Fahrendes Wohnzimmer

Mercedes E 250 CGI

Mercedes hat die E-Klasse einer Runderneuerung unterzogen. Herausgekommen ist eine Reiselimousine mit effizienteren Motoren und einer Vielzahl von nützlichen Assistenzsystemen.

Von Frank Mertens

Es sind schwierige Zeiten für die Branche, auch für Mercedes. Entsprechend schaut man voller Spannung auf die Markteinführung der neuen E-Klasse. Schließlich ist sie ist nicht irgendein Auto in der Modellpalette der Stuttgarter - sie ist das Herzstück des Unternehmens. So entfallen immerhin rund ein Viertel aller Verkäufe auf diese Baureihe.

40.000 Vorbestellungen

Ganz offensichtlich hat der geneigte E-Klasse-Fahrer auf die neueste Generation dieser Reiselimousine nur gewartet. Denn ohne das Auto jemals live in Augenschein genommen zu haben, sollen bereits 40.000 Bestellungen für die E-Klasse vorliegen, wenn man denn einem Unternehmenssprecher glaubt.

Cockpit der neuen E-Klasse Foto: Mercedes

Diese Kunden scheinen Daimler-Chef Dieter Zetsche zu vertrauen, der bei der Weltpremiere der neuen E-Klasse Anfang Januar in Detroit gesagt hatte, dass die E-Klasse in jedem Bereich neue Benchmarks setzen werde. Eine selbstbewusste Ansage. Doch hält sie auch, was sie verspricht? Im neuen Modell der Stuttgarter steckt zunächst einmal alles drin, was man in Stuttgart derzeit an Innovationen zu bieten hat. Das fängt zunächst einmal bei effizienteren Motoren an, von denen die drei komplett neuen Vierzylinder-Dieselmotoren im Schnitt bis zu 23 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen sollen als beim Vorgängermodell.

Nur 5,3 Liter

Konkret bedeutet das, dass sich der E 200 CDI mit 136 PS, der E 220 CDI mit 170 PS und der E 250 CDI mit 204 PS nur 5,3 Liter im kombinierten Verbrauch genehmigen sollen. Nicht schlecht. Der Einstiegsdiesel wird aber noch nicht zum Marktstart Ende März zu haben sein, sondern erst Mitte des Jahres.

Der Nachtsichtassistent Foto: Mercedes

Natürlich hat die neue E-Klasse auch ein neues Design erhalten, so wie man es von Modellüberarbeitungen kennt. So blickt sie den Betrachter nicht mehr aus dem sei 1995 bekannten «Vieraugen-Gesicht» an - die rundlichen Scheinwerfer wurden durch vier eckige hochgezogene Frontscheinwerfern ersetzt. Das sieht nicht schlecht aus, aber die Kunden dürfte das ebenso polarisieren, wie die wuchtig ausgefallenen hinteren Kotflügel.

Durch diese neuen Designakzente, so sagte man bei Mercedes, soll die E-Klasse muskulöser erscheinen. Ob man der Kunde das auch so sieht, bleibt abzuwarten. Aber möglicherweise ahnt man dies auch bei Mercedes. Denn statt auf das neue Design abzuheben, stellen die Stuttgarter lieber die vielen technischen Raffinessen in den Vordergrund. Und davon hat die E-Klasse eine Menge: Sie reichen von einem Müdigkeitswarner, einem Abstandswarner, einem Nachtsichtassistenten, einem Spurhalte- und Totwinkel-Assistenten , einem Geschwindigkeitsassistenten und einen Nachtsichtassistenten und, und, und..

Intelligentes Lichtsystem an der neuen E-Klasse Foto: Mercedes

Ob diese vielen technischen Helferlein wirklich alle zwingend nötig sind, ist zu bezweifeln. Ein ständiges Piepsen und aufleuchten von irgendeinem Lämpchen kann nerven. Einiges davon macht jedoch hochgradig Sinn, weil es die Sicherheit maßgeblich erhöht. So beispielsweise der Abstandswarner, von Mercedes Distronic Plus genannt. Er erfasst mittels Radar den Abstand zum vor einem fahrenden Fahrzeug und reduziert bei zu geringem Abstand automatisch das Tempo und leitet eine Vollbremsung ein. Wenn alles nichts mehr hilft und ein Crash unvermeidlich ist, tritt Pre-Safe in Erscheinung, ein Programm zum Insassenschutz. Es strafft nicht nur in Millisekunden die Gurte, sondern schließt auch Seitenscheiben und passt den Beifahrersitz an.

Perfekte Reiselimousine

Doch wie fährt sich nun die E-Klasse? Gut, auch die neueste Generation ist zwar kein Ausbund an Sportlichkeit. Selbst wenn man in vom Komfort- in den Sportmodus wechselt, bleibt die E-Klasse das, was sie ist, eine Reiselimousine eben. Die neue E-Klasse steht zu ihren traditionellen Werten - und die sind in der Tat Benchmark. Wer also in ihr unterwegs ist, nimmt von der Außenwelt so gut wie nichts wahr - so glänzend ist die Dämmung gelungen.

Das Fahrwerk ist so ausgelegt, dass die Passagiere sich in das glänzende Sitzwerk fallen lassen können und von Stößen und anderen störenden Einflüssen unbeeindruckt bleiben. Eine Prima-Sache sind die dynamischen Sitze, die je nach Lenkbewegung die Seitenwangen der Rücklehnen mit Luft aufpusten und so für einen besonders guten Seitenhalt sorgen.

Der von uns getestete neue Benzindirekteinspritzer mit 1.8 Liter Hubraum, der E 250 CGI, macht mit seinen 204 PS einen sehr guten Eindruck. Es ist ein Vierzylinder-Motor, der viel verspricht. Im Vergleich zum einstigen V6 steigert er das maximale Drehmoment auf 310 Newtonmeter, reduziert den Verbrauch aber um 20 Prozent auf 7,3 Liter. Zugegeben, ein theoretischer Wert. Denn wenn man den 250 CGI so richtig ran nimmt, dann springt deutlich mehr raus, doch bei den Testfahrten lag bei flotterer Fahrweise der Verbrauch noch im einstelligen Bereich.

Wertiger Innenraum

Das Heck der Mercedes E-Klasse Foto: Mercedes

Der Innenraum ist so, wie man es von Mercedes gewohnt ist. Hier findet man sich ohne langes Suchen zurecht und freut sich immer wieder aufs Neue über die hohe Qualitätsanmutung der Materialien. Getrübt wird die Freude einzig von den Preisen, bei denen sich Mercedes auf die Treuer hält: Sie beginnen für unser Testfahrzeug bei 44.506 Euro. Das ist ein Ansage. Wenn man sich dann noch für die technischen Helferlein wie die Distronic Plus (2558 Euro), den Spurhalte-Assistenten (892 Euro) oder den Nachtsichtassistenten (1487 Euro) entscheidet, ist man locker auf 50.000 Euro. Es war halt schon immer etwas teurer, in einer E-Klasse unterwegs zu sein.

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