Jeep Patriot: Kleiner Commander

Jeep schließt die Lücke zwischen Compass und Commander. Mit dem Patriot will das amerikanische Unternehmen die verschlafene Entwicklung aufholen und Kunden zurückgewinnen.

Von Stefan Grundhoff

Jeep will nicht länger die kleine, aber feine Offroadmarke bleiben. BMW, Toyota oder Hyundai sollen nicht die einzigen sein, denen die Kombi-Umsteiger in die muskulösen Arme laufen: Neuestes Lockmittel ist der Jeep Patriot.

Aus zwei mach drei

Eigentlich gibt es den Jeep Patriot bereits - und zwar in dreifacher Ausführung. Seine beiden direkten Zwillingsbrüder heißen Dodge Caliber und Jeep Compass: mit denen teilt er sich unter anderem Plattform, Antrieb und Motoren. Der eine setzt allein auf amerikanisches Styling und günstiger Preise. Der andere lockt mit Allradantrieb, neuen Jeep-Dimensionen und rundlich-modernem Aussehen. Zudem hat der neue Jeep Patriot noch einen großen Bruder. Der Commander ist deutlich üppiger dimensioniert, kraftvoller motorisiert und hat Platz für bis zu sieben Personen. Dank seines kantig kernigen Stylings blickt der fünfsitzige Patriot deutlich zu seinem Offroad-Vorbild hinauf.

Nach dem Compass ist der 4,41 Meter lange und mindestens 24.000 Euro teure Patriot das zweite Modell, mit dem Jeep jene Kundengruppen abgreifen will, die in den vergangenen Jahren in Scharen zur Konkurrenz abgewandert sind. Viele derjenigen, die sich vorher für Vans und Kombis begeisterten, haben ihre Herzen längst für das Allradgewerbe entflammt. Das Angebot ist dank der Markenvielfalt nahezu unüberschaubar.

Entwicklung verschlafen

Gute Figur am Strand Foto: Werk

Nur Jeep, neben Land Rover ältestes und etabliertestes 4x4-Urgestein, hatte den Trend ins Massengeschäft in good old Europe schlicht verpennt und legt nun kräftig nach. Der seit Herbst letzten Jahres auf dem Markt befindliche Compass zeigt nach Norden und hier steht bald der Patriot. Technisch weitgehend identisch, aber optisch eine ganze Ecke robuster als sein Bruder dürfte er gute Chance haben, zu einem erfolgreichen Einsteigermodell für die Marke zu werden. Muskulöse Radhäuser, senkrechte Linien und eine kraftvolle Seitenlinie - so sahen in der Vergangenheit erfolgreiche Geländewagen aus.

«Hiermit wollen wir gerade in Europa neue Kunden gewinnen, die bisher keinen Zugang zu der Marke Jeep hatten», erklärt Michael Manley, Vize President International Sales und Marketing bei der Chrysler Group, «das klassische Design ist dabei besonders wichtig. Man soll auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um einen echten Jeep handelt. Es gibt bewusst optische Anlehnungen an den Jeep Commander.»

Gutmütig und unkompliziert

Bekannter Motor Foto: Werk

Daher hat sich Jeep auch durchgerungen, den Patriot als echten Geländewagen zu positionieren. Auch wenn technische Details wie eine Bergabfahrhilfe oder eine Untersetzung fehlen, kann der Einsteiger-Jeep im Gelände durchaus überzeugen. Auf einen preiswerten Blender mit Frontantrieb wurde bewusst verzichtet. So wird der 1,6 Tonnen schwere Amerikaner auf trockener Straße zwar allein über die Vorderachse angetrieben. Dreht eines der beiden Räder jedoch durch, wird bis zu der Hälfte der Motorleistung per elektronischer Kupplung an die Hinterachse übertragen. Wer vorher weiß, dass der Untergrund rutschig ist, kann den 4x4-Antrieb auch manuell zuschalten und freut sich über 20 Zentimeter Bodenfreiheit.

Egal ob man nur mit Front- oder mit Allradantrieb unterwegs ist - der neue Einsteiger-Jeep zeigt sich gutmütig und unkompliziert. Fahrbahn- Unebenheiten und heftige Querfugen nimmt er problemlos wie man an es von einem Fahrzeug seiner Klasse erwarten kann. In schnell gefahrenen Kurven drückt die starke Seitenneigung auf das Gemüt des Piloten. Aber allzu sportliche Piloten werden sich wohl kaum für diesen Soft-Offroader entscheiden, der bis auf weiteres allein mit 140 und 170 PS zu bekommen ist.

6,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer

Genug Platz vorhanden Foto: Werk

Nicht gerade opulent, aber durchaus ausreichend, präsentiert sich das erwartete Volumenmodell Limited CRD. Das nach wie vor recht raubeinige Zweiliter-Triebwerk von VW überzeugt gerade aus dem Drehzahlkeller mit einem kraftvollen Durchzug. Ab 1.750 U/min steht das maximale Drehmoment von 310 Nm zur Verfügung.

Auch wenn das manuelle Sechsgang-Getriebe alles andere als schlecht ist, wünscht man sich schnell eine Automatik. Doch die oder das bei Volkswagen und Audi angebotene Direktschaltgetriebe (DSG / S-Tronic) bleibt bei Jeep außen vor. Dafür hält sich Verbrauch mit 6,7 Litern Diesel auf 100 Kilometern durchaus im Rahmen und eine Höchstgeschwindigkeit von 189 km/h sollte ebenfalls ausreichen.

Innenraum wie gehabt

Der Innenraum des Patriot ist gegenüber dem von Jeep Compass und Dodge Caliber kaum zu unterscheiden - leider. Denn ebenso wie seine Brüder bietet auch der dritte im Bunde dank 2,64 Metern Radstand eindrucksvolle Platzverhältnisse, jedoch auch preiswert anmutenden Kunststoff im Überfluss. Armaturenbrett, Mittelkonsole, Seitenverkleidungen oder Rahmenkopfstützen - wertig fasst sich nichts dergleichen an.

Die Sitze lassen es an Seitenhalt und Beinauflage vermissen, sowohl vorn als auch im Fond. «Besonders praktisch ist der variable Innenraum mit verstellbaren Rückenlehnen, umklappbaren Fondsitzen und einem umlegbaren Beifahrersitz», so Michael Manley. Hier lässt sich einiges verstauen und das maximale Kofferraumvolumen liegt bei immerhin 1.357 Litern. Sechs Airbags, ABS mit Schlechtwege-Erkennung, ESP und die hohe Gürtellinie sorgen gleichermaßen subjektiv wir objektiv für Sicherheit.

Knapp unter Compass ausgepreist

Kann auch auf der Straße fahren Foto: Werk

In Europa wird der Jeep Patriot ab Ende 2007 verfügbar sein. Die Preise für den gut ausgestatteten Allradler werden nach Aussagen von Jeep-Pressesprecher Markus Hauf knapp unter denen des Compass liegen. Somit dürfte der 170 PS starke Einstiegsbenziner unter 24.000 Euro kosten. Bei allen Modellen serienmäßig: Soundsystem, bis zu sechs Airbags, ABS, ESP und Klimaautomatik. Das Edelmodell Jeep Patriot Limited 2.0 CRD soll rund 27.000 Euro kosten.

Keine Beiträge vorhanden