Grüße aus der Schießscharte

Kia pro_Ceed 1.6 CRDi

Kias pro_Ceed offeriert schon mit dem kleinen Dieselmotor seine sportlichen Ambitionen. Der sportliche Sproß aus der Ceed-Familie fördert Fahrfreude und Fitness, aber auch das Risiko.

Von Thomas Flehmer

Trotz hoher Kraftstoffpreise und unzähliger Diskussionen über bevorstehende Klimawandel darf im Programm der Autohersteller die Sportlichkeit nicht zu kurz kommen. Nach dem Fünftürer und dem Kombi ist der pro_Ceed die sportliche Ausrichtung von Kias erster Modellfamilie. Äußerlich unterscheidet sich der Dreitürer durch eine verlängerte Fahrzeugfront, die tiefer gezogen wurde, von seinen Markengeschwistern. Ein flacherer Kühlergrill, Lufteinlässe und eine markante Spoilerlippe weisen die sportlichen Ambitionen aus.

Schwerer Griff zum Gurt

Und diese Sportlichkeit erfährt der Fahrer schon mit dem kleinen 1.6 CRDi Diesel mit 115 PS. Wie auch bei den anderen Varianten der Ceed-Familie reicht dieses Triebwerk völlig aus.

Doch bevor der Zündschlüssel des 4,25 Meter langen Dreitürers gedreht werden kann, müssen Fahrer und Beifahrer selbst den Drang zur Sportlichkeit beweisen. Denn nur Gymnastikschüler aus dem Fortgeschrittenenkurs schaffen den Griff an den Gurt, ohne dass im Schulterbereich ein Gelenk seine Fassung verliert. Die bereits geschrumpfte Großmutter benötigt gar Hilfe oder muss in den Schalensitz des Enkels, um an Höhe zu gewinnen.

Sechster Gang fehlt

Sportliche Seitenlinie Foto: AG/Flehmer

Erst danach stehen die 115 PS und 255 Nm zur Verfügung. Zwar gibt Kia den Spurt bis zur 100 km/h-Marke mit verhältnismäßig lahmen 11,4 Sekunden an, doch man fühlt sich eigentlich viel schneller im dreistelligen Bereich angekommen. Und selbst kurz vor der Höchstgeschwindigkeit von 188 km/h lässt sich der pro_Ceed noch sehr ruhig und direkt lenken. Schade allerdings, dass nur fünf Gänge zur Verfügung stehen. Obwohl der höchste Gang wirklich sehr lang ausgelegt ist, wäre ein sechster Gang nicht schlecht - auch im Hinblick auf den Verbrauch.

So schluckte der 1,4 Tonner auf der Autobahn - bei zwischenzeitlich auch sportlicher Fahrweise - immerhin 7,2 Liter. Im Stadtverkehr begnügte sich pro_Ceed mit gut einem Liter weniger. Damit ist man allerdings weit von den Herstellerangaben entfernt, die einen Mix von 4,7 Liter angeben.

Dunkelheit im Fond

Im Cockpit ist es noch helle... Foto: Kia

Aber der Mehrverbrauch hat auch seinen Grund. Die Fahrfreude, die den rechten Fuß auf der Autobahn sehr herunterdrücken lässt, ist auch in Kurven spürbar, die mit dem Kia ebenso sportlich angegangen werden können, sodass eher die mitfahrende Ehefrau als das Fahrzeug die Contenance verliert.

Die Passagiere auf den hinteren Plätzen bekommen davon nur wenig mit. Nach dem etwas beschwerlichen Einstieg in den Fond können Mitfahrer drei und vier nur durch kleine, Schießscharten-artige Schlitze die Umwelt betrachten. Verbunden mit der für einen Dreitürer enormen Platzfreiheit hinter den Vordersitzen sowie den ebenso bequemen Sitzen ist die Müdigkeit angesichts des aufgrund der kleinen Schlitze nur schwer einfallenden Sonnenlichts schnell gegeben.

Eingeschränkte Rundumsicht

Somit ist auch die Rundumsicht des Fahrers arg beschränkt, jeder Spurwechsel von links nach rechts kann zur postpubertären Mutprobe avancieren - eine nicht gerade adäquate Form von Sportlichkeit, die auch keinen Beifall erwarten darf. Denn auf dem Beifahrersitz thront ja auch noch die Ehefrau. Und deren Contenance lässt noch seit der letzten Kurvenfahrt auf sich warten.

Doch hat diese selbst das Steuer übernommen, fühlt sie sich wohl. Der Durchzug ist gerade richtig, während Mann vielleicht doch eher noch zum größeren 2.0 CRDi mit 103 kW/140 PS greifen würde. Der kostet in der Version EX 21.440 Euro und ist damit 1360 Euro teurer als der kleine Bruder. Doch den Aufpreis für die große Maschine sollte man eher in das Sitz und Sicht-Paket investieren. In diesem 1200 Euro teuren Parkett sind Parksensoren enthalten, die die schlechte Übersichtlichkeit zumindest bei Einparken lindern und so die Freude am Fahren erhalten.

Vorheriger Artikel«Big Ed» bleibt am Steuer
Nächster ArtikelAuf breiter Spur

Keine Beiträge vorhanden