agierende Fahrwerk auf den jeweiligen Untergrund einstellen kann, bleibt nur - sie erraten es sofort - eine Zwischenlösung. Sie sei «nicht vergleichbar mit einem Allradsystem», sagt Chateau. Der Sprecher könnte auch sagen: Zuviel Premium versaut den Preis. Und das schadet dem Eroberer bei seinem angepeilten Siegeszug.

Platzhirsch bleibt Platzhirsch

Günstiger als der Tiguan Foto: Peugeot

So kostet der durchzugskräftige 1.6 THP aus der Kooperation mit BMW, einer von insgesamt vier Motoren im Angebot, in der Variante Premium mindestens 25.650 Euro, in der Topausstattung Platinum 2000 Euro mehr. Zum Vergleich: Platzhirsch Tiguan beginnt mit dem 1.4 TSI und 150 PS erst bei 27.200 Euro. Doch trotz des pekunären Vorteils wird der Eroberer zumindest in Deutschland aufgrund der hohen VW-Affinität nicht mehr darstellen als eine - wenn auch sehr gute - Zwischenlösung.

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