Juke im Windschatten des Qashqai

Nissan Juke 1.5 dCi

Nissan komplettiert die Crossover-Familie nach unten. Der Juke ist eine Mischung aus Sportwagen und Mini-SUV.

Von Thomas Flehmer

Der Grundstein für den Juke wurde bereits vor ein paar Jahren gelegt. Mit dem Qashqai stellte der japanische Hersteller einen SUV-ähnlichen Wagen vor, der das ansonsten eher bieder gestaltete Segment aufmischte. Der Erfolg des nach einem Nomadenstamm benannten Crossovers machte Ingenieure und Designer kreativ. Mit dem Juke hofft Nissan ab dem 9. Oktober auf einen ähnlichen Erfolg - nur ein Segment tiefer.

Raubkatze auf dem Sprung

20 Zentimeter in der Länge weniger als der Qashqai misst der Juke und kommt so auf eine Länge von 4,14 Metern. Die höher gelegte Position der Karosserie und das athletische Auftreten lassen den Juke nun auch in diesem Segment eine einsame Stellung einnehmen - zumindest bis Mini demnächst auch den Countryman einführen wird. Die anderen Lifestyle-Kleinwagen wie Audi A1, Citroen DS3 oder der Alfa MiTo besitzen keine SUV-Attribute.

Von der Seite aus betrachtet sorgen die dominant wirkenden Heckleuchten dafür, dass der Juke einer gerade im Sprung befindlichen Raubkatze ähnelt. Und auch die Frontscheinwerfer sind ebenso prägnant platziert und verleihen dem Juke einen interessanten Auftritt. Freilich, aber das bleibt jedem selbst überlassen, trifft das extrovertierte Design nicht jedermanns Geschmack, wirkt aber wohl besonders auf die Zielgruppe junger Autofahrer anziehend.

Mittelkonsole im Motorradstil

Individuell gestalteter Innenraum Foto: Nissan

Ebenso im Innenraum, wo die Mittelkonsole in Wagenfarbe in der Form eines Motorrad-Tanks gestaltet wurde. Auch die Innenseiten der Türen sind ganz juvenil und modern eingerichtet. Die Instrumente erscheinen da fast schon bieder. Dagegen sollen die beiden Displays in der Mitte die Technikaffinität der jüngeren Klientel wecken. Besonders die Bedienung von Klimaanlage und der speziellen Fahrdynamik-Modi sind leicht zu bedienen und wirken dabei erfrischend.

Da fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass die Sitze etwas weich sind und die Schaltung des Sechsgang-Getriebes etwas hakelig zu bedienen ist. Platz ist auf allen Sitzen vorhanden und selbst hinten lässt es sich für Heranwachsende und Erwachsene gut aushalten. Müßig zu erwähnen ist es, dass die gedrungene Form der Karosserie - wie bei vielen aktuellen Modellen aller Hersteller - die Rundumsicht einschränkt und auch der Kofferraum mit seinen 251 Litern Volumen, die auf 830 Liter ausgebaut werden können, etwas begrenzt ist.

Altbewährtes aus dem Allianz-Regal

Raubkatze auf dem Sprung Foto: Nissan

Bei den Motoren setzt Nissan auf Altbewährtes aus der Renault-Nissan-Allianz. Neben dem 86 kW/117 PS starken 1,6 Liter großen Benziner ist der 1.5 dCi mit 81 kW/110 PS der Volumenmotor, der den Juke auch von der Kraft her anständig, aber recht laut und rauh durch die Straßen chauffiert.

240 Newtonmeter stehen bei 1750 Kurbelwellenumdrehungen zur Verfügung und bringen den Juke innerhalb von 11,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 km/h. 5,1 Liter stehen dann auf der Borduhr, wenn man den Fahrspaß, den der kleine Crossover garantiert, nicht auslebt.

Schlappe 190 PS

Bis zu 830 Liter Kofferraumvolumen Foto: Nissan

Wer es kraftvoller möchte, setzt auf den 1,6 Liter großen Turbo-Benziner mit 140 kW/190 PS und Allradantrieb. Zwar wird die Kraft auf alle vier Räder sehr je nach Straßenlage sehr individuell verteilt, doch das Sechsgang-CVT-Automatikgetriebe raubt dem kleinen Sport-SUV doch so manche Pferdestärken.

Sicher ist der Vortrieb recht sportlich ausgelegt, doch 190 PS müssten sich bei einem zwischen 1,2 und 1,4 Tonnen schweren Kleinwagen doch anders anfühlen, auch wenn der Sprint innerhalb von acht Sekunden vollzogen sein soll. 215 km/h Höchstgeschwindigkeit werden demnächst aber so manchen alteingesessenen Autobahnfahrer die Augen reiben lassen.

Wiederholung des Erfolgs

Erfolg quasi garantiert Foto: Nissan

Trotzdem sollte der 1.5 dCi mit einer Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h vollkommen ausreichen - auch unter Preisgesichtspunkten. 18.890 Euro müssen für den Selbstzünder auf den Tisch gelegt werden, der Basisbenziner beginnt 1900 Euro eher, der 1.6 Turbobenziner dagegen 2300 Euro später.

Doch das Topmodell wird nicht so viele Kunden ziehen wie die beiden kleinen Aggregate, die absolut die Eigenschaften besitzen, den Erfolg des Qashqai zu wiederholen - nur ein Segment tiefer.

Vorheriger ArtikelAuf der Suche nach Wallanders Peugeot
Nächster ArtikelStatussymbol Dienstwagen
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden