Peugeot 208: Flucht aus der Aufwärtsspirale

Mehr Platz trotz Schrumpfkur

Peugeot 208: Flucht aus der Aufwärtsspirale
Der Peugeot 208 präsentiert sich sehr agil. © Peugeot

Der Trend geht zu immer längeren Fahrzeugen. Dagegen präsentiert sich der Peugeot 208 nicht nur in engen Parkhäusern sehr wendig.

Von Holger Holzer

An Kleinwagen ist häufig nur noch der Name klein. Die ehemalige Einstiegs-Klasse ist in den vergangenen Jahrzehnten zielstrebig bis zur Viermeter-Grenze und darüber hinaus geschossen – mit den bekannt ungünstigen Effekten bei Parkplatzsuche und durch das Mehrgewicht auch auf den Spritverbrauch. Vor diesem Hintergrund ist es also zunächst erfreulich, dass Peugeot von der Aufwärtsspirale abgesprungen ist und den 208 gegenüber dem direkten Vorgänger 207 um sieben Zentimeter gekürzt und auch noch kräftig abgespeckt hat. Doch geht die Rechnung wirklich auf?

Peugeot 208 mit Eleganz statt Dynamik

Äußerlich ist die Schrumpfkur zunächst einmal gelungen. Der 208 wirkt kompakt und wendig, die Proportionen stimmen und zahlreiche nette Gestaltungsdetails wie der großzügige Einsatz von glänzendem Chrom heben ihn aus der Masse der Konkurrenz heraus. Dabei simuliert er nicht wie viele zeitgenössische Konkurrenten sportliche Dynamik, sondern setzt eher auf Eleganz.

Bei der ersten Sitzprobe im Fünftürer zeigt sich dann, dass nicht einfach mit der groben Schere gekürzt wurde. Stattdessen gleicht ein Plus an klugem Zuschnitt das Minus bei der Länge locker wieder aus. So ist die vordere Tür sehr weit vorne angeschlagen, so dass beim Öffnen auch fast der gesamte Fußraum freigegeben wird. Ein- und Ausstieg fallen dadurch besonders leicht.

Peugeot 208 mit tief angebrachtem Lenkrad

Der Peugeot 208 präsentiert sich sehr agil.
Tacho im Peugeot 208 oberhalb des Lenkradkranzes Peugeot

Sitzt man drin, fällt sofort der ungewöhnliche Zuschnitt des – übrigens sehr hochwertig wirkenden - Cockpits auf. Das Lenkrad ist tiefer als normal montiert, fast auf Bauchhöhe des Fahrers. Dadurch liegen Tacho und Drehzahlmesser oberhalb des Lenkradkranzes, nicht wie üblich im Inneren des Runds. Der Fahrer wird dadurch beim Blick auf die Instrumente weniger vom Verkehr abgelenkt, findet Peugeot.

Während des zweiwöchigen Tests war ein derartiger Vorteil allerdings nicht zu erkennen. Gestört hat die seltsame Anordnung allerdings auch nicht – zumindest bei einem Fahrer mit durchschnittlicher Statur. Trotzdem sei Kaufinteressenten eine intensive Probesitzung empfohlen, da das tiefe Lenkrad ein wenig an die Fahrt im Kinderkarussell erinnert und vielleicht nicht jedermanns Geschmack trifft.

Überzeugender Verbrauch mit dem Peugeot 208

Der Peugeot 208 präsentiert sich sehr agil.
Das Lenkrad des Peugeot 208 ist sehr klein ausgefallen Peugeot

Zweite Besonderheit am Lenkrad ist der kleine Durchmesser. In Kombination mit der tiefen Position soll das Volant den 208 besonders sportlich und wendig wirken lassen, was aber durch das synthetisch wirkende Lenkgefühl sofort wieder konterkariert wird. Schade, denn eigentlich bringt der Kleinwagen mit seinen handlichen Abmessungen und dem verbindlichen Fahrwerk alles Nötige für eine kleine Fahrspaßmaschine mit.

Zumindest mit dem getesteten Dieselmotor bleibt das aber Theorie. Der 1,6-Liter-Selbstzünder mit 68 kW/92 PS bietet zwar ordentlich Drehmoment (230 Nm), geht aber eher verhalten zur Sache und lastet auch spürbar schwer auf der Vorderachse. Dafür überzeugt er mit einem Praxisverbrauch von nur knapp fünf Litern. Außer für Vielfahrer dürfte trotzdem einer der Drei- und Vierzylinder-Benziner die bessere Wahl sein. Die gibt es aktuell im Leistungsband von 50 kW/68 PS bis 115 kW/156 PS.

Viel Platz im Peugeot 208

Der Peugeot 208 präsentiert sich sehr agil.
Mehr Platz im Peugeot 208 als im Vorgänger Peugeot

Aber zurück zum Raumkonzept – das ist bei allen Motorisierungen identisch. Zumindest auf den Vordersitzen geht der Plan der Peugeot-Ingenieure voll auf. Vorne sitzt es sich sehr luftig, ein Eindruck der durch die tief heruntergezogenen Seitenscheiben und das optionale Panoramadach noch gestützt wird. Hinten sitzt es sich nicht schlechter als beim längeren Vorgänger, die Kopffreiheit ist gefühlt sogar besser, stieß man im 207 als Großgewachsener doch oben schon mal an.

Und auch der Kofferraum kann sich sehen lassen: 285 Liter sind mehr als bei den meisten Konkurrenten. Zwar findet sich auch hier die klassenübliche Stufe zwischen Gepäckraumboden und Ladekante, dafür ist der Ausschnitt angenehm breit, so dass auch sperrige Güter ohne Verkanten passen. Allerdings belässt es der Fünfsitzer auch bei diesen eher klassischen Tugenden. Eine erhöhte Variabilität – wie sie etwa in Form einer verschiebbaren Rückbank von einigen Konkurrenten bekannt ist – bietet er nicht.

Peugeot 208 derzeit ab 9900 Euro

Bei den Preisen gibt sich der kleine Franzose bescheiden. Die Einstiegsversion mit dem 50 kW/68 PS starken Benziner ist schon ab 11.600 Euro zu haben, ein derzeit verfügbares Sondermodell gibt es sogar für 9900 Euro. Alle Versionen bieten sechs Airbags, elektrische Fensterheber und ein in Höhe- und Weite verstellbares Lenkrad. Für zusätzliche 1850 Euro für das Ausstattungsniveau "Active" ist dann alles wichtige inklusive Klimaanlage und CD-Radio an Bord. Die getestete Dieselversion steht mit 16.600 Euro in der Preisliste, kommt dann aber bereits als "Active" daher.

Peugeot zeigt beim 208, wie man der ständigen Aufwärtsspirale entkommt, ohne Zugeständnisse bei Raumangebot und Komfort zu machen. Der Vier-Meter-Kleinwagen wartet mit zahlreichen Ideen auf, die zwar nicht immer genial (siehe Cockpitaufbau), aber zumindest charmant und originell sind. So sticht er aus dem großen Angebot an Kleinwagen auf seine Art heraus. (SP-X)

Vorheriger Artikel«Premium-Segment relativ stabil»
Nächster ArtikelGeisterfahrer sorgt für Horror-Crash auf A5
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden