Nissan Note 1.5 dCi: Dem R4 auf der Spur

Der Nissan Note ist ein Auto für Pragmatiker: Viel Platz, variabel nutzbar – zum Erlebnis macht er das Fahren allerdings nicht.

Von Stefan Grundhoff

Als der Renault 4 in den 60er Jahren seinen Siegeszug durch Europa antrat, da staunten die Experten und das Volk freute sich über ein billiges und praktisches Alltagsauto. Jetzt hat man den Eindruck, Nissan lasse seinen Note auf den Spuren des R4 wandeln. Einer für jeden Tag und jede Gelegenheit - nur moderner.

Viel Platz für alle

Die Essenz des R4: vier Türen, eine große Heckklappe, Platz für alles zwischen zwei und fünf Personen, dazu ein Preis, der europaweit seinesgleichen suchte. Die einen fuhren mit dem Vierer zur Arbeit, andere die Kinder in die Schule und einige durchkreuzten mit dem kantigen Enten-Konkurrenten die Sahara. Rückbank raus, Studentenumzug rein, oder den Großeinkauf direkt neben den Kindersitz auf die Rückbank.

So einen wie den Nissan Note gab es also schon einmal. Und der Japaner trägt auch Renault-Gene in sich: Verwandt mit dem Renault Modus, ist er ungemein praktisch, für alles gewappnet und hat ebenso wie der R4 ein paar Schwächen.

Schiebefenster hat er allerdings nicht, auch verzichtet er auf die legendär katastrophale Verarbeitung und ein Komfortniveau, das kaum über dem eines Brückenschlafplatzes lag. Fünf Türen, endlos viel Platz in der zweiten Reihe, Klapptische und die wichtigsten Komfortextras sind beim familiären Nissan sämtlich auf der Höhe der Zeit. So lässt sich die Rückbank im Handumdrehen verschieben. Und wenn das nicht reicht, wird mit ein paar Handgriffen umgeklappt. Der innovative Zwei-Etagen-Kofferraum hat dabei ebenso seine Vorteile wie der umlegbare Beifahrersitz. Der Kofferraum kann nahezu 1000 Liter schlucken und dank einer maximalen Ladelänge von 2,40 Metern steht dem nächsten Abstecher in den Baumarkt nichts mehr entgegen.

Kein Komfort-Wunder

Damit ist der Note ein Wagen für alle, die praktischen Alltagsnutzen höher gewichten als Motorleistung und Image - von beidem bietet der Note nicht viel. Dafür genießen Fahrer oder Fahrerin die Annehmlichkeiten des variablen Innenraums, die gute Rundumsicht sowie die hohe Sitzposition.

Innere Größe: Kofferraum des Nissan Note Foto: Press-Inform

Die Sitze sind Welten von den wabbeligen Hängematten eines Renault 4 entfernt. Gut sind sie, abgesehen von einem Geheimfach unter dem Beifahrersitz, jedoch ebenfalls nicht. Die Verstellmöglichkeiten sind allenfalls mittelprächtig und sowohl beim Seitenhalt als auch bei der Beinauflage reicht es beim Note kaum zu einem ausreichend. Der Fahrer hat Mühe eine wirklich gute Sitzposition zu finden. Auch das Lenkrad lässt sich nur unzureichend verstellen. Im Dunkeln sind die Bedieneinheiten für Soundsystem (am Steuer) und elektrische Fensterheber (in den Türen) unbeleuchtet und man tastet herum. Im Fond sitzen groß gewachsene Personen trotz des üppigen Platzangebotes nicht wirklich bequem. Immerhin lassen sich die Kopfstützen angenehm weit nach oben ausziehen.

Auch antriebsseitig weckt der 4,08 Meter lange Note nicht gerade große Gefühle. Zwar nicht so schlimm wie beim Renault 4, mit dem jeder Überholvorgang ein Spiel mit dem Feuer und die Fahrt in den Italienurlaub eine Tortur für alle Mitreisenden war. Aber der 1,5 Liter große Commonrail-Diesel des Note, der für die meisten die interessanteste Wahl sein dürfte, ist vor allem ein solider Arbeiter und genügsamer Sparer. Das recht müde werkelnde Aggregat leistet 63 kW / 86 PS mit 200 Newtonmetern maximalem Drehmoment, die mit eifrigen Schaltvorgängen bei Laune gehalten werden müssen.

Dröhnig und sparsam

Nicht nur auf längeren Strecken nervt das hohe Geräuschniveau, denn einen sechsten Gang sucht man vergebens. So dröhnt es ab Tempo 130 mächtig und lange Steigungen nimmt das Dieselaggregat gerade im beladenen Zustand alles andere als souverän. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei gemessenen 172 km/h - immerhin. Erfreulich zeigt sich dagegen der Verbrauch. Im Praxistest gab sich der 1,4 Tonnen schwere Japan-Franzose mit 5,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern zufrieden.

Sach-orientiert: Der Innenraum des Nissan Note Foto: Press-Inform

Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt. Allzu schwammig - wie in Zeiten des R4 ist man trotzdem nicht unterwegs. Die Lenkung ist angenehm präzise und gerade bei geringem Tempo leichtgängig. Das erleichtert das Einparken in der City. Die hakelige Schaltung ist jedoch alles andere als überzeugend.

Die Preisskala für den Nissan Note beginnt mit 13.690 Euro für den Visia 1.4. Deutlich attraktiver ist jedoch der höherwertige Note Acenta mit ESP, Klimaautomatik und Kopfairbags. Er kostet mit dem 1,5-dCi-Aggregat 16.990 Euro. So ordentlich sich die Serienausstattung präsentiert, so unzureichend sind die Extras. Mehr als Einparkhilfe, Keyless-Entry, Metalliclack und Alufelgen stehen kaum in der Aufpreisliste. Standesgemäße Extras wie Schiebedach oder ein Navigationssystem sind nicht einmal gegen Aufpreis zu bekommen. Da werden auch einige Mütter nur mit dem Kopf schütteln können. Auf längeren Strecken würde man sich auch einen Tempomaten wünschen - ebenfalls Fehlanzeige.

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