Frischer Wind durch Mitsubishi i-MiEV

Mitsubishi i-MiEV

Ab Dezember geht es für Mitsubishi fast geräuschlos über den Asphalt. Der i–MiEV ist ein kompaktes Alltagsauto mit Elektroantrieb. Die Sparsamkeit im Betrieb wird durch den Einstiegspreis wettgemacht.

Von Benjamin Palm

Ein neuer Wind weht in der Automobilindustrie. Dieser weithin spürbare Luftzug treibt den alternativen Antrieb voran, vor allem die Elektromobilität. "i-MiEV" nennt Mitsubishi das jetzt auch in Europa auf den Markt kommende Elektrofahrzeug, das aber mit dem deutschen Begriff "Mief" nur die Aussprache gemein hat. Das viersitzige Stadtauto startet im Dezember zu einem Preis von 34.390 Euro in Deutschland.

Gewöhnungsbedürftiges Äußeres

E-Fahrzeuge können (noch) überraschen. Rein äußerlich wirkt der japanische Kleinwagen mit seiner gestauchten kleinen Motorhaube und einem wie mit einem Beil gefällten Heck bestenfalls gewöhnungsbedürftig. Bei Fahrten durch die Stadt erntet der "i-MiEV" folglich erstaunte Blicke, was jedoch nicht allein am Aussehen liegen dürfte, sondern auch am fehlenden "Motor-Sound". Völlig lautlos taucht der 3,48 Meter kurze Cityflitzer auf und überrascht so manchen Passanten beim Queren der Straßen.

Möglich macht es der 49 kW/64 PS starke, absolut geräuschfrei arbeitende Elektromotor. Selbst der Fahrer hört nicht, ob der Motor nach dem Drehen des Zündschlüssels tatsächlich in Betrieb ist. Erst das Einlegen der Stufe "D" des Automatikwählhebels und das damit verbundene Beschleunigen ruft spürbare Lebenszeichen hervor - und lässt so manchen Sportwagen- und Limousinenfahrer das zuvor müde Lächeln im Gesicht gefrieren. Das Drehmoment von 180 Nm steht sofort und merklich parat. Beim Fahren macht sich das in einer mehr als ordentlichen Sprintstärke bemerkbar, mit der so manch anderes Fahrzeug an der Ampel stehen gelassen wird.

Hörbare Stille

Zügig zur Höchstgeschwindigkeit Foto: Mitsubishi

Unterwegs in der Stadt ist die vermeintlich geringe Motorleistung von deutlich unter 74 kW/100 PS mehr als ausreichend. Auch bei der Auffahrt auf die Autobahn gibt es keine Probleme, die Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h wird zügig erreicht. Nicht ungefährlich dabei: Wegen der fehlenden Geräuschkulisse geht dem Fahrer schnell jegliches Geschwindigkeitsgefühl verloren. Abhilfe schafft ein Blick auf die digitale Geschwindigkeitsanzeige. Daneben finden sich im sehr übersichtlich geratenen Cockpit die Kilometeranzeige und eine digitale Balkenanzeige, die den Ladestand der unter dem Fahrzeug angebrachten Lithium-Ionen-Akkus verrät.

Nahe der Spitzengeschwindigkeit schrumpft die Säule rapide. Die vom Hersteller angegebene maximale Reichweite von 150 Kilometern ist in der Praxis bei zügiger Fahrt wohl kaum erreichbar. Selbst bei ausschließlichem Stadtverkehr muss der Elektroflitzer bereits früh an die Ladestation, nach durchschnittlich 100 Kilometern ist Schluss. Dann heißt es: Auto abstellen und an der heimischen Steckdose oder einer Ladestation aufladen.

Geduld beim Aufladen

Die Lithium-Ionen-Akkus Foto: Mitsubishi

Und das geht so: Aus dem Kofferraum das passende Ladekabel suchen und den richtigen Stromanschluss wählen. Rechter Hand am Fahrzeugheck findet sich ein normaler Steckdosenanschluss, mit dem die Energiespeicher binnen rund sechs Stunden am heimischen Stromnetz gefüllt werden. Links davon gibt es eine Schnelllade-Schnittstelle, mit dem die Batterien bei passender Station binnen 30 Minuten aufgeladen werden. Hört sich gut an, aber in Deutschland gibt es laut Mitsubishi derzeit noch so gut wie keine passenden Schnellladestationen, so dass bei leerem Akku bis auf weiteres viel Geduld nötig sein wird.

Aber nicht nur die Reichweite spricht in erster Linie für das Einsatzgebiet "Stadtverkehr". Dank kompakter Abmessungen ist der Viertürer äußerst wendig, was in Verbindung mit der großen Fensterfront rundherum etwa das Einparken spürbar erleichtert. Trotzdem finden vier Personen im Fahrzeug Platz, und auf den für den Kurzstreckenbetrieb optimierten Sitzen haben selbst großgewachsene Passagiere vorn wie hinten genügend Freiraum. Der Kofferraum ist auf die täglichen Einkäufe zugeschnitten, 227 Liter Ladevolumen reichen für Schulranzen, Einkaufstüten oder Getränkekästen. Bei der Tour zu zweit kann der Stauraum durch Umklappen der Rückbank sogar noch erheblich vergrößert werden.

Stolzer Einstiegspreis

Spartanisches Cockpit Foto: Mitsubishi

Für Komfort sorgt die serienmäßige Klimaanlage. Der Sicherheit der Insassen samt Kinder zuträglich sind Isofix-Befestigungen, der Schleuderschutz ESP und zahlreiche ab Werk verbaute Airbags. Summa summarum versprüht der Mitsubishi i-MiEV eine Menge frischen Wind. Der Elektroflitzer für die Stadt fährt völlig abgasfrei - sofern der geladene Strom aus regenerativen Energien gewonnen wird, ist er im Fahrbetrieb sogar ein echtes "Null-Emmissions-Auto". Und beim Start kann er problemlos mit deutlich besser motorisierten (Benzin-)Fahrzeugen mithalten.

Jeder, der sich als Umweltfreund bezeichnet, kommt deshalb nicht darum herum, sich mit dem kleinen Japaner oder einem seiner französischen Schwestermodelle Citroen C-Zero und Peugeot Ion zumindest zu beschäftigen. Nur der Preis dürfte abschrecken: Für 34.390 Euro erhält man derzeit noch deutlich größere und geräumigere Fahrzeuge, aber nur mit Verbrennungsmotoren. Doch diese Summe muss man wohl vorerst investieren, wenn man den "Mief der alten Zeit" vertreiben will. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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