Luxus für den Öko

Mercedes S 400 Hybrid

Mercedes hat sein Flaggschiff überarbeitet. Das Highlight der Modellüberarbeitung ist der S 400 Hybrid. Das Luxusauto für umweltbewusste Kunden verbraucht gerade etwas weniger als acht Liter auf 100 Kilometer.

Von Frank Mertens

Wenn es darum geht, ein neues Fahrzeug vorzustellen, dann kommen die Marken-Verantwortlichen aus der Schwärmerei nicht heraus. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es sich um das Flaggschiff des Unternehmens handelt - in diesem Fall die Mercedes S-Klasse. «Sie ist das Synonym für Toperfolg», sagt Klaus Maier, Vertriebschef von Mercedes-Benz Cars. Für Maier ist die S-Klasse schlicht «der Technologieträger für die Branche».

7er überholt S-Klasse

So etwas wird man bei den Konkurrenten in München und Ingolstadt mit Interesse hören. Dort nämlich geht man davon aus, dass diese Attribute eher ihren Fahrzeugen zustehen, also dem 7er BMW beziehungsweise dem Audi A8. Vor allem bei BMW wird man im April mit Blick auf die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zufrieden feststellen, dass der 7er im Oberklassesegment in Deutschland die noch im März führende S-Klasse (577) mit 770 Zulassungen verdrängt hat.

Doch Deutschland ist nicht der wichtigste Markt für das Flaggschiff der Stuttgarter. Das sind die USA und mittlerweile China. Gerade dort stehen die Kunde auf Luxus «Made in Germany». Und wer nach Luxuskarossen gefragt wird, denkt zumeist zunächst halt an die S-Klasse. Sie gilt als Maßstab. Dieses Image haben die Konkurrenten nicht, noch nicht.

Erfolgreichste Luxuslimousine

Der Ladezustand der Batterie wird angezeigt. Foto: Mercedes

Der Erfolg der im Herbst 2005 auf den Markt gekommenen S-Klasse der Baureihe W 221 unterstreicht dann auch ihre weltweite Ausnahmestellung. Seither wurden 270.000 Fahrzeuge verkauft, damit ist die S-Klasse die erfolgreichste Luxuslimousine der Welt. Doch damit das auch in Krisenzeiten so bleibt und die S-Klasse nicht auch weltweit vom 7er BMW überholt wird, kommt nun die Modellpflege auf den Markt.

Sie ist verhalten ausgefallen - mit einer entscheidenden Ausnahme: Dem S 400 Hybrid. Es ist die erste Luxuslimousine mit serienmäßigen Hybridantrieb und moderner Lithium-Ionen-Batterie. Unterwegs ist der S 400 mit einem einem 3,5 Liter großen V6-Benzinmotor mit 279 PS und einem 20 PS starken Elektromotor mit einem maximalen Drehmoment von 160 Newtonmetern. Der E-Motor kommt auf ein Volumen von gerade einmal 20 Liter und ist im Motorraum verbaut. Damit muss der Kunde keine Abstriche beim Platz im Innen- als auch im Kofferraum (560 Liter) machen.

Integrierte Start-Stopp-Funktion

Der V6-Motor im Mercedes S 400 Foto: Mercedes

Abstriche beim Fahrspaß muss man im S 400 nicht machen. Ganz im Gegenteil. Der Nobel-Öko bietet überzeugende Fahrleistungen: In 7,2 Sekunden sprintet er auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit endet bei 250 km/h. Doch das Beste am S 400 Hybrid ist sein Verbrauch von 7,9 Litern. Dazu trägt im Stadtverkehr eine Start-Stopp-Funktion bei, die den Motor kaum merklich bei Ampelstopps abstellt und ebenso gefühlvoll beim Anfahren wieder in Gang setzt. Das Öko-Gewissen hat seinen Preis: Für den S 400 stehen mindestens 85.323 Euro in der Preisliste.

Die Lithium-Ionen-Batterie Foto: Mercedes

Doch sieht man einmal vom S 400 Hybrid ab, muss man bei der neuen S-Klasse lange nach einschneidenden Neuerungen suchen. Gut, da gibt es neue Leuchten an Front und Heck und kleine Retuschen an den Schürzen, doch die wahren Highlights sind die neuen Sicherheitssysteme. Aber die kennt man jedoch bereits seit einigen Wochen aus der E-Klasse, dem Herzstück im Modellprogramm. Dazu gehören beispielsweise ein Nachtsichtassistent, Spurhalte- und Totwinkelassistent, Abstandswarner oder ein Müdigkeitswarner, alles natürlich gegen einen satten Aufpreis.

Keine Platzprobleme - der Kofferraum des S400 Foto: Mercedes

Zur Kasse gebeten wird der Kunde allerdings auch für Selbstverständlichkeiten für ein Auto im Luxussegment. So verlangt Mercedes für die Parktronic satte 1130 Euro (Serie im S 600), für die Klimaanlage im Fond 1332 Euro und für das Navigationssystem 2332 Euro. Addiert man diese Preise, dann kaufen sich andere Leute dafür einen Kleinwagen.

Keine Wünsche offen

Der Innenraum der Mercedes S-Klasse Foto: Daimler

Alle diese Details tragen dazu bei, dass man in der S-Klasse natürlich ausgesprochen luxuriös unterwegs sein kann. Sein Innenraum lässt keine Wünsche offen. Die Sitze bieten bereits in der Serienausstattung besten Komfort. Das alles wird dann noch einmal gesteigert, wenn man sich noch Multikontursitze mit Massage- und Fahrdynamikfunktion (2023 Euro Aufpreis übrigens) entscheidet. Die S-Klasse wird so zur idealen Reiselimousine.

Split-View in der Mercedes S-Klasse Foto: Daimler

Nette Gimmicks hält sie zudem parat - beispielsweise das getrennte Display des Navigationsgeräts. Während der Fahrer nur die Routenkarte sieht, kann der Beifahrer auf einem nur für ihn sichtbaren Monitorbereich sich einen Film von der DVD anschauen. Das ist alles nicht schlecht.

Auf Augenhöhe

Das Heck des Mercedes S 400 Hybrid Foto: Daimler

Doch ob innovative Sicherheitssysteme und der S 400 Hybrid reichen, um sich weiter im hart umkämpften Segment der Luxuslimousinen erfolgreich behaupten zu können, bleibt abzuwarten. Bei Audi beispielsweise sieht man sich schon jetzt auf Augenhöhe mit der Konkurrenz im Premiumsegment. Auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt/Main wollen die Ingolstädter ihren neuen Audi A8 vorstellen. Audi-Chef Rupert Stadler hat am Mittwoch auf der Hauptversammlung dafür schon einmal einen Paukenschlag angekündigt und die sportlichste Luxus-Limousine in seiner Klasse versprochen. Doch bis es so weit ist, bleibt die S-Klasse die Referenzklasse im Segment.

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