Kult mit Schüttelfaktor

Mini Cooper S Cabrio

Der Mini hat sich auch unter der Regie von BMW seinen Kultstatus erhalten. So wird auch bei der sportlichen Version des kleinen Flitzers über Schwächen generös hinweg gesehen.

Von Silke Koppers

Es gibt nur wenig Autos mit Kultstatus, die junge sowie junggebliebene Menschen gleichermaßen begeistern. Der Mini gehört zu dieser kleinen Gruppe. Ganz besonders angesprochen fühlen sich sportliche Fahrer vom Mini Coopers S, der als Cabrio auch noch die Sommerfreuden bedient. Ab 27.400 Euro rollt der offene Kleine mit dem 135 kW/184 PS starken 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner aus dem Autohaus.

Präsentes Motorengeräusch

Auf der Straße angekommen, weiß der Mini direkt mit seiner Spritzigkeit zu beeindrucken. Die stets präsente Leistung des aufgeladenen Vierzylinder-Benzindirekteinspritzers und sein bei niedriger Drehzahl anliegendes maximales Drehmoment von 240 Nm trägt dazu bei. Ein Übriges leisten der Radstand von 2,47 Meter bei einer Fahrzeuglänge von 3,71 Metern, die Sechsgangschaltung mit ihren kurzen Schaltwegen und die direkte Lenkung. Wieselflink und sprintstark können mit dieser Kombination Großstadtschluchten durchfahren werden.

Bei offener Fahrt durch bebaute Gegenden dröhnt allerdings der Motor etwas zu präsent, bei Überlandfahrten verteilt sich die Klangkulisse deutlich angenehmer für die Insassen. Die Domäne des Fronttrieblers ist die Landstraße, wo er mit vorbildlicher Handlichkeit und Agilität brilliert. Auch in schnell angegangenen Kurven lässt sich der Mini dank eines berechenbaren, leicht untersteuernden Fahrverhaltens gut beherrschen.

In 15 Sekunden offen

Doppelter Tastendruck verschafft offenes Vergnügen Foto: Mini

Doch egal, ob der Bayer mit britischen Wurzeln auf der Landstraße innerhalb von 7,3 Sekunden von null auf 100 km/h sprintet, auf der Autobahn die Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h erreicht oder auf Kriechfahrt durch den Berufsverkehr unterwegs ist - Schlaglöcher und Unebenheiten in der Fahrbahn sind stets deutlich zu bemerken. Die brettharte Federung sorgt für ein ordentliches Durchschütteln der Insassen. Liebhaber moderner Trinkkultur können einfach ihren Schüttel-Shake im Becherhalter platzieren, dort wird er gut zubereitet. Vorsicht ist allerdings beim Herausnehmen des Gefäßes angebracht: Die Gummilippen am Rand des Becherhalters haften so gut an Pappbechern, dass Schlabbergefahr besteht.

Doch das alles wird den eingefleischten Mini-Fahrer nicht stören. Er fährt schließlich in einem beliebten Kultobjekt durch die Lande, das sich zudem der Sonne öffnet. Auf Tastendruck fährt zunächst eine Art Schiebedach auf. Auf den nächsten Knopfdruck hin faltet sich das gesamte Verdeck hinter der zweiten Sitzreihe zusammen. Das dauert insgesamt 15 Sekunden und funktioniert bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h. Hinter der Rückbank lauern chromglänzend zwei Überrollschutzbügel, die sich innerhalb von Millisekunden bei einem Überschlag empor strecken sollen.

Nur für zwei Insassen geeignet

Die Rückbank ist eher für Gepäck geeignet Foto: Mini

Während der Fahrt drosselt ein hinter Fahrer und Beifahrer einsteckbares Windschott die Luftverwirbelungen im Innenraum auf ein Minimum. Auf ein ähnliches Maß schrumpft durch das geöffnete Verdeck allerdings auch der Überblick nach hinten, der schon bei geschlossenem Dach kaum ausreichend ist, um Gehwegpoller oder ähnlich Barrieren beim Einparken im Blick zu haben. Damit sind Parksensoren auch beim Mini ein nahezu unentbehrliches Hilfsmittel.

Dafür raubt ein geöffnetes Verdeck beim BMW-Spross kein Kofferraumvolumen, denn die gut isolierende Stoffmütze faltet sich auf dem Heck zusammen. Aber auch ohne Raumdiebe fällt der Laderaum mit 125 Litern klein aus, zwei Wasserkästen passen gerade eben dort hinein. Bei umgeklappten Rücksitzen wächst der Stauraum hinter der unten angeschlagenen Klappe auf 660 Liter. Alternativ kann Gepäck aber auch auf der Rücksitzbank verstaut werden, da die zwei Sitze aufgrund fehlender Beinfreiheit nur bedingt für den Passagiertransport geeignet sind.

Kultige Anordnung ohne Praxisbezug

Wie auf Schienen um die Kurve Foto: Mini

In Sachen Optik und Design orientiert sich der offene 2+2-Sitzer an der Limousine. Und wie alle Mini-Generationen zuvor, verfügt auch die aktuelle Serie über die typischen Gestaltungselemente wie die runden Scheinwerfer, die steil stehende Frontscheibe und die hohe Schulterlinie. Ebenso verhält es sich beim Interieur. Beherrschendes Element im Cockpit ist der tellergroße Tacho zwischen Fahrer und Beifahrer. Diese Anordnung ist zwar einmalig, aber nicht eben praktisch, da der Fahrer den Blick weit von der Straße wenden muss. Gut, dass sich der Fahrer das Tempo auch über die digitale Anzeige im klassischen Rundinstrument hinter dem Lenkrad einblenden kann.

Eine wenig nützliche, aber spaßige Option ist der neben dem Drehzahlmesser angebrachte "Always Open Timer", der die mit offenem Verdeck gefahrene Zeitspanne misst. Als Verbrauch gibt der Hersteller 6,0 Litern Superbenzin je 100 Kilometer an. Diese sind jedoch angesichts des hohen Fahrspaßpotentials in der Praxis kaum erreichbar. Im Schnitt genehmigt sich das Aggregat in der Praxis 8,6 Liter Sprit auf 100 Kilometern. Da helfen auch die serienmäßigen Spritspartechniken wie Start-Stopp-System, Bremskraftrückgewinnung und Schaltpunktanzeige nur wenig.

Teures Vergnügen

An jährlichen Kosten fallen 70 Euro für die Kfz-Steuer an. Sind diese Kosten auch überschaubar, bleibt immer noch der respektable Anschaffungspreis von mindestens 27.400 Euro. Für das gleiche Geld gibt es bei anderen Herstellern ein Kompaktklasse-Cabrio mit deutlich mehr Platz und Stahldach. Aber die hohen Preise haben dem Erfolg des Mini noch nie geschadet, denn schließlich fährt man dann ein Auto mit Kultfaktor und zählt zur Gruppe der jungen und junggebliebenen Menschen. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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