Unterwegs im «Jetfighter»

In den achtziger Jahren war der Mitsubishi Lancer eine coole Reisschüssel. Mit der bereits neunten Generation wollen die Japaner die Sportlimousine wieder ins rechte Licht rücken.

Von Thomas Flehmer

Es sind die lang gezogenen Scheinwerfer, die einem einfallen, wenn vom Lancer die Rede ist. In den 80 Jahren schmückten die Leuchten das Heck des Kombi derart, dass sie auch noch 20 Jahre später in Erinnerung bleiben. Doch was war eigentlich in diesen 20 Jahren mit dem Lancer passiert? Da setzt die Erinnerung dann eher wieder aus. Die mittlerweile neunte Generation seit 1973 soll nun etwaige Gedächtnislücken erst gar nicht aufkommen lassen. Die ersten Testkilometer unterstreichen den Anspruch des Unternehmens, die dem neuen Lancer den Begriff Sportlimousine aufbürdete.

Aggressive «Jetfighter-Front»

Doch der Titel für den neuen Lancer, der sich die Plattform mit dem höherklassig angesetzten Outlander teilt, ist nicht zu hoch gegriffen. Allein schon der erste Anblick auf die Frontpartie verspricht viel Spannung. Mitsubishi betitelt den großen, trapezförmigen Kühlergrill und die schräg zulaufende Haifischnase als «Jetfighter-Front». Und in der Tat vermittelt das Gesamtpaket mit der langen Motorhaube und den kleinen Scheinwerfern á la Alfa Romeo eine Menge Aggressivität.

Auch die Seitenlinie des insgesamt 4,57 Meter langen Lancer ist sportlich geschwungen und überdeckt somit das eigentlich in Westeuropa verpönte Stufenheck, das allein zum Marktstart im November zur Verfügung stehen wird. Eine Fließheck-Variante soll Mitte kommenden Jahres folgen. Diese soll nach Mitsubishi-Angaben rund 60 Prozent der elftausend geplanten Verkäufe in 2008 ausmachen.

Solider Auftritt im Innenraum

Aufgeräumter Innenraum Foto: Mitsubishi

Und diese Version wird auch praktischer sein als das Stufenheck. Hier bereiten eine hohe Ladekante und ein recht schmaler Kofferraumeinlass samt lediglich 377 Litern Inhalt Probleme beim Beladen. Trotz aller Kritik sieht der Lancer auch von hinten betrachtet recht schnittig aus. Die Vergleiche gehen erneut von Alfa Romeo bis hin zu den Limousinen von BMW.

Im Innenraum verabschiedet man sich ein wenig von den schnittigen Mitbewerbern. Hier herrscht eher ein solider Auftritt. Übersichtliche Armaturen im bekannten Mitsubishi-Stil, übersichtliche Handhabung der Mittelkonsole, biederer Dachhimmel, gute Sitze und ein Mitteltunnel, der leider nicht verschiebbar ist, sodass man den rechten Arm auf dem Oberschenkel platzieren muss.

Gute Basisausstattung

Geschwungene Seitenlinie für mehr Sportlichkeit Foto: Mitsubishi

Dafür steht ein Komfortblinker zur Verfügung, ab der zweiten Ausstattungsvariante «Invite» bereits eine Klimaautomatik, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung mit Fernsteuerung sowie ein Multifunktions-Lenkrad. ESP, ABS sowie sieben Airbags gehören zur Grundausstattung. Ab der vierten und Top-Variante «Instyle» gesellen sich noch das Mitsubishi Multi Communication System (MMCS) mit Navi, Musikdatenbank und DVD-Player sowie Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht hinzu.

Auch im Fond wird das Mitreisen nicht zur Belastung. Dank eines Radstandes von 2,64 Metern ist genügend Beinfreiheit vorhanden, die geschwungen sportliche Seitenlinie geht nicht auf Kosten der Kopffreiheit. Eine Faust breit bleibt Platz.

Präzises Fahrwerk

Angst um ihren Kopf müssen aber die Insassen auf den hinteren Plätzen nicht haben. Denn Mitsubishi hat den neuen Lancer mit einem wirklich straffen Fahrwerk ausgestattet. Die Lenkung arbeitet ebenso präzise wie das Getriebe und das Fahrwerk fängt Stöße sehr gut auf - selbst bei höheren Geschwindigkeiten. Hier greift der Begriff Sportlichkeit.

Werden dann noch die 18 Zöller geordert, die ab der dritten Ausstattungsversion «Intense» serienmäßig zur Verfügung stehen, ist der sportliche Auftritt absolut gewährleistet.

Keine Auswahl zum Marktstart

Rallye-taugliche Vergangenheit Foto: Mitsubishi

Weniger sportlich geht Mitsubishi an den Marktstart heran. Dann steht nur der von uns gefahrene 103 kW/140 PS-starke Diesel zur Auswahl. Der 2,0 Liter Selbstzünder aus dem VW-Konzernregal verrichtet seine Arbeit sehr solide und hat mit 310 Nm bei bereits 1750 U/min mächtig Kraft unter der Haube, aber irgendwie stellt man sich unter Sportlimousine mehr Power vor.

Auf der anderen Seite sind die 140 PS viel authentischer als 180 versprochene Pferdestärken von Mitbewerbern, die aber viel weniger Kraft zu haben scheinen. Und ein Verbrauch von etwas über sechs Litern, die auf den ersten Kilometern auch eingehalten wurden, sind vertretbar.

Benziner folgt

Der Mitsubishi Evo X Foto: Mitsubishi

Sehr gut verrichtete die manuelle Sechsgang-Schaltung ihren Dienst, bei dem man schon in niedrigen Geschwindigkeiten schnell hoch schalten konnte, ohne ein Murren des Motors zu hören. Im Frühjahr des kommenden Jahres folgt dann der 1,8 Liter-Benziner mit 105 kW/143 PS. Eine angedachte 1,5 Liter-Benzinversion mit 80 kW/109 PS, die auch den Colt antreibt, wird aber zunächst nicht in Deutschland angeboten werden. Dafür kommt der Evo X, die absolut sportliche Variante mit gut 300 PS.

Sportlich ist hingegen wieder der Preis. Mit 19.250 Euro geht der Einstiegsbenziner mit der Variante «Inform» ins Rennen und schraubt sich zum Teil mit 1500 Schritten bis hin zu der Topvariante «Instyle», die ab 25.750 Euro angeboten wird. Der Diesel beginnt bei 21.490 Euro und hat seinen vorläufigen Abschluss bei 27.990 Euro.

Biedere Jahre für die Vergangenheit

Sportlich trotz Stufenheck Foto: Mitsubishi

Der neue Lancer kann mit seinem Auftritt die letzten zwanzig eher biederen Jahre vergessen machen. Konkurrenz durch riesige Kombi-Heckleuchten wird er nicht erhalten. Denn eine in unseren Breiten beliebte Kombi-Version ist derzeit nicht geplant.

Der Grund ist ganz einfach: Allein der russische Markt hat 100.000 Stufenheck-Varianten geordert und somit die Kapazität der Mitsubishi-Werke ausgelastet. Aber auch hier kann der neue Lancer dazu beitragen, dass die Epoche der riesigen Heckleuchten in Vergessenheit gerät.

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