Aus Freude am Sparen

Kia Venga 1.4 Ecodynamics

Der Kia Venga hat bereits hochkarätige Preise für sein ungewöhnliches Design erhalten. Mit Start-Stopp-Automatik kann sich der Kompakt-MPV beim Spritverbrauch ebenso auszeichnen.

Von Thomas Flehmer

Die Preise purzeln. Vor allem beim Design hat der Kia Venga abgeräumt. Neben dem "iF product design award 2010" wurde der Kompakt-MPV der Koreaner kürzlich auch mit dem renommierten "red dot design award" ausgezeichnet. Sicher hat der Venga eine Nische in der Kompaktklasse gefunden, doch ein Alleinstellungsmerkmal wird es so nicht geben.

Pfiffige Rückbank

Dafür erinnert die ansteigende Linie des nicht unschönen Venga zwischen den 4,07 Metern vom Bug zum Heck ein wenig an eine Mischung aus Golf Plus und A-Klasse. Und wie bei den deutschen Mitbewerbern kann der Venga aufgrund seiner Form punkten. 2,62 Meter Radstand ermöglichen ein bequemes Sitzen vorne wie hinten.

Pfiffig dabei ist, dass die Rückbank nicht nur in der Längsrichtung verschoben werden kann. Auch die Rückenlehne der zweigeteilten Bank ist einstellbar und verschafft somit den Passagieren in der zweiten Reihe einen ungewohnten Platzkomfort, der durch die 1,60 Meter Dachhöhe getoppt wird. Sind die Plätze besetzt bleiben dann allerdings zu Beginn nur 314 Liter Kofferraumvolumen übrig, sodass anfallendes Gepäck sehr ordentlich gestapelt werden muss, damit die hinten befindlichen Insassen nichts von ihrem Platzkomfort abgeben müssen.

Nur fünf Gänge

Viel Platz im Innenraum Foto: Kia

Recht komfortabel ist auch das Fahrwerk ausgelegt. Zwar möchte man mit dem Kia nicht unbedingt eine längere Strecke über das Kopfsteinpflaster jagen, doch auf glattem Asphalt bügelt der kompakte Minivan selbst kleine Winterschäden souverän aus. Die Lenkung agiert direkt, die leider nur fünf Gänge lassen sich gut einlegen. Doch der sechste Gang fehlt, spätestens bei 80 km/h zuckt der rechte Arm in Richtung Mitte, um hochzuschalten. Doch vergebens. Der Fahrer muss sich mit den fünf Vorwärtsgängen begnügen, die aber ein besonderes Vergnügen bereiten.

Denn die Ecodynamics-Serie, sozusagen das Bluemotion auf koreanisch, passt sehr gut zum 90 PS starken Einstiegsbenziner. Zwar geht es relativ mühsam voran, doch gewöhnt man sich schnell daran, sogar noch vor der Schaltpunktanzeige einen Gang hochzuschalten. Der Venga erweist sich als Lehrmeister, der dem Fahrer Gelassenheit gibt, niedertourig - nicht untertourig - zu fahren. Messwerte wie die Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h oder ein Sprintvermögen von 12,8 Sekunden, interessieren - wenn überhaupt - nur peripher. Beim Venga zählt etwas anderes. Waren nach den ersten 100 Stadtkilometern noch 6,9 Liter verbucht, trug auf der zweiten Stadtstrecke die Gelassenheit und Vorausschau dazu bei, noch besonnener zu fahren, ohne dabei ein Verkehrshindernis abzugeben.

Im vierten Gang durch die 30er Zone

Mix zwischen Golf Plus und A-Klasse Foto: AG/Flehmer

Im vierten Gang ging es durch die Tempo 30-Zone, zehn Stundenkilometer mehr war schon der fünfte Gang eingelegt. Damit ist man niedertourig zwischen 1200 und 1400 Umdrehungen pro Minute unterwegs. An die rote Ampel rollt man sich heran, dort geht der Motor dank Start-Stopp-Automatik aus und nach Druck auf das Kupplungspedal ebenso schnell wieder an, wenn es wärmer als drei Grad Celsius ist. Der Lohn war nicht nur ein gelasseneres Fortkommen im Alltag, sondern eine Verbrauchsreduzierung um knapp einen Liter auf 6,0 Liter Superbenzin - und das in der Stadt und ohne die anderen Verkehrsteilnehmer zu stören.

Weiterer Lohn erwartet den Fahrer nach dem Blick auf die von Kia angegebenen Verbräuche. 6,8 sind es in der Stadt, die somit stark unterboten wurden. Und das Gefühl sagte, es könnte noch weiter runtergehen, je besser man eins wird mit dem Venga. Doch ebenso wie der Stadtverbrauch unterboten wurde, gab es nach der Verbrauchsfahrt auf der Autobahn lange Gesichter. Dort waren es 8,3 Liter bei Tempo 120 bis 140 km/h. Kia rechnet mit 5,5 Litern. Hier macht sich der fehlende sechste Gang stark bemerkbar. Schade eigentlich.

Ernüchterndes Preisniveau

Pfiffiger Monitor im Innenspiegel Foto: Kia

Ebenfalls ernüchternd ist der Blick auf das Preisniveau. Bei 17.075 Euro beginnt der Einstieg beim 1.4er. Das Start-Stopp-System kostet sinnvolle 300 Euro, das Sichtpaket mit Rückfahrkamera und Bild im Innenspiegel, was eine sehr pfiffige Lösung darstellt, steht mit 610 Euro zu Buche. Das Panoramaglasdach, das die Atmosphäre im Innern sehr aufhellt kostet 900 Euro, die Metallic-Lackierung 410 Euro.

Somit müssen 19.295 Euro für den Venga bezahlt werden. Der Vorteil, der durch das verbrauchssparende Fahren zustande kommt, ist dahin. Es sei denn, die Preise purzeln.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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