Offroader von echtem Schrot und Korn

Offroad-Spezialist Jeep hat den Cherokee kräftig überarbeitet. Der neue permanente Allradantrieb und die Bergabfahrhilfe sind bei diesem Modell nicht nur schmückendes Beiwerk.

Von Jürgen Wolff

Der breite Grill mit den sieben Lüftungsschlitzen ist nicht umsonst das Logo der robusten Chrysler-Marke Jeep. Die Scheinwerfermodule des Cherokee sind neu gestaltet worden und enthalten aus einem Guss nun neben den Halogen-Scheinwerfern auch die serienmäßigen Nebelscheinwerfer. Dazu kommen eine gewölbte Motorhaube und die eckigen Radhäuser. Die Räder sind wie gehabt weit außen an der Karosserie platziert - das sorgt für kurze Überhänge. Anders als bei den anderen SUV auf dem Markt, die vor allem auf den Flaniermeilen und vor den In-Kneipen zuhause sind, zieht es einen Cherokee gerne ins Gelände. Jeder zweite Jeep-Besitzer, weiß Marketing-Experte Tony Brender ist mit seinem Allradler auch regelmäßig abseits der Straße unterwegs. Serienmäßig kommt der Cherokee mit dem neuen permanenten Vierradantrieb «Select-Trac II».

Drei Antriebsmodi

Per Schalthebel an der Mittelkonsole kann der Fahrer zwischen drei Antriebsmodi wählen. Im Normalfall und auf Asphalt reicht der 2WD-Modus, um flott voran zu kommen. Der 4WD-Modus ist für den härteren Einsatz; er regelt über eine Vielzahl von Sensoren die Verteilung des Drehmoments zwischen Vorder- und Hinterachse (in der Regel 42:58 Prozent) und liefert so eine abgestimmte Traktion. In schwerem Gelände oder bei wenig griffigem Untergrund hilft der Low-Modus. Die Geländeuntersetzung erhöht das Drehmoment des Motors um den Faktor 2,72 und sperrt die Verteilerkupplung.

Hilfreich im hügeligen Gelände: die von Jeep neu entwickelte und optional (Serie beim Automatikgetriebe) bestellbare Hill Descent Control. Die präziser als ein Bremsfuß arbeitende Bergabfahrhilfe arbeitet im 4WD-Low-Modus und erleichtert den Weg nach unten - der Fahrer muss praktisch nichts mehr machen, um den Jeep unbeschadet zu Tal zu bringen. Die Geschwindigkeitsübergänge sind sehr weich. Anders als bei Konkurrenzsystemen kann der Fahrer ergänzend weiter mit Gas und Bremse arbeiten, ohne das System ausschalten zu müssen. Nimmt er den Fuß vom Pedal, kehrt das System sofort wieder zur vordefinierten Geschwindigkeit zurück.

Komplett überarbeitet wurden auch das Fahrwerk und die Lenkung des Cherokee. Selbst bei extremen Winkeln im Gelände ist keine Verwindung in der Karosserie merkbar. Die neue Einzelradaufhängung vorne und die neue Fünflenker-Hinterachse sorgen zusammen mit üppigen Federwegen und einer zwar leichtgängigen aber präzisen Lenkung auf der Straße für den Fahrkomfort einer Limousine und für ein überraschend gutes Handling des ja nicht gerade schmal dimensionierten Geländewagens.

Ruhig laufender Diesel

Drei Antriebsmodi stehen per Schalthebel zur Wahl Foto: Jeep

In Deutschland wird es den Cherokee nur als Diesel-Version geben. Der neue 2.8 Liter CRD-Motor kommt bestens mit den gut 2,5 Tonnen Leergewicht klar. Der gegenüber seinem Vorgänger auch ruhiger und vibrationsärmer laufende Common-Rail-Diesel mit variabler Turboladergeometrie und einem optimierten 2000-Bar-Einspritzsystem schaufelt 130 kW/177 PS und ein Drehmoment von 460 Newtonmetern auf die Antriebswelle. Das reicht für zügiges Voran- und Rauskommen - und für eine Karriere als Zugfahrzeug: die Anhängerlast liegt bei bis zu 2800 Kilogramm. Verbessert wurden auch das Kaltstart- und das Anlaufverhalten des Turboladers. Der Motor zieht bereits aus niederen Drehzahlen kräftig los, ein Turboloch ist kaum spürbar.

Mit einem offiziellen Durchschnittsverbrauch von 8,6 Litern ist der Diesel sparsamer denn je. Der Tankinhalt von 70 Litern verschafft dem Cherokee eine theoretische Reichweite von über 700 Kilometer. Angeboten wird der Cherokee wahlweise mit Sechsgang-Handschaltung oder einer 5-Stufen-Automatik. Letztere ist die bessere Wahl. Die Gangwechsel laufen ruhig und ohne die angestrengte Hektik vieler anderer Fünfstufen-Automaten ab. Im Gelände sorgt die Automatik dafür, dass man sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren kann.

Stoff-Faltdach als Option

Das Stoff-Faltdach zieht sich über die ganze Wagenlänge Foto: Jeep

Gründlich überarbeitet wurde der Innenraum. Die Materialien wirken edel und wertig und auch ordentlich zusammengebaut. Ablagen und Stauraum gibt es reichlich, Platz für die Passagiere auch. Die Sitze sind für größere Personen ausreichend verstellbar, die nach vorne gerundeten Sitzflächen aber etwas gewöhnungsbedürftig. Der Laderaum ist mit 419 Litern bei voller Bestuhlung noch annehmbar groß, lässt sich durch das Umklappen der asymmetrisch geteilten Rückbank auf bis zu 1404 Liter erweitern. Gegen Aufpreis gibt es ein Multimedia- und Navigationssystem mit 20 GB-Festplatte und diverse andere Extras, die zu drei Ausstattungspaketen geschnürt wurden. Für Sonnen- und Frischluftanbeter gibt es optionale ein Stoff-Faltdach über die ganze Wagenlänge, das in beiden Sitzreihen Cabriogefühle aufkommen lässt.

In den europäischen Markt geliefert wird der neue Cherokee ab dem kommenden Frühjahr. Die Preise sollen zwischen 31.990 Euro für die Basisversion und 38.490 Euro für die Top-Version liegen.

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