Quirliges Hochbein

Fahrbericht Kawasaki KLX 250

Für viele Hersteller sind leichte Enduros aus der Mode gekommen. Nicht für Kawasaki. Die Japaner präsentieren mit der KLX 250 eine durchaus auch straßentaugliche Maschine.

Von Heiko P. Wacker

Leichte Enduros bieten jede Menge Zweiradspaß und gelten angesichts der moderaten Hubräume als bezahlbar. Noch vor wenigen Jahren sah man die einfach gestrickten Hochbeine häufig. Doch dann gerieten sie aus der Mode und die Hersteller legten kaum noch Neuheiten auf. Anders handelt Kawasaki: Mit der KLX 250 liefert der japanische Hersteller ein Bike für die freie Wildbahn, das für 4 895 Euro wahrlich als "preiswert" bezeichnet werden darf.

Zurück in die 80er

Auf den ersten Blick fühlt man sich in die 80er Jahre zurückversetzt, als vor jeder Schule, vor jedem Kino bunte Enduros parkten. Bei näherer Betrachtung erkennt man jedoch, dass die KLX 250 - immerhin als straßentaugliche Version der Vollblut-Enduro KLX 300 R gedacht – modernen Zweiradbau beherzigt, der sich unter einer schnittig-knappen Schale verbirgt. Als wichtigste Änderung gegenüber dem Renngerät ist hier die Kraftstoffeinspritzung zu nennen, die dem 249 ccm messenden Einzylindermotor 16 kW/22 PS Leistung entlockt, die bei 7 500 Touren ansteht.

Das gehobene Drehzahlniveau verrät bereits die Quirligkeit des flüssigkeitsgekühlten Motors, der fleißige Schaltarbeit voraussetzt, will man im Verkehr ordentlich mitschwimmen. Die eingetragene Höchstgeschwindigkeit liegt bei 105 km/h und kann auch tatsächlich erreicht werden, so dass die KLX im Nahverkehrsbereich als ideal bezeichnet werden darf.

Lampenmaske an der Kawasaki KLX 250 Kawasaki

Die kleine Kawasaki nimmt auch herbe Offroad-Passagen problemlos unter die Räder, solange man sich nicht an steilen Sandbergen versucht, die nach reiner Motorleistung verlangen. Doch trotz Stollenreifen ist die Japanerin eigentlich für den urbanen Einsatz gedacht: Enge Wendemanöver auf dem Gehweg braucht man mit ihr ebenso wenig zu fürchten wie hohe Bordsteinkanten. Im Berufsverkehr lässt die wieselflinke Maschine manchen Boliden alt aussehen. Die Leistung reicht für den modernen Stadtverkehr und das ländliche Gebiet drum herum vollkommen aus.

Schmale Sitzbank

Kawasaki KLX 250
Der Motor der KLX 250 Kawasaki

In Kauf nehmen muss man jedoch eine schmale Sitzbank in 89 Zentimetern Höhe, die lange Distanzen vorn vornherein ausschließt. Was das Gestühl an Härte mitbringt, wird vom Fahrwerk zumindest teilweise kompensiert. Vor allem die 43-mm-Upside-down-Gabel und das hintere, voll einstellbare Uni-Trak-Gasdruckfederbein leisten dazu einen wesentlichen Beitrag.

Das Heck der Kawasaki KLX 250 Kawasaki

Doch auch wenn die sympathische "Stoppelhopserin" mit ihren verhaltenen Auspuffsound weder das schnellste, noch das bequemste und auch nicht das aufregendste Motorrad auf dem Markt ist, ist sie trotzdem ein gutes und günstiges Alltagsfahrzeug, das beweist, dass Fahrspaß keine Superlative braucht. Wer sich folglich gern an die kleine Einsteiger-Enduro erinnert, mit der es damals so flott ins Kino ging, der kann für 4 895 Euro eine Zeitreise beim Kawasaki-Händler buchen. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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