Nissan Leaf: Fahrkomfort der anderen Art

Auto des Jahres 2011

Nissan Leaf: Fahrkomfort der anderen Art
Der Nissan Leaf kommt mit Verspätung nach Deutschland © Nissan

Mit Verspätung kommt der Nissan Leaf nach Deutschland. Das ab April erhältliche Elektroauto bietet einen äußerst angenehmen Fahrkomfort – allerdings auch zu einem recht hohen Preis.

Von Thomas Flehmer

Massagefunktion, Getränkekühler oder Abstandstempomat sind als Komfortelemente besonders in Fahrzeugen der höheren Klassen gefragt und ziehen langsam die Segmente hinunter. Am Nissan Leaf ziehen diese Wohlfühl-Assistenten vorbei – allerdings ohne nachhaltigen Schaden anzurichten. Denn das Elektroauto, das im letzten Jahr bereits zum "Auto des Jahres" in Europa gewählt wurde, bietet Fahrkomfort der anderen Art.

Nissan Leaf schafft bis zu 175 Kilometer

Fast geräuschlos geht es im Leaf, der von der Front her ein wenig an den Hybrid-Pionier Toyota Prius erinnert, voran. Nach dem Drücken des Starterknopf s bleibt es genauso ruhig wie davor. Allerdings ist der 4,45 Meter lange Viersitzer startbereit. Einmal den knubbligen Schalthebel betätigt und den Fuß von der Bremse lösen, schon kann es losgehen. Leise rollt der Leaf auf die Straße und reiht sich in den Verkehr ein. 152 Kilometer Reichweite zeigt der Bordcomputer zu Fahrtbeginn an, bis zu 175 Kilometer soll die Batterie reichen, ehe sie wieder an die Steckdose muss.

Wer vorausschauend im Berliner Stadtverkehr mitschwimmt, wundert sich nach einigen gefahrenen Kilometern, dass die Reichweite kaum nachlässt. Wer das Auto vor den roten Ampeln ausrollen lässt oder langsam bremst, sorgt dafür, dass der Batterie wieder Energie zugeführt wird, im Fachjargon Rekuperation genannt.

Fahrspaß auch im Nissan Leaf

Recht zügig geht es auch im Nissan Leaf voran Nissan

Trotz der sparsamen Fahrweise ist der Nissan dabei kein Verkehrshindernis, sondern kann gut mitziehen. Das Fehlen von Motorengeräuschen macht die Fahrt dabei sehr angenehm und entspannt die Insassen, die die Fahrt geruhsamer angehen als mit Verbrennungsmotor. Die Sitze sind nicht ganz so stark konturiert, doch die Bequemlichkeit passt gut zu dem Charakter des Leaf.

Und der Fahrspaß bleibt dabei nicht auf der Strecke. Denn mit dem Nissan, der von einem 80 kW/109 PS starken Elektromotor völlig ausreichend angetrieben wird, geht es recht zügig voran. Vom Start weg stehen die 280 Newtonmeter maximalen Drehmoments bereit. Das heißt, dass beim Ampelstart der benachbarte BMW einfach stehen gelassen werden kann.

In 11,9 Sekunden erreicht der Nissan Leaf 100 km/h

Kein Schnickschnack im Cockpit des Nissan Leaf Nissan

Auf dem Weg zur 100 km/h-Marke wird es dann behäbiger, aber 11,9 Sekunden für den Sprint sind ausgezeichnete Werte. Ebenso fix kann sich der Leaf auf der Autobahn auf der linken Spur einordnen. Auf den Tempo begrenzten Stadtautobahnen hat er überhaupt keine Probleme, ansonsten ist bei 145 km/h Schluss.

Doch ebenso fix wie der Leaf in den dreistelligen km/h-Bereich hineinfährt, ebenso schnell vermindert sich die Reichweite, da für mehr Geschwindigkeit auch mehr Energie benötigt wird. Schnell sind es nur noch 130 Kilometer, die auf der Uhr stehen.

Klimaanlage frisst Reichweite des Nissan Leaf

Bis zu acht Stunden Ladezeit dauert es beim Nissan Leaf Nissan

Kurz zuvor waren es sogar nur 109 Kilometer, nachdem die Klimaanlage eingeschaltet wurde. Je nach Wärmezustand des Motors und der Batterie sowie des Klimas kann die Benutzung der Klimaanlage gut 40 Kilometer Reichweite kosten. Da sagt man sich, dass man früher auch mit herunter gekurbelten Fenster fahren und trotzdem am Zielort ankommen konnte.

Also Klimaanlage wieder aus und von der Autobahn runter. Nach gut 35 gefahrenen Kilometern steht eine Reichweite von 128 Kilometern immer noch zur Verfügung, ehe der Nissan wieder an die Steckdose muss. Beim normalen Stromanschluss dauert die Ladezeit bis zu acht Stunden, mit einem speziellen Anschluss sind 80 Prozent der Batterie innerhalb einer halben Stunde aufgefüllt.

Nissan Leaf ab 36.990 Euro

Mit dem Nissan Leaf können auch Kurven recht agil angegangen werden Nissan

Dass der Leaf in Deutschland mit Verspätung erst ankommt, hat mit den fehlenden staatlichen Zuschüssen für alternative Antriebe zu tun, die es in anderen Ländern gibt. So muss der Leaf-Anhänger 36.990 Euro investieren, um elektrisch zu fahren. Viel Geld für ein begrenztes Fahren. Vornehmlich werden in Deutschland deshalb Flottenkunden eine oder mehrere von den in diesem Jahr 700 Einheiten zur Verfügung sich leisten.

Weltweit ist der Privatmarkt laut Nissan führend. Dort haben von den bisher verkauften 25.000 Fahrzeugen lediglich 1000 Stück den Weg in das Gewerbe gefunden. Dabei böte sich gerade für Vielfahrer in der Stadt oder am Stadtrand der Leaf gut an – mit einem Fahrkomfort der anderen Art könnte auch der stressige Alltag im Straßenverkehr sehr viel entschleunigter bewältigt werden.

Vorheriger ArtikelJaguar kehrt mit XF Sportbrake zum Kombi zurück
Nächster ArtikelFragen an den Autopapst im März 2012
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden