Schnelle Auferstehung des Spyder

Die honorige Fangemeinde meuterte und Maserati gehorchte. Kurzerhand wurde dem eben erst eingeschlafenen Spyder neues Leben eingehaucht. Dabei präsentiert sich der neue Alte als Gransport sportlicher und kompromissloser als je zuvor.

Von Stefan Grundhoff

Mutige Entscheidung von Maserati, den erfolgreichen Spyder im vergangenen Sommer vom Markt zu nehmen. Schließlich konnte man die kaufkräftige Kundschaft noch mit keinem Nachfolgemodell beruhigen; der kommt frühestens zur IAA 2007. Was blieb war die unbefriedigte Nachfrage nach einem offenen Zweisitzer aus dem Hause des italienischen Motorsportherstellers. So machten die Norditaliener aus der Not eine Tugend und legten den Sportroadster noch einmal neu auf.

Optisch kaum verändert

Optisch wurde kaum etwas verändert. Ein neuer Frontspoiler sowie die vom Coupe bekannten Seitenschweller und knackige 19-Zöller heben ihn marginal vom Vorgängermodell ab. Der war mit seinem donnernden Achtzylinder und 390 PS bereits als Vollblutsportler aus bestem Hause bekannt. Der neue hat 10 Pferdestärken mehr unter der Haube und einen wummernden Achtzylindersound, der einem die Nackenhaare aufstellt.

Der Maserati Gransport Spyder ist einmal mehr nichts für Weichlinge, nichts für den gediegen grau melierten Herrn, der am Wochenende flott cruisen und dabei Eindruck schinden möchte. Dabei hat der zweisitzige Roadster kein Problem, für Aufsehen zu sorgen. Wer in langsamer Fahrt in einer Tempo-30-Zone unterwegs ist, wird es schnell spüren. Es ist Anerkennung und kein Neid, der einem von allen Seiten begegnet. Einer der fünf Senioren am Ortseingang hält den Daumen nach oben und die handvoll Jugendlichen bekommen den Mund bei der Vorbeifahrt gar nicht mehr zu. Liegt es am Auto oder daran, dass man sich trotz 400 trommelnder Pferde im Vorderwagen an das strenge Tempolimit hält - wohl eine Mischung aus beidem. Keinen der Bewunderer interessiert wirklich, ob der neue Spyder «Gransport» heißt und 452 Nm hat.

Bulliges Zwischengas

Sportlicher Sound aus dem Doppelrohr Foto: Werk

Jedes Kind kennt die Marke Maserati und weiß, dass die Geschosse aus Modena mächtig Power unter der Haube haben. So ist der neue Gransport Spyder kaum zu bändigen. Geschaltet wird über das sequentielle Schaltgetriebe Cambiocorsa. Das Getriebe selbst liegt direkt vor der Hinterachse. Das sorgt für eine bessere Gewichtsverteilung. Schließlich ist der 4,2 Liter große Achtzylinder vorne kein Leichtgewicht.

Das aus dem Rennsport entliehene Getriebe erledigt die Gangwechsel nun deutlich schneller als zuvor, aber im Normal- oder Automatikmodus kann die technische Errungenschaft aus dem Hause Ferrari nicht erfreuen. Erst im Sportmodus zeigt der Achtzylinder erfolgreich wo es langgeht und die Zugkraftunterbrechungen sind auf ein erträgliches Maß heruntergebrochen. Das Herunterschalten mit dem betont bulligen Zwischengas zaubert Pilot und Passanten jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht. So richtig Spaß macht Cambiocorca jedoch erst auf der Rennstrecke. Schalten über die Lenkradpaddel unter Volllast bei knapp 7.800 Touren und dazu nun auch noch den Wind im Haar. Beängstigend schnell und unvergesslich schön. Erst bei Tempo 285 findet der Tatendrang des 4,30 Meter langen Maserati ein Ende. Von Null auf 100 in 4,9 Sekunden - gefühlt vergeht kaum mehr als ein Wimpernschlag.

Sehr sportliches Fahrwerk

Die Arbeitsstätte im Spyder Foto: Werk

Das Fahrverhalten des 1,7 Tonnen schweren Hecktrieblers ist kompromisslos sportlich, das Skyhook-Fahrwerk liebt Rennstrecken und schnelle Landstraßen. Der Maserati Spyder ist knackig und wirkt durch den gegenüber dem Coupe um 22 Zentimeter verkürzten Radstand besonders hungrig. Die steife Karosserie gibt einen unruhigen Straßenbelag spürbar an den Fahrer weiter und der Pilot sollte das bisweilen bebende Steuer mit beiden Händen fest im Griff haben. Den Sportmodus gewählt und in engen Kurven kommt das knackige Hinterteil schnell, lässt sich von geübter Hand jedoch problemlos wieder einfangen. ESP regelt sportlich spät und vehement. Der Spyder will auch als nunmehr tiefer gelegter Gransport von geübter Hand bewegt werden.

Doch ein Einstiegspreis von 109.900 Euro, entsprechende Versicherungsklassen und ein realer Verbrauch in der 20-Plus-Liga halten das Klientel in einem überschaubaren Rahmen. Wer Interesse hat, sollte übrigens schnell zugreifen. Der deutsche Markt bekommt gerade einmal 80 Fahrzeuge. Die sollten erfahrungsgemäß schnell ausverkauft sein.

Unzulänglichkeiten im Innenraum

Nicht immer bequem Foto: Werk

Echte Maserati-Fans dürften sich kaum an den kleinen Unzulänglichkeiten stören, die der Gransport in sich trägt. Die Sitzposition für größere Fahrer ist nicht optimal und besonders das Steuer lässt sich nur unzureichend verstellen. Blinkerhebel, Instrumente und die Bedienelemente in der Mittelkonsole scheinen einem Fiat Punto aus dem Jahre 1993 entnommen. Doch dessen Interieur war wohl kaum in edelstes Leder gehüllt. Hier fehlen dem Maserati Gransport Spyder zu vergleichbaren Fahrzeugen von Mercedes, Porsche oder BMW zwei Klassen. Doch die haben eines eben nicht. Den betörenden Dreizack auf der Haube. Und wer freut sich nicht über ein Cabrio, das einen beim Thema Italien nicht nur vom langweiligen Dolce Vita träumen lässt?

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