Der Charme von Daktari

Land Rover Defender TD4 Station Wagon

Der Land Rover Defender hat seine eigene Fangemeinschaft. Um die Besonderheiten des Ur-Geländewagens zu erkennen, wird eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigt.

Von Thomas Flehmer

Er hat etwas Besonderes an sich in der Glamour-Welt der Neuwagen. Schon der erste Anblick macht deutlich, dass der Defender sein Aussehen auch nach 61 Jahren kaum verändert hat und nicht jedem Trend hinterherläuft, sondern weiter den Charme von Daktari inne hat. Zwei Meter Höhe, 30 Zentimeter Bodenfreiheit und eine monströse, eckige Motorhaube, die einen neuen Dieselmotor beherbergt, sorgen für Respekt bei den anderen Verkehrsteilnehmern.

Enges Cockpit

Umso größer ist die Überraschung, wenn das erste Mal der Platz hinter dem Lenkrad eingenommen wurde. Eng ist es auf den Plätzen. Die an der Mittelkonsole angebrachte Handbremse verkleinert den Arbeitsraum des Fahrers noch zusätzlich. Lediglich die beiden Sitze in der dritten Reihe weisen etwas mehr Raum für Körper und Beine auf.

Älteren Personen steht dabei eine ausklappbare Trittstufe zur Verfügung, um durch die Hecktür, an der traditionell das Reserverad hängt, auf die Sitze zu kommen. Gentlemen können mit einem zarten Drücken nachhelfen.

Enormer Wendekreis

Sehr schlichter Innenraum Foto: Land Rover

Je beschwerlicher das Erklimmen des Cockpits, umso leichter ist die Bedienung des Defenders im Innenraum. Radio, Klimaanlage, zwei Hebel für Scheibenwischer und Blinker - das war es. Selbst die Außenspiegel müssen wie anno dazumal per Hand eingestellt werden. Immerhin kann man die Fenster elektrisch herunterlassen, um an die Spiegel zu kommen, doch die Puristen werden sich diesen aufpreispflichtigen Luxus ersparen.

Mit viel Vorsicht sollten die Premieren-Meter angegangen werden, um sich mit den Dimensionen vertraut zu machen. Der enorme Wendekreis von 12,8 Metern fordert auch beim Einbiegen in Seitenstraßen seinen Tribut. So muss schon mal der Rückwärtsgang eingelegt werden, um die Kurve dann beim zweiten Versuch zu nehmen. Dank der großen Spiegel und auch der vielen Fensterflächen ist das Rückwärtsfahren sehr übersichtlich und muss trotz der Größe des Siebensitzers keine Angst einjagen.

Lauter Motor

Fühlt sich im Gelände am wohlsten Foto: Land Rover

Geht es dann wieder vorwärts, stellt sich auch schnell das Trecker-Gefühl ein. 90 kW/122 PS sind für den Defender trotz eines Drehmoments von 360 Nm nicht so leicht zu stemmen. Dabei agiert der Motor recht laut, die Beschleunigung von 15,8 Sekunden bis zur 100 km/h-Marke ist vergleichbar mit der eines Baggers und das jeweiligen Kuppeln quittieren die Insassen mit einem netten Kopfnicken. Auf der Autobahn geht dem Defender bei Tempo 130 die Luft aus, doch aufgrund des hohen Geräuschpegels ist dieses kein Nachteil.

Viel lieber sehnt sich der City-Trecker ins Gelände. Dank der Bodenfreiheit und der Geländeübersetzung spielt Daktaris Dienstwagen hier seine Stärken aus, auch wenn die harte Federung die Geländeunebenheiten so recht deutlich an die Insassen weitergibt. Und der Defender wird auch einer der wenigen Geländewagen sein, die abseits asphaltierter Straßen das Abenteuer suchen.

Kleine Fangemeinde

Doch auch in der Stadt hat der Ur-SUV seine kleine Fangemeinde, die über die aufgebrezelten Modegiganten die Nase rümpfen. Für sie reicht der Defender vollkommen aus. Denn auch in seiner Unvollkommenheit, die dem derzeitigen Trend, dass Neuwagen mit zahlreichen Komfortfeatures bis hin zum Schnick-Schnack ausgestattet sein müssen, strikt entgegenläuft, hat der Defender etwas Besonderes an sich.

Ab 28.800 Euro steht der Defender als Station Wagon zur Verfügung. 10,5 Liter in der Stadt und 12,2 Liter Diesel für den Tank sollten dann immer miteinkalkuliert werden. Mehr aber auch nicht, denn die Aufpreisliste ist sehr kurz und die ausstatung bleibt karg. Selbst Airbags und ESP fehlen, der Defender soll dank seiner Statur für die nötige Sicherheit sorgen.

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