Mercedes C320 CDI: Gestylter Bestseller

Bestseller im Modellprogramm

Die neue C-Klasse von Mercedes will an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Die Chancen dafür stehen gut: bereits vor dem Marktstart liegen 60.000 Vorbestellungen vor. Was der Bestseller der Stuttgarter kann, zeigt unser Test mit dem C320 CDI.

Von Frank Mertens

Die C-Klasse ist für Mercedes nicht irgendein ein Modell - sie ist der Bestseller im Modellprogramm. Von dem Vorgänger der Limousine wurden seit dem Frühjahr 2000 über 1,4 Millionen Fahrzeuge verkauft. Insgesamt entschieden sich seit dem Modellstart im Jahr 1982 sechs Millionen Käufer für eine C-Klasse. Allein an diesen Verkaufszahlen ist abzulesen, welchen Stellenwert dieses Modell für die Stuttgarter einnimmt.

«C-Klasse soll erste Geige spielen»

Entsprechend haben die Verantwortlichen bei Mercedes-Benz viele Innovationen in die dritte Generation ihres Verkaufsschlagers gesteckt - und diese kommunizieren die Stuttgarter voller Selbstbewusstsein. «Die neue C-Klasse soll im Konzert nicht nur mitsummen, sie soll die erste Geige spielen», sagte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche bei der Vorstellung der Limousine im spanischen Benidorm.

Entsprechend hebt Zetsche das neueste Produkt von Mercedes in den automobilen Himmel. Dieses Auto, so lässt Zetsche mit Blick auf den Konkurrenten aus München wissen, sei in jedem Bereich Referenzklasse. «Wir legen mit diesem Auto die Messlatte höher», sagte Zetsche.

Frischere Optik

Den Stern im Kühlergrill platziert Foto: Werk

Bei allen diesen Lobpreisungen kann eines ohne Frage unterstrichen werden: Die neue C-Klasse hat optisch gewonnen. Von dem leicht altbacken wirkenden Auftreten des Vorgängers kann keine Rede mehr sein. Ganz im Gegenteil: Das Design wirkt sportlich, dynamisch, einfach schnittig. Hier hat die C-Klasse ohne Frage einen großen Schritt nach vorn getan. Mit dem neuen Fahrzeug wollen die Schwaben neue Kunden ansprechen. Vor allem jüngere - denn derzeit liegt der Altersdurchschnitt der Käufer der Limousine bei 56 Jahren, beim Kombi sind es 49 Jahre.

Damit die alte Klientel durch den Schritt zur Moderne nicht verprellt wird, wird die neue C-Klasse jedoch in unterschiedlichen Erscheinungsbildern vorfahren. Erkennen kann man das am Kühlergrill: So prangt am Modell Avantgarde - mit ihm sollen die sportlich orientierten Fahrer angesprochen werden - ein mittig im Kühlergrill angeordneter Mercedes-Stern. Bei den Modellen Elegance und Classic befindet sich der Stern über dem Kühlergrill auf der Haube. Die neue Formensprache scheint beim Kunden anzukommen.

Große Nachfrage

Das Heck zeigt mehr Drive als der Vorgänger Foto: Werk

Derzeit kann sich Mercedes-Boss Zetsche über 60.000 Vorbestellungen freuen. Davon entfallen 50 Prozent der Order auf das Modell Avantgarde, 35 Prozent auf das Modell Elegance und die restlichen 15 Prozent der Kunden entscheiden sich für die Elegance-Variante. Bisher lag die Verteilung bei jeweils einem Drittel.

Doch wie sieht es nun mit der Fahrdynamik aus? Kann das neue Auto auch in diesem Bereich das halten, was das Design verspricht? Ja - wenngleich mit einigen kleinen Abstrichen, wie unser Test mit dem 320 CDI Avantgarde zeigt. So stellt der Sechszylinder-Motor 165 kW/224 PS zur Verfügung und bringt es mit dem Siebengang-Automatikgetriebe 7G-Tronic (Aufpreis 2296 Euro) auf ein maximales Drehmoment von 510 Nm (415 Nm mit Schaltgetriebe). Zur Verfügung steht diese Kraft zwischen 1600 bis 2800 U/min.

Seine Power entfaltet der Common-Rail-Diesel angenehm unaufgeregt und ohne große Geräuschkulisse. Ein kleiner Druck aufs Gaspedal genügt, schon wird der Fahrer mit einem kleinem Verzögerer (die Automatik könnte die Befehle einen Hauch schneller in Vortrieb umsetzen) in die gut konturierten Sitze gedrückt. Ohnehin macht der gesamte Innenraum einen guten Eindruck, aber an Wertigkeit hat es auch der alten C-Klasse nicht gemangelt. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet besticht durch seine Sachlichkeit.

Verbrauch könnte niedriger sein

Die Elegance-Version mit dem Stern auf dem Grill Foto: Werk

Als Durchschnittsverbrauch gibt Mercedes 7,9 Liter an, bei den Testfahrten genehmigte sich die Limousine indes eineinhalb Liter mehr. Einen Verbrauch von knapp 9,4 Litern auf 100 Kilometern ist allerdings alles andere als ein Topwert. Das trifft ebenso auf den CO2-Wert zu, der mit 199 bis 208 Gramm pro Kilometer angegeben wird. Vergleicht man dies mit dem BMW 330d (170 kW/231 PS), dann kommt die Limousine aus Bayern nach Herstellerangaben auf einen Verbrauch von 6,5 Litern und einen C02-Ausstoß von 174 Gramm.

Wie man es von Mercedes kennt, sind die neusten Modelle der Stuttgarter mit einer Vielzahl von Innovationen ausgestattet. Dazu gehört unter anderem das serienmäßige Agility-Control-Fahrwerk. Es sorgt dafür, dass sich die Stoßdämpfer auf die unterschiedlichen Fahrsituationen automatisch einstellen: So wird bei normaler Fahrweise die Kraft der Stoßdämpfer zur Steigerung des Komforts reduziert, während bei sportlicher Gangart maximale Dämpferkräfte bereit gestellt werden. Mit Blick auf den Komfort macht das Fahrwerk seine Sache ausgesprochen gut: Die neue C-Klasse ist eine tadellose Reiselimousine.

Wer es mit ihr allerdings deutlich sportlicher angehen lassen will, wünscht sich indes eine etwas härtere Abstimmung, vor allem bei flott genommenen Kurven. Und dieser Wunsch kommt selbst dann auf, wenn man das Sportpaket AMG geordert hat: Für einen Aufpreis von 2124,15 Euro enthält es neben einem Styling-Paket unter anderem ein Sportfahrwerk und eine Sport-Parameterlenkung. Bei zugegeben etwas feuchtem Asphalt und durchaus flottem Tempo brach das Heck immer wieder leicht aus. Den Fahrer stellt dies dank eines gut regelnden ESP allerdings vor keine Probleme.

Akzeptabler Kompromiss

Eleganter Innenraum Foto: Werk

Die Lenkung der C-Klasse könnte durchaus etwas direkter ansprechen, eine bessere Rückmeldung von der Straße vermitteln. Doch schaut man auf das Alter des typischen C-Klasse-Kunden, dann haben die Entwickler hier einen akzeptablen Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit gefunden.

Der von uns gefahrene C320 CDI wird im Juni zu Preisen von 40.757,50 Euro auf den Markt kommen. Wer sich dann noch zwischen den Design- und Ausstattungslinien Elegance und Avantgarde entscheidet, muss je nach Modell zwischen 1999 Euro und 2118 Euro mehr auf den Tisch legen. Den Einstieg in die C-Klasse stellt der C 180 Kompressor mit 115 kW/156 PS dar, der mit 29.988 Euro in der Preisliste steht.

Für dieses Geld erhält der Kunde dann indes ein Fahrzeug, das unter dem Strich durchaus überzeugen kann. Ob es im Konzert der Konkurrenz indes die erste Geige spielen wird, wie Zetsche sagt, bleibt abzuwarten. Ein Mitbewerber wie BMW mit dem 3er wird es Mercedes auf jedem Fall nicht leicht machen, sich die Dirigentenrolle aus der Hand nehmen zu lassen.

Keine Beiträge vorhanden