Facelift für den Dino

Honda spendiert seiner sanften Mittelklasse-Enduro Transalp einen neuen Motor samt überarbeitetem Fahrwerk. Der Dino hinterlässt damit auf der Straße einen noch besseren Eindruck

Von Thilo Kozik

Blicken wir 20 Jahre zurück: Im Jahr 1987 stellte Honda die Transalp XL 600 V vor, eine neue Gattung Motorrad, die sich nicht nur auf geraden Strecken zuhause fühlen, sondern auch im Stadtverkehr, auf Bergstrecken und unbefestigten Feldwegen überzeugen sollte. Plakativ wurde das neue Konzept mit «Rally Touring» umschrieben.

Und es ging auf, denn die Transalp sollte zu einem Verkaufsschlager werden. Aktuell sind nicht weniger als 26.000 «Transen», wie ihre Anhänger sie liebevoll taufen, auf Deutschlands Straßen unterwegs. Für ein Motorrad, das weder mit Leistung noch einer außergewöhnlichen Optik protzen kann, eine stolze Zahl. Nach mehreren kleineren Modellpflege-Maßnahmen in den letzten Jahren war es nun aber an der Zeit, der gemäßigten Enduro eine Generalüberholung zu genehmigen. Das Ergebnis heißt nun nur noch Honda Transalp - ohne den sonst üblichen Zusatz der Hubraumgröße.

Motor stammt aus der Deauville

Dabei hat sich gerade am Motor Wesentliches getan. Der flüssigkeitsgekühlte V2-Motor der bisherigen Transalp mit drei Ventilen pro Zylinder startete bei der Modellpremiere vor zwanzig Jahren mit 583 Kubikzentimeter Hubraum ins Zweiradleben. Bis auf eine Hubraumaufstockung auf 647 Kubikzentimeter im Jahr 2000 hatte es danach kaum größere Modifikationen gegeben.

Übersichtlich - das Cockpit der Honda Transalp Foto: Honda

Bis jetzt: Das neue Transalp-Triebwerk, ein flüssigkeitsgekühlter 52-Grad V2-Motor, stammt aus dem aktuellen Mittelklasse-Tourer Deauville, wo es seinen Dienst zu großer Zufriedenheit verrichtet. Zu den neuen Elementen im Antriebskonzept gehören 4-Ventil-Zylinderköpfe und neue Ein- und Auslasskanäle für eine optimierte und effizientere Befüllung und Entleerung der Brennräume.

Durch eine um zwei auf 81 mm vergrößerte Zylinderbohrung wuchs der Hubraum um 33 Kubik auf 680 Kubikzentimeter. Dabei sind die größeren Kolben und Pleuel auch noch leichter konstruiert und lassen den Motor direkter ansprechen und kraftvoller hochdrehen. Mit dem größeren Hubraum geht natürlich mehr Drehmoment einher, auch die Leistung ist gestiegen: Im Datenblatt sind nun 44,1 kW verankert, was 59 PS bei 7750 U/min entspricht. Dieser nicht übertriebene Leistungszuwachs tut der Transalp spürbar gut. Bei den ersten Testfahrten in den französischen Seealpen kann sie vor allem in Kurven und engen Kehren ihre neu hinzu gewonnene Stärke ausspielen.

Homogener Motor

Der Motor der Honda Transalp hat 59 PS Foto: Honda

Bedingt durch die ebenfalls neue elektronische Benzineinspritzung wirkt der Motor ausgesprochen homogen, die Kraftentfaltung geschieht subjektiv wunderbar gleichmäßig. Das System arbeitet mit zwei zu einer Einheit zusammengefassten 40 mm-Drosselklappengehäusen und Hochleistungs-12-Loch-Einspritzdüsen. Der neue Motor hängt einfach besser am Gas, stört weder mit Ruckeln noch mit Lastwechseln, die das Herausbeschleunigen von 1500 bis knapp 8000 U/min im zweiten Gang beeinträchtigen.

Danach muss im geschmeidig schaltbaren Getriebe wieder hochgeschaltet werden. Selbstverständlich erfüllt die neue Transalp die aktuellen Euro 3-Abgasgrenzwerte dank geregeltem 300-Zellen-Katalysator und Lambdasonde. Auch das ist eine Verbesserung gegenüber dem Vorgängermodell.

Längerer Radstand

Ein Blick unter die Sitzbank der Honda Transalp Foto: Honda

Infolge der Zusatz-Power mussten die Honda-Ingenieure entsprechend am Fahrwerk feilen. Zwar blieb der Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen weitgehend unverändert, doch der Radstand zeigt sich um 10 mm verlängert. Das erhöht die Spurstabilität vor allem im Soziusbetrieb. Auch Dank des neuen, breiteren (100/90) 19-Zoll-Rades vorne hat sich das Handling gegenüber dem bisherigen 21-Zöller deutlich verbessert. Für mehr Stabilität sorgt zudem der ebenfalls verbreiterte (130/90) Radialreifen hinten. Fast spielerisch leicht lässt sich die Transalp durch engstes Kurvengeschlängel dirigieren, das gute Handling zeigt sich zudem am geringen Wendekreis.

Die Radaufhängung mit ihren langen Federwegen umfasst nach wie vor die 41-mm-Teleskopgabel, wobei lediglich auf die Gabelprotektoren verzichtet wurde. Die progressiv arbeitende Pro-Link-Hinterradaufhängung garantiert nach wie vor ein komfortables und gut beherrschbares Fahrverhalten auf unterschiedlichsten Belägen. Selbst Fahrbahnverwerfungen und Spurrillen bringen die Soft-Enduro nicht aus der Ruhe.

Die ganze Fahrwerksgeometrie orientiert sich aber deutlich mehr am Fahren auf asphaltierten Straßen, ohne die Möglichkeit zu verbauen, auf Schotterpisten und einfaches Gelände ausweichen zu können. Wohl auch wegen des größeren Fahranteils auf Asphalt bietet Honda für die neue Transalp optional für 600 Euro Aufpreis das bewährte, hauseigene CBS-ABS an.

Umfangreiches Zubehör

Die Honda Transalp mit Seitenkoffer und Top-Case Foto: Honda

Einsatzgemäß gibt sich das umfangreiche weitere Zubehör-Programm: mit 45-Liter großem Topcase (fasst zwei Integralheme), formschönen, aber etwas schmalen 29 Liter großen Seitenkoffern sowie Mittelständer und heizbaren Lenkergriffen mit regelbarer Temperatur lässt sich die 2008er Transalp zum richtigen Tourer aufrüsten. Lediglich der kleinere, nur noch 17,5 Liter fassende Tank spräche dagegen, würde Honda nicht einen sparsameren Umgang mit dem Brennstoff dank der effizienten Kraftstoffeinspritzung versprechen. Sogar ein Honda Navigation Kit bieten die Japaner an, das allerdings den Zugang zum ohnehin recht hakeligen Zündschloss erschwert und bei den Testfahrten manchmal einiges Rätselraten verursachte, bis es sich schließlich überhaupt nicht mehr bedienen ließ.

Wichtiger aber ist natürlich das Motorrad selbst. Mit der neuen Transalp hat Honda ein richtiges Wohlfühl-Bike auf die Räder gestellt, das sowohl Einsteiger wie Transalp-Aufsteiger begeistern wird. Es ist leicht zu beherrschen, bietet ausreichend Leistung auch mit «nur» 59 PS und ermöglicht sogar moderaten Einsatz im Gelände. Die Transalp anno 2008 gibt es ab November für 7090 Euro. «Für Tage voller Fahrfreude und Nächte unter freiem Himmel», hieß es im Pressetext anno 1987. Aufs Zelten sollte man aber angesichts der herrschenden Temperaturen vielleicht noch bis zum nächsten Frühjahr warten.

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