Jaguar XF 2.2 D: Edel sparen

Vier Zylinder reichen

Jaguar XF 2.2 D: Edel sparen
Zum neuen Modelljahr kann der Jaguar XF auch von allen Rädern angetrieben werden. © AG/Flehmer

Edle Puristen werden die Nase rümpfen. Doch selbst mit vier Zylindern ist der Jaguar XF ganz vornehm und gar nicht langsam unterwegs.

Von Thomas Flehmer

Es riecht ein wenig nach Tabubruch, doch es trifft den Geist der Zeit. Während deutsche Oberklassemodelle schon seit Jahren auch mit lediglich vier Zylindern angeboten wurden, sträubte sich Jaguar zunächst noch wie Porsche vor einem Dieselmotor, ehe das Tabu dann doch gebrochen wurde. Doch Empörung ist beim Jaguar XF 2.2 D nicht angesagt – im Gegenteil: Trotz einer Power von "lediglich" 140 kW/190 PS bleibt die Fahrt im britischen Modell weiterhin sehr edel. Und weiterhin sticht der Jaguar aus der Audi A5, 5er BMW oder Mercedes E-Klassen-Armada heraus.

Jaguar-Freuden mit Luftdüsen und Drehregler

Leichte Retuschen an der Front fallen bei dem "schwächsten" Vertreter der Baureihe kaum auf. Die Limousine hat auch weiterhin eine Anmutung, die nur als edel beschrieben werden kann und sich im Innenraum fortsetzt. Dort warten weiterhin Leder und Echtholz auf die vier Passagiere. Und der Drehregler kommt in der Mittelkonsole ebenso zum Vorschein wie das Öffnen der Lüftungsdüsen geschieht, wenn der Startknopf gedrückt wird – eine Wonne.

Zu diesem Zeitpunkt tritt dann die wichtigste Neuerung des XF in den Vordergrund: Der 2,2 Liter große Dieselmotor, der aus der Kooperation von PSA und Ford entstammt und auch die größeren Modelle der Baureihe befeuert. Wer bis dato kein Sechszylindermodell aus dem Hause Jaguar gesteuert hat, vermisst die sechs Töpfe auch beim 2.2 D nicht. Nach dem Herunterdrücken des Gaspedals dauert es zwar einen Moment, ehe der Jaguar den Gasbefehl annimmt, doch dann geht es edel zur Sache.

Optimales Reisetempo des Jaguar XF bis 200 km/h

Bis Tempo 100 vergehen 8,5 Sekunden, doch die Insassen spüren den Antritt des immerhin mehr als 1,8 Tonnen schweren Wagens als sehr angenehm. Hier klappt der Spagat zwischen Sportlichkeit und Komfort optimal.

Zwar kann der XF bis 225 km/h ziehen und auch jenseits der 200 km/h-Marke äußerst souverän gelenkt werden, doch richtig entspannend geht es bis knapp unter der 200er-Marke zu – und der Sechszylinder wird immer weniger vermisst.

Jaguar XF 2.2 d mit vornehmer Zurückhaltung beim Durst

Der Jaguar XF 2.2 d
Der Jaguar XF verfügt über eine edle Seitenlinie AG/Flehmer

Allein auch deshalb, weil sich der Durst der 4,96 Meter langen Limousine zurückhält. In Tempo begrenzten Zonen zwischen 120 und 130 km/h begnügt sich die Limousine auf der Autobahn mit 5,8 Litern, bei einem Tempo zwischen 150 und 190 km/h müssen weitere zwei Liter Verbrauch in Kauf genommen werden, was zumeist der Fall sein wird, da die Geschwindigkeit im Innenraum nicht so wahrgenommen wird.

Auch auf der Landstraße gibt sich der Jaguar dank des ausgewogenen Fahrwerks sowohl sportlich wie komfortabel. 7,8 Liter verlangt der edle Brite auch im Stadtverkehr bei einem hohen Stadtautobahnanteil, auch nicht schlecht. Die Achtstufenautomatik arbeitet dabei sehr unaufgeregt im Hintergrund.

Jaguar XF 2.2 d ab 44.900 Euro

Überraschend für viele sticht der Jaguar XF 2.2d auch beim Preis aus der Menge heraus. Mit 44.900 ist der Einstieg zwar teurer als bei den deutschen Mitbewerbern, doch angesichts der bereits an Bord befindlichen Ausstattung streift der XF das Image ab, ein Jaguar müsse ein besonders teures Fahrzeug sein. Denn ausstattungsbereinigt wird die Limousine dann von seinen Segmentbrüdern überholt. Und auch dieser Tabubruch macht Freude.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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