Arbeiten am guten Ruf

Mercedes CL 500

Mercedes investiert einiges, um seiner schweren Luxusreihe einen sportlichen und zugleich sparsamen Zuschnitt zu verpassen. Da ist einiges möglich und hat doch seine Grenzen.

Von Axel F. Busse

Bei der Coupé-Ausführung der Mercedes-Benz S-Klasse ist alles ein bisschen reichlicher vorhanden, als man es von Zweitürern gewöhnlich kennt. Die Fahrzeuge der CL-Baureihe sind mehr als fünf Meter lang, rund zwei Tonnen schwer, haben neuerdings nie weniger als 435 PS und sind - kaum überraschend - auch unverschämt teuer. Doch jetzt ist scheinbar die Sparsamkeit ausgebrochen.

Energiesparende Regelungen

Das Versprechen, solch ein Auto mit weniger als zehn Litern je 100 Kilometer bewegen zu können, erscheint zunächst einmal gewagt. Doch Mercedes würde sich wohl kaum gestatten, dies zu behaupten, wären nicht im Zuge der Entwicklung bei Versuchen nach VDA-Methode zwischen 9,5 und 9,9 Liter im kombinierten Verbrauch herausgekommen. Der geneigte und betuchte Kunde darf also annehmen, dass in der Praxis zwischen 11 Liter und 12 Liter möglich sind.

Erreicht wird dies nicht nur durch Direkteinspritzung, sondern auch energiesparende Regelungen von Generator, Kraftstoffpumpe, Klimakompressor und Servolenkung. Das neue 7G-Tronic-Plus-Getriebe bietet in den Fahrstufen fünf bis sieben Übersetzungsverhältnisse von 1:1 oder länger an.

Arbeiten am Image

Flott unterwegs: der Mercedes CL 500 Foto: Mercedes

Wenn Mercedes-Mitarbeiter die Formulierung "Fahrkultur auf höchstem Niveau" benutzen, sprechen sie meistens von der Baureihe CL. Ihrem Chef, Dieter Zetsche, zufolge will das Fahrzeug "das beste Automobil in seinem Segment sein". Das bedeutet nach den in Stuttgart geltenden Maßstäben nicht nur, Vorbildliches bei Leistung und Komfort, sondern auch bei der Effizienz zu bieten. Der neue, doppelt aufgeladene Achtzylindermotor soll das Bild vom Luxus-Säufer vergessen machen, das oft die Wahrnehmung vom CL eingefärbt hat. 320 kW/435 PS leistet der neue Motor, also 47 Pferdestärken mehr als das vormalige Fünfliter-Triebwerk.

Kurz nach der Aufweckphase, genauer bei 1.800 Umdrehungen reißen in diesem Aggregat 700 Newtonmeter an der Kurbelwelle, das ist soviel, wie heute zwei gut im Futter stehende Mittelklasse-Diesel gemeinsam aufbieten können. So viel Drehmoment reicht aus, um die 100-km/h-Marke in weniger als fünf Sekunden zu knacken - laut Definition die Grenze, die Sportwagen von Supersportwagen trennt. Eine Frage des Geldbeutels ist es, noch ein paar Zehntel herauszuholen und ein bisschen mehr erlesene Zutaten hinein zu packen: Die Leistungs- und Luxusschau der Baureihe reicht bis zum CL 65 AMG, der dann mit 463 kW/630 PS zum Ausritt bittet und den Spurt in 4,4 Sekunden hinlegt.

Mit Start-Stopp

Edles Fahrerumfeld Foto: Mercedes

Fahrer solcher Kaliber müssen stets mit dem Vorwurf rechnen, notorische Klimaschädlinge zu sein. Mercedes gibt ihnen nun ein Mittel an die Hand, derlei Anfeindungen tapfer zu begegnen. Sie können auf die Start-Stopp-Automatik verweisen, die zum Beispiel beim Ampelhalt jegliche Abgas-Emission unterbindet und den Motor erst beim Loslassen des Bremspedals wieder sanft und unauffällig in Betrieb nimmt. Ob die Kundschaft vor allem der AMG-Versionen darauf verzichten will, die Fahrunterbrechung mit einem satten, aus vier Endrohren brabbelnden V8- oder V12-Sound zu untermalen, bleibt abzuwarten.

Gepfeilter Kühlergrill

Starker Auftritt Foto: Mercedes

Um die überschaubare Gemeinde der CL-Fahrer - in Deutschland wurden in den ersten sieben Monaten knapp 200 Neuzulassungen aktenkundig – weiterhin als Einheit erscheinen zu lassen, sind die optischen Unterschiede der neuen Generation zum Vorgänger gering. Die Pfeilung des Kühlergrills und die bogenförmig geschnittenen Scheinwerfer sollen mehr Dynamik vermitteln. Der vordere Stoßfänger hat drei Kühlluftöffnungen und eine Chromleiste bekommen. Die Heckleuchten wurden neu gestaltet und die Grundausstattung aufgewertet: Zum Beispiel gibt es das intelligente Lichtsystem mit dem adaptiven Fernlicht-Assistenten jetzt in Serie.

Dezente Arbeitsweise

Wer es nicht darauf anlegt, eine um 0,5 Sekunden bessere Sprintqualität mit 195 zusätzlichen PS und fast 110.000 Euro finanziellen Mehraufwand zu erkaufen, der ist mit dem "Einsteiger"-CL mehr als gut bedient. Hoher Federungs- und Abrollkomfort, eine sensible Automatik mit sportlichen Ambitionen, die verschiedene Schaltmodi zur Auswahl stellt, eine regelbare Luftfederung und eine von edlem Holz und schmeichelweichem Leder dominierte Innenausstattung - das sollte für ein erfülltes Autofahrerleben reichen. Wer den Gasstoß zum Überholen gern von krawalliger Akustik untermalen lässt, muss zum AMG-Modell greifen, denn der CL 500 geht sehr dezent zu Werke. Doch in der Summe seiner Eigenschaften - vor allem der vielen Sicherheits- und Assistenzsysteme - bietet der CL 500 mehr, als die meisten Autofahrer
brauchen. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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