Mercedes B-Klasse: Mit alten Tugenden zum Erfolg

Hohe Wachstumsraten

Mercedes B-Klasse: Mit alten Tugenden zum Erfolg
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Gefallen muss einem die neue Mercedes B-Klasse nicht. Doch wer mit ihr einmal unterwegs gewesen ist, versteht, weshalb der Kompakt-Van der Stuttgarter derzeit bei den Kunden so gut ankommt. Wir haben den 180 CDI getestet.

Von Frank Mertens

Mercedes hat sich viel vorgenommen. Mit der neuen Kompaktklasse-Familie wollen die Stuttgarter endlich jüngere Kunden für die Marke gewinnen. Dass die alte Mercedes A- und B-Klasse bislang bei der Zielgruppe der Pensionäre besonders beliebt war, gesteht man bei den Schwaben gerne ein.

Aber das soll jetzt anders werden, deshalb hat man die A- und B-Klasse dynamischer gestaltet. Doch während man bei dem Einstiegsmodell in die Mercedes-Welt, der A-Klasse, beim Design radikal ein neues Auto auf die Räder gestellt hat, ist man bei der B-Klasse behutsamer, ja, man kann sagen, vorsichtiger zu Werke gegangen. Schließlich will man seine Stammkundschaft nicht verprellen.

Hohe Zuwachsraten für neue B-Klasse

Auch wenn die B-Klasse aufgrund der äußerst behutsamen optischen Veränderungen weiterhin eher altbacken daher kommt, scheinen die Stuttgarter alles richtig gemacht zu haben. Der Blick auf die Absatzentwicklung der seit November des vergangenen Jahres auf dem Markt befindlichen neuen B-Klasse spricht eine eindeutige Sprache: Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) weisen im Segment der Vans im Juli 5806 Neuzulassungen für die B-Klasse auf: im Vergleich zum Vorjahresmonat ist dies ein dreistelliger (!) Zuwachs von fast 221 Prozent. Und auch die Zahlen der ersten sieben Monate sind beachtlich: 35.438 Neuzulassungen entsprechen einem Plus von 59 Prozent. Wer solche Zahlen präsentiert, kann für sich beanspruchen, so viel nicht verkehrt gemacht zu haben.

Der Innenraum der B-Klasse Mercedes

Gut, deswegen muss einem die neue B-Klasse optisch noch längst nicht gefallen. Doch wenn man einmal von diesem subjektivem Geschmacksempfinden absieht, dann gibt es kaum etwas an dem Kompakt-Van der Stuttgarter auszusetzen. Wer in der B-Klasse Platz nimmt, fühlt sich wohl: Die Qualitätsanmutung hat hier endlich die Stufe erreicht, die man bereits aus anderen Mercedes-Fahrzeugen zu schätzen wusste. Hier wirkt nichts billig, alles fühlt sich wertig an. In so einem Auto macht es Spaß, auch längere Fahrten zurückzulegen, auch wegen der effizienten Motoren und Fahrsicherheitssysteme wie Spurwechselassistent, Müdigkeits- oder Kollisionswarner.

Stolzer Einstiegspreis

Doch wer für das Einstiegsmodell, den B 180 BlueEfficiency mit 122 PS einen Betrag von 26.358 Euro auf den Tisch des Händlers legt, der darf für sein Geld auch Premium erwarten. Doch wie schlägt sich die B-Klasse nun in der Praxis? Gut, wirklich gut sogar, wie wir bei den Testfahrten mit dem B 180 CDI BlueEfficiency mit 109 PS (27.935 Euro) festgestellt haben.

Variabel, der Kofferraum der B-Klasse Mercedes

Wer auf den gut konturierten Sitzen Platz nimmt, fühlt sich wohl - und das auch als Großgewachsener. Das trifft auch auf den Fond zu, in dem auch größere Mitreisende bequem sitzen können. Eine nette Sache ist die verschiebbare Rückbank, die dazu beiträgt, denn mit 486 Litern ohnehin schon großen Kofferraum noch zu erweitern. Diese Nettigkeit des so genannten „Easy Vario Plus-Systems“ muss mit 672 Euro jedoch extra bezahlt werden.

Der Rest im Innenraum der B-Klasse ist, wie erwähnt, nicht zu beanstanden. Die Mittelkonsole mit dem frei stehenden Display und den Luftdüsen mit chromfarbenen Applikationen sieht richtig chic aus. Wer indes Lust auf das Command Online-System der Stuttgarter hat, muss dafür tief in die Tasche greifen. Der Spaß, sich beispielsweise mit Echtzeit-Verkehrsdaten navigieren zu lassen und Facebook und Google im Auto nutzen zu nutzen, schlägt mit selbstbewussten 3135 Euro zu Buche.

Lange Aufpreisliste

Ohnehin ist die Aufpreisliste lang, sehr lang, mit der man sich die B-Klasse nach seinem individuellen Geschmack zusammenstellen kann. Wem beispielsweise der Sinn nach Bi-Xenon-Scheinwerfern (1005 Euro), Klimaautomatik (606 Euro), Panorama-Schiebedach (1362 Euro) oder Siebengangautomatik (2165 Euro) steht, kommt schnell in den Bereich von 40.000 Euro. Eine Ansage für ein Auto in der Kompaktklasse.

Angesichts dessen muss man schon positiv hervorheben, dass der Kunde zumindest keinen Aufpreis für den Kollisionswarner bezahlen muss, der den Fahrer zunächst optisch und dann akustisch vor einem Crash warnt. Reagiert der Fahrer daraufhin mit einer Bremsung, stellt das System die Bremskraft zur Verfügung, die im Idealfall zur Vermeidung eines Aufpralls notwendig ist. Gelingt dies nicht, werden zumindest die Folgen abgemildert.

Die Seitenansicht der B-Klasse von Mercedes Mercedes

Doch kommen wir zu den Fahrleistungen unserer Einstiegsdiesels. Er ist mit seinen 109 PS zwar kein Ausbund an Sportlichkeit, doch er ist auch längst kein Langweiler. Für den täglichen Bedarf reicht seine Leistung vollkommen aus. Das maximale Drehmoment des 1796 ccm großen und durchaus präsenten Vierzylinders liegt bei 250 Nm (1400 bis 2800 U/min.), was für ein kraftvollen Antrieb reicht. Einen guten Eindruck hinterlässt die manuelle Sechsgangschaltung wie auch die direkt abgestimmte Lenkung, die eine gute Rückmeldung zur Straße gibt.

Wer auch mal flotter unterwegs sein will, der braucht für den Sprint von 0 auf 100 10,9 Sekunden und die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 190 km/h an, was mehr als ausreichend ist. Das Fahrwerk ist zwar straff, aber keinesfalls unkomfortabel.

Gute Verbrauchswerte

Mercedes stellt für den 180 CDI auch dank eines gut arbeitenden Start-Stopp-Systems übrigens einen Durchschnittsverbrauch von 4,6 Liter in Aussicht, doch der wurde bei den Testfahrten verfehlt: hier zeigt der Bordcomputer 5,8 Liter an, ein dennoch akzeptabler Wert. Wer mit der B-Klasse einmal unterwegs war, versteht, weshalb sie derart stark von den Kunden nachgefragt wird. Sie bietet ein stimmiges Paket – und daran ändert auch das altbackene Aussehen nichts. Wer mehr Dynamik will, kein Problem, der wird ja mittlerweile auch bei Mercedes fündig: die neue A-Klasse ist ja mittlerweile auch zu haben.

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