Praktischer Mini

Opel bringt im April die zweite Generation des Agila auf den Markt. Der neue Kleinstwagen der Rüsselsheimer sieht nicht schlecht aus. Leider könnte die Preispolitik den ganz großen Erfolg verhindern.

Von Frank Mertens

Kommt ein neues Auto auf den Markt, dann versteigen sich die Marketingstrategen bei den Autoherstellern gern in verbale Höhenflüge. Das ist auch beim neuen Opel Agila nicht anders. So sollte die zweite Generation dieses Kleinwagens im Vergleich zum Vorgänger vor allem eines werden: sexier!

Gefälliges Design

Nun, ob das gelungen ist und ob ein Auto überhaupt sexy sein kann, sei dahingestellt. Eines ist der neue Opel Agila aber auf jeden Fall: es ist ein Auto, über dessen Kauf man sich bei der Suche nach einem Kleinstwagen durchaus Gedanken machen sollte. Denn mit seinem Design - auch wenn es stark an den gemeinsam konzipierten Suzuki Splash oder mit seinem steilen Heck an den Renault Modus erinnert - ist der neue Agila in der Lage, sich Freunde zu schaffen.
Die Zeiten des kantigen Vorgängers - der sich immerhin über 440.000 Mal verkaufte - sind vorbei. Der neue Agila zeichnet sich durch fließende Linien aus. Das sieht man vor allem an der Front, an der die breite Chromspange mit dem Blitz in der Mitte thront. Die großen Scheinwerfer verleihen dem Kleinen zudem einen frechen Auftritt.

Überzeugendes Raumgefühl

Viel Platz vorhanden Foto: Opel

Vor allem aber vermag der neue Agila durch sein Raumgefühl zu überzeugen. So verfügt er nicht nur über fünf Türen, sondern auch über fünf Sitze. Und die Sitze im Fond verdienen sogar ihren Namen: Selbst großgewachsene Mitfahrer finden hinten geräumigen Platz. So ist der Agila in fast allen Bereichen gewachsen: In der Länge um zwanzig Zentimeter auf 3,74 Meter und in der Breite (1,68 m) um sechs Zentimeter. Nur bei der Höhe hat der Agila abgespeckt: Hier weist er aufgrund seiner abfallenden Dachlinie sieben Zentimeter (Gesamthöhe: 1,59 Meter) weniger als der Vorgänger auf. Die Passagiere braucht das nicht stören: es ist auch mit diesen neuen Maßen für ausreichend Kopffreiheit gesorgt.

Ohnehin erweist sich der Agila als ein ausgesprochen alltagstaugliches Gefährt. Nicht nur das Platzangebot für die Passagiere ist stimmig, sondern auch das für Gepäck. Der Kofferraum fasst 225 Liter, legt man die Rücksitzbank um, stehen 1040 Liter zur Verfügung. Das ist in dieser Klasse mehr als anständig. Gut zu Gesicht gestanden hätte dem Agila indes eine verschiebbare Rückbank, doch darauf wurde leider verzichtet. Ohnehin vermisst man in diesem neusten Modell der Rüsselsheimer eine richtig pfiffige Idee, die den Agila von der Konkurrenz abhebt. Dabei wäre das bitter nötig gewesen. Denn der Agila wurde in Kooperation mit Suzuki entwickelt und fußt auf der gleichen technischen Basis wie der Splash.

Positiv: Die erhöhte Sitzposition

Das Cockpit mit dem großen Tachometer Foto: Opel

Ein großes Plus des Agila ist ohne Frage seine erhöhte Sitzposition, sie erleichtert nicht nur das Ein- und Aussteigen, sondern verschafft auch einen besseren Rundumblick. Das werden viele Kunden zu schätzen wissen. Doch auch das ist kein Alleinstellungsmerkmal mehr, so etwas kennt man beispielsweise auch von einem Renault Modus.

Die Instrumente im Agila sind funktional, wenngleich der Eindruck aufkommt, dass man sich auch hier von anderen Herstellern hat inspirieren lassen. So weckt der Tachometer Erinnerungen an das Center Speedo im Mini, wenngleich es beim Opel glücklicherweise hinter dem Lenkrad angebracht ist. Die Wertigkeit der Materialien ist für ein Auto dieser Klasse okay - mehr aber auch nicht. So muss man sich mit dem Plastikschick der Türinnenverkleidung erst anfreunden. Nicht wirklich schön ist auch der Anblick der freiliegenden Schraube im Türgriff, hier hätte sich die Investition einer kleinen Abdeckung gelohnt. Apropos Blinker: Der Ton des Blinkers gehört verboten, er ist so nervig, dass der Fahrer geneigt ist, beim Spurwechsel oder Abbiegen ganz auf die Betätigung zu verzichten.

Schalthebel erhöht

Putzige Ansicht Foto: Opel

Praktisch ist der leicht erhöht angebrachte Schalthebel in der Mittelkonsole; er ermöglicht ein bequemeres Betätigen der manuellen Fünfgangschaltung, die allerdings leicht hakelig funktioniert. Mit Blick auf die Fahreigenschaften macht der Agila keine schlechte Figur. Der von uns getestete 1.3 CDTI mit 55 kW/75 PS ist zwar kein Sprintwunder, reicht aber für ein solches Fahrzeug mehr als aus. Das Fahrwerk macht einen guten Eindruck; Wank- und Nickbewegungen sind nicht feststellbar.

Sein maximales Drehmoment von 190 Nm stellt der Vierzylinder bei 1750 Umdrehungen in der Minute zur Verfügung. Der von GM entwickelte Diesel schafft es in 13,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und soll nur 4,5 Liter verbrauchen. Damit spuckt er gerade einmal 120 Gramm des klimaschädlichen C02 pro Kilometer in die Luft.

Zu teurer Diesel

Kein billiger Spaß Foto: Opel

Der Spaß, einen Diesel zu bewegen, ist allerdings nicht billig: dafür muss der Kunde mindestens 16.010 Euro bezahlen. Wer annimmt, dass er dafür jedoch ein gut ausgestattetes Fahrzeug vor der Tür zu stehen hat, irrt. Für ESP - das nur optional erhältlich ist - werden beispielsweise 360 Euro fällig und für Kopfairbags 390 Euro. Bei dieser Preispolitik fragt man sich, wer sich für einen Agila entscheiden soll. Denn schaut man sich in der Modellpalette von Opel um, bekommt man für diesen Preis bereits einen gut ausgestatteten Corsa. Der Rüsselsheimer Bestseller ist mit der 1.0 Liter gr0ßen Ecotec-Maschine (44 kW/60 PS) ab 11.420 Euro zu haben.

Gut, einen Agila kann man auch schon für 9900 Euro erwerben. Dafür erhält man indes einen karg ausgestatteten 1.0 Liter-Benziner mit 48 kW/65 PS. Mit einigen Extras ist man aber auch hier schnell auf 12.000 Euro angelangt. Für den 1.2 Liter (63 kW/86 PS) werden 13.700 Euro aufgerufen.

Wieso sollte man sich also einen Opel Agila kaufen und nicht einen Suzuki Splash, der je nach Motorisierung zwischen drei und fünf Prozent weniger kostet? Allein wegen des besseren Händlernetzes von Opel sicherlich nicht. Von daher wird es spannend zu sehen, wie sich der Agila am Markt behaupt. Die Marketingstrategen hoffen, dass sich der neue Kleinstwagen im Angebot pro Jahr europaweit bis zu 80.000 Mal verkauft. Mal schauen, ob das bei dieser Preispolitik und angesichts der Konkurrenz des Zwillingsbruder Suzuki Splash gelingt.

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