Verfolger-Rolle

Fahrbericht Kia Ceed 1.6 CRDi 90

Den Golf vom Thron zu stürzen, ist dem Kia Cee’d im ersten Anlauf nicht gelungen. Jetzt wurde er aufgehübscht für den nächsten Versuch.

Von Thomas Flehmer

Was waren das für Zeiten?! Als großer Golfjäger wurde der Kia Cee'd vor knapp drei Jahren angekündigt, selbst der Sturz vom Thron des ewigen Klassikers aus Wolfsburg wurde nicht ausgeschlossen. Die Euphorie war nicht zu bändigen damals im Kia-Lager. Drei Jahre später ist die Euphorie der Bescheidenheit gewichen. Von den damals 100.000 angepeilten Verkäufen für 2010 in Deutschland sind die Verantwortlichen abgerückt, 70.000 könnten es mal demnächst werden, so heißt es. Dabei hat das vermeintliche Objekt der Begierde nichts von seinem Stellenwert eingebüßt. Noch immer stellt der Kompakte einen Wendepunkt in der Kia-Geschichte dar.

Sieben Jahre Garantie

So bleibt der Cee'd, dessen Name - für alle die es zwischenzeitlich vergessen haben sollten - vom englischen Wort für Saat ableitet, das erste Auto in der Firmengeschichte, das in Europa und für Europa gefertigt wurde und damit zugleich den Abschied von der Billigmarke, mit Produkten wie dem Shuma II, und ihren niedrig gehandelten Kundenbedürfnissen einläutete. Nicht nur die Höchstwertung von fünf Sternen im EuroNCAP-Crashtest bezeugt diesen Anspruch, an der das Facelift natürlich keine Abstriche macht. Auch die Garantie über sieben Jahre, damals eine echte Revolution in der Autobranche, bleibt unverändert bestehen, ein Beleg für die Qualität, die auch beim Facelift für den Modelljahrgang 2010 die alten Ziele hochhält.

Gutes Fahrwerk

Der Kia Ceed 2010 Foto: Kia

Äußerlich hat der Cee'd das neue Markengesicht erhalten, das seit der Markteinführung des Soul im vergangenen Jahr den Wiedererkennungswert befördern soll. Der Kühlergrill erhielt eine Doppeltrapezkontur und erinnert so aber etwas an das Ford Kinetic Design. Das Heck zieren jetzt Rückleuchten in LED-Optik.

Auch der Innenraum wurde aufgefrischt. Ein Vierspeichenlenkrad und eine neu gestaltete Zentralkonsole geraten beim Einsteigen zuerst ins Blickfeld. Die Instrumententafel wird nicht bei allen Zuspruch finden, ist aber in jedem Fall gut ablesbar. Die Sitze sind bequem und geben den nötigen Halt. Jedoch werden die Insassen nicht unbedingt stark strapaziert, da das Fahrwerk Fahrbahnunebenheiten gut ausbügelt. Dank präzise einzulegender Gänge ist der neue 1.6 CRDi 90 gut zu handhaben.

Sparmobil bleibt steuerfrei

Das neue Cockpit Foto: Kia

Und gerade an diesem Modell zeigt sich das wahre Facelift. Denn mit der 115PS-Variante kommt der Cee'd dank spritsparender Maßnahmen auf nur 110 Gramm CO2 pro Kilometer, ohne dass dabei auf Fahrkomfort oder gar -spaß verzichtet werden muss. Ein sechster Gang, der wird nur bei Varianten mit Schaltgetriebe spendiert. Automatikfans sollten dagegen warten, bis die betagte Viergang-Automatik ersetzt wird.

Hinzu kommen Leichtlaufreifen und - heute immer beliebter - ein Start-Stopp-System, das gut funktioniert. Wenn beim Stillstand in den Leerlauf geschaltet wird, stellt auch der Motor seine Arbeit ein, um mit dem Treten der Kupplung sofort wieder anzuspringen. Eine Maßnahme, an die man sich in Zukunft im Straßenverkehr gewöhnen muss, die aber stark dazu beiträgt, Kosten zu sparen und die Umwelt etwas zu schonen. Der ebenfalls geliftete Kombi Sporty Wagon bleibt mit 119 Gramm ebenfalls unter 120 Gramm und somit von der Kfz-Steuer fast befreit.

Lockangebot über 14.430 Euro

Der aufgefrischte Kobi alias Sporty Wagon Foto: Kia

Im Fahrbetrieb gibt sich der Motor kraftvoll und verfügt über ein Drehmoment von 255 Newtonmeter, die zwischen 1.900 und 2.750 Umdrehungen pro Minute anliegen. Also völlig ausreichend, nicht nur für Fahrten in der Stadt, sondern auch für Reisen. Denn auch auf den hinteren Sitzen können zwei Personen bequem sitzen.

Das Kofferraumvolumen liegt mit 340 Litern, zehn Liter unter dem des Golfs, der Sporty Wagon besitzt von Beginn an 534 Liter, die auf 1.664 Liter erweitert werden können. Bei der Limousine sind es immerhin noch 1.300 Liter.

«BlueMotion» von Kia

Eine Reminiszenz an alte Zeiten ist der Einstiegspreis für den 1.4 CVVT. 14.430 Euro stehen für die Version «Attract» zu Buche. Eine Klimaanlage befindet sich aber erst zwei Ausstattungsstufen serienmäßig höher an Bord.

Der Einstieg in den sparsamen Diesel - sozusagen den Bluemotion von Kia - beginnt bei 17.235 Euro mit der Variante «Vision» und somit gerade mal - und vor allem besser ausgestattet - gut 700 Euro höher als beim günstigsten Golf. Dann sind allerdings nur 90 PS an Bord, der Golf hat zum Einstieg aber auch nur 75 PS zu bieten. Die Variante mit 115 PS startet bei 18.600 Euro. Eigentlich ein Grund zum Jubeln, doch auch bei Kia ist man bescheidener geworden und hat eingesehen, dass zumindest in Deutschland der Golf ein Alleinstellungsmerkmal inne hat.

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