Sanfter Riese

Kawasaki VN 2000

Sanfter Riese
Kawasaki VN 2000 Classic © Foto: Kawasaki

Kawasaki hat dem Hubraumgiganten VN 2000 ein moderates Facelift verpasst. Herausgekommen ist ein Cruiser mit klassischer Anmutung und guten Fahreigenschaften.

Von Heiko P. Wacker

Mit dem moderaten Facelift der VN 2000 hat Kawasaki dem Hubraumgiganten eine Spur klassischer gestaltet. Das deftige Cruiser-Vergnügen mit dem Zusatznamen Classic beginnt bei 13.995 Euro.

Diese Summe ist allein schon für die Menge an Metall gut angelegt. Das spürt man spätestens dann, wenn auf dem 68 Zentimeter hohen Gestühl Platz genommen und das vollgetankt rund 400 Kilogramm wiegende Bike vom Seitenständer gewuchtet wird. Mit filigraner Bauweise hat diese VN nichts im Sinn - hier wird aus dem Vollen geschöpft. Insofern hat sich nichts geändert zum Vorgängermodell, im Detail allerdings schon. Das gilt unter anderem für den Scheinwerfer, der nun ohne Projektionsleuchten auskommt sowie für das Styling der Chromglocke des Luftfilterkastens oder das Zifferblatt des Tachometers. Auch ist das Zündschloss der nur in schwarz lieferbaren Kawasaki nach oben auf den Kraftstofftank gewandert.

Sanfter Riese

Lässig und ruhig lässt sich der erste der fünf Gänge per Schaltwippe einlegen, so dass der sanfte Riese seine Arbeit aufnehmen kann. Ungeachtet des gewaltigen Hubs der beiden maßkruggroßen Zylinder läuft die Euro-3-Norm-Maschine überraschend unspektakulär. Verhalten grollend spricht der Vierventiler spontan auf die Befehle der Gashand an. Motormanagement und Ausgleichswellen sorgen dafür, dass die 69 kW/94 PS Leistung bei 4 400 U/min standesgemäß souverän abgeliefert werden, während das maximale Drehmoment von 166 Nm bei 3 000 U/min anliegt.

Der Motor der Kawasaki VN 2000 Classic leistet 94 PS Foto: Kawasaki

Die Kawa vermittelt ein Fahrgefühl von gelassener Kraft, auch wenn der Motor knapp zehn Pferdestärken und elf Newtonmeter gegenüber der ersten 2000er VN eingebüßt hat. Dennoch kann die Classic vehement nach vorne stürmen. Doch es steht ihr besser zu Gesicht, über Landstraßen und Autobahnen entspannt durch die Lande zu gleiten, begleitet von den einzelnen Kolbenschlägen des Motors, der mit einem recht lang übersetzten Getriebe aufwartet. Der fünfte Gang kommt erst ab Tempo 70 zum Einsatz, denn unterhalb dieser Marke schüttelt sich der V-Twin. Wohler fühlt er sich bei Tempo 130 oder 140, danach nimmt der Winddruck erheblich zu.

Moderater Durchschnittsverbrauch

Die Höchstgeschwindigkeit von 193 km/h ist daher mehr ein theoretischer Wert. Die niedrigen Drehzahlen sorgen währenddessen für einen moderaten Durchschnittsverbrauch von fünf Litern Superbenzin. In Kombination mit dem
21 Liter fassenden Tank erlaubt dies Reichweiten von rund 420 Kilometern. Zu den Spritkosten gesellt sich noch eine Haftpflichtversicherung, für die beispielsweise die AXA 116 im Jahr verlangt.

Kawasaki VN 2000 Classic Foto: Kawasaki

Hektische Manöver sind hingegen nicht die Sache der VN. Ihr Radstand von 1,74 Metern schließt zwar eine gewisse Agilität nicht aus. Doch schon die früh aufsetzenden Trittbretter gebieten Einhalt. Dafür vermittelt die VN auf sacht swingenden Strecken ein unvergleichliches, aus dem Vollen schöpfendes Cruiserfeeling, was vom kommoden Fahrwerk noch unterstrichen wird. Die VN 2000 Classic, die die VN 2000 ersetzt, ist somit wie die Vorgängerin ein echter Straßenkreuzer. Und da nun auch die Optik noch verfeinert wurde, ist sie mit ihrem Kilopreis von 36,83 Euro schon fast ein Schnäppchen. (mid)

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