Ein neuer Anlauf

Opel hat den Zafira nicht nur einem Facelift unterzogen, sondern ihm auch neue Motoren spendiert. Ob er damit das Zeug hat, dem Touran Kunden abzujagen, zeigt unser Test.

Von Frank Mertens

Opel rühmt sich gern seiner innovativen Ideen. Dazu gehört auch das Flex7-Sitzsystem im Zafira. Damit lässt sich der Familien-Van in Sekundenschnelle von einem Sieben- in einen Fünf- oder Drei- bis hin zu einem Zweisitzer umbauen. Das funktioniert genial einfach - die hinteren Sitze werden einfach im Fahrzeugboden versenkt. Damit entfällt der früher so nervige Ausbau. Mit der Idee der versenkbaren Sitze war Opel Trendsetter, andere wie der VW-Konzern haben es wie beim Touran nachgemacht - und liegen bei den Absatzzahlen vorn.

Eklatanter Einbruch

Seit der Premiere im Jahr 1999 konnte Opel vom Zafira zwar über zwei Millionen Einheiten verkaufen, allein in 2007 setzte der Autobauer aus Rüsselsheim europaweit 194.000 Zafira ab. Doch auf dem heimischen Markt entschieden sich nur 35.000 Käufer für den Zafira. Damit, so räumt Opel ein, seien die Zielsetzungen von 40.000 Fahrzeugen verfehlt worden. Dass das nicht geklappt hat und der Zafira im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 29,7 Prozent ausweist, wird auf die schlechten Gesamtsituation auf dem deutschen Automarkt zurückgeführt.

Andere Hersteller sind davon jedoch weniger stark betroffen. Beispiel VW. Der Touran musste im Segment der Großraum-Vans zwar auch ein Minus hinnehmen, es lag mit 73.081 verkauften Fahrzeugen jedoch bei «nur» 12,4 Prozent. Damit ist der Touran klar Marktführer im Segment. Doch in diesem Jahr soll alles besser werden: der Zafira soll den Abstand zum Konkurrenten aus Wolfsburg verkleinern.

Verhaltenes Facelift

Die Rückleuchten wurden neu gestaltet Foto: Opel

Dafür schicken die Rüsselsheimer ab Mitte Februar den überarbeiten Zafira ins Rennen um die Käufergunst. Von außen hat sich dabei nur wenig geändert. Um die Modifikationen am Design zu erkennen, muss man schon zweimal hinschauen. Hat man es getan, erkennt man an der Front etwas mehr Chrom, um die Nebelscheinwerfer herum wurde die Frontschürze modifiziert und eine leicht nach vorn gewölbte Frontlippe. In Kombination mit den anders gestalteten Seitenschwellern soll der Zafira dynamischer wirken, wie Produktmanagerin Silvia Draxler sagt.

Am Heck stechen neue Rückleuchten ins Auge. Etwas mehr Chromapplikationen finden sich auch im Innenraum wieder - an den Dekorleisten und den Drehknöpfen fürs Radio und die Klimaanlage. Das war es dann auch schon.

Keine Sportskanone

Das Cockpit im überarbeiteten Zafira Foto: Opel

Die größten Veränderungen gibt es bei den Motoren. Hier bietet Opel gleich drei neue Aggregate an: Den 1.6 Liter Benziner mit 85 kW/115 PS und den 1.7 Liter CDTI mit 81 kW/110 PS beziehungsweise 92 kW/125 PS. Die beiden letztgenannten Motoren lösen die 1.9 Liter-Diesel mit 100 respektive 120 PS ab.

Von uns getestet wurde der 1.7 Liter CDTI mit 125 PS. Er bietet dem Fahrer ein maximales Drehmoment von 280 Nm, das bei 2300 U/min, anliegt. Der Vierzylinder-Motor, der um rund zehn Kilogramm an Gewicht verloren hat, zeichnet sich dabei durch eine hohe Laufruhe aus. Doch eine Sportskanone ist dieser Motor nicht, auch wenn Opel mit dem Downsizing-Konzept mehr Leistung und weniger Verbrauch verspricht. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Der Zafira sprintet von 0 auf 100 km/h in 12,3 Sekunden, erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 189 km/h und schluckt dabei laut Hersteller 5,7 Liter Diesel, was einem CO2-Ausstoß von 152 Gramm pro Kilometer entspricht. Das sind Werte, die für den Alltag mehr als ausreichen. Und wer wirklich noch mehr Leistung will, der kann sich unter den insgesamt zehn im Angebot befindlichen Aggregaten - darunter ein Erdgasfahrzeug - ja für den 1.9 CDTI mit 150 PS oder gleich die Sportvariante OPC mit 240 PS entscheiden.

Stimmiges Gesamtpaket

Variabel je nach Lust und Laune Foto: Opel

Für alle anderen, die gut durch den Alltag kommen wollen, ist der 1.7 CDTI genau das richtige Fortbewegungsmittel. Der neue Zafira fährt sich so gut, wie es der alte bereits getan hat. Die Sechsgangschaltung funktioniert tadellos, die Lenkung spricht direkt an, das Fahrwerk ist eben so wenig zu beanstanden.

Über die Variabilität und die Wertigkeit des Innenraums muss auch nicht lange diskutiert werden - sie ist mehr als stimmig. Als Fünfsitzer verfügt der Zafira über ein Kofferraumvolumen von 645 Liter, als Zweisitzer über stattliche 1820 Liter. Mehr brauchen selbst Großfamilien nicht. Die Modellpflege gerät für den Kunden übrigens kostenneutral - trotz besserer Motoren und optischen Retuschen bleibt der Einstiegspreis gleich: Er liegt für den 1.6er bei 21.210 Euro. Der von uns getestete 1.7er mit 125 PS steht in der Einstiegsversion mit 24.800 Euro in der Preisliste. Geht man allein von den Rahmendaten aus, dann spricht nichts dagegen, dass der Zafira in diesem Jahr dem Touran Kunden streitig macht. Denn er ist ein ebenbürtiger Gegner. Doch das war er eigentlich auch schon vor der Modellpflege.

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