Fiat Panda: Comeback der «tollen Kiste»

Mit dem Panda hat Fiat an alte Erfolge angeknüpft: Der Ruf der «tollen Kiste» von einst ist ungebrochen. Doch so billig wie früher ist der Panda längst nicht mehr.

Von Jürgen Wolff

Erinnern Sie sich noch an «die tolle Kiste»? In den 80er und 90er Jahren eroberte der Fiat Panda die Parkplätze vor den Universitäten, den Kitas und den Pizza-Bringdiensten (dort vorzugsweise grün-weiß-rot lackiert). Der kleine Panda: Quadratisch, praktisch, klein und gut. Sein Designer Giorgio Giugiaro hatte ihn als «Haushaltsgerät auf Rädern» entworfen: Kantig, und glattflächig, selbst die Fensterscheiben waren eben. Wer damals ein großes Herz und einen kleinen Geldbeutel hatte, der verliebte sich in das Bärchen aus Italien. Und der geniale Werbeslogan von der «tollen Kiste» sorgte dafür, dass auch vor der «Geiz ist Geil-Ära» «billig» nicht mit «out» gleichgesetzt wurde. Über vier Millionen Mal wurde er gebaut. Der Panda war eines der erfolgreichsten Modelle aus dem Hause Fiat.

Auf alte Werte besonnen

2003 starb der Panda aus - Fiat stoppte die Produktion. Nach ein paar ziemlich missglückten Versuchen, den Panda unter anderem Namen (Cinquecento und Seicento, Sie erinnern sich?) wieder in Deutschland heimisch zu machen, hat sich Fiat 2003 auf die alten Imagewerte besonnen und den Panda auch bei uns wieder in die freie Wildbahn ausgesetzt.

Und siehe da: Die Kiste ist wieder toll. Und vor allem: Sie ist fit gemacht für die Moderne. Keine spartanische Innenausstattung mehr mit Sitzen aus bespannten Stahlrohrrahmen, die eher an Campingmöbel erinnerten. Nein - gediegen und gepflegt ist er geworden. Ein kleiner Van. Und durchaus praktisch. Nur nicht mehr so preiswert. Im Jahr 2000 kostete der Panda in Italien umgerechnet rund 5000 Euro. Heute braucht man fast genau das Doppelte. Für eine Basisversion sind 8890 Euro fällig, unser Testwagen kostet - ohne Extras - 11.590 Euro.

Nur Name noch gemein

Dem Erfolg tut das keinen Abbruch: 2004 war der neue Panda Auto des Jahres. Und seit der Wiedereinführung ist er durchgehend das meistverkaufte Auto seiner Klasse. Wie schon gesagt: Außer dem Namen hat der Panda mit der einstigen Kiste nicht mehr viel gemein. Schon von den Abmessungen her hat er etwas zugelegt - obgleich er immer noch in der Kleinstwagen-Sparte rollt.

Die Karosserie ist runder, gefälliger, italienischer. «Toll» ja, «Kiste» nein. Dazu kommen diverse Bauteile zum Andocken: Dachreling, Glasschiebedach, Nebelscheinwerfer, als «Imola»-Version gar zwei weiße Streifen über die gesamte Länge - der Panda ist auch darin auf der Höhe der Zeit.

Geräumiger Innenraum

Der Innenraum bietet viel Luft Foto: press-inform

Innen zeigt sich der Panda überraschend geräumig. Dank der hohen Karosserie ist der Ein- und Ausstieg zumindest vorne sehr bequem. Selbst große Fahrer haben mit den Verstellmöglichkeiten der Sitze keinen Stress. In der schmalen aber hoch gebauten Karosserie gibt es für sie auch mit der Kopffreiheit kein Problem. Die Sitze selbst sind zwar nicht gerade renntauglich, für den Alltag vor allem in der Stadt aber ausreichend straff und mit genügend Seitenhalt. Hinten geht es etwas enger zu. Doch wer nicht all zu lange Beine hat, übersteht auch dort selbst etwas längere Touren noch ganz entspannt. Platz ist bei Bedarf auch im Kofferraum: Die Rückbank läßt sich (gegen Aufpreis) verschieben und sorgt so dafür, dass der Laderaum von normal 155 Liter auf 210 Liter wachsen kann. Klappt man die Lehnen der Rücksitze um, stehen sogar 365 Liter zur Verfügung. Dank der weitgehend quadratischen Form ist der Panda gut zu beladen. Einziges Manko: Die Ladekante ist etwas hoch.

Auch ansonsten ist die Möblierung des Panda sehr ansehnlich ausgefallen. Die zentralen Knöpfe und Tasten gruppieren sich leicht erreichbar um die Gangschaltung herum, die Van-like auf halber Höhe der Mittelkonsole platziert und deshalb zum Schalten schnell erreichbar ist. Die Gänge lassen sich fix und knackig wechseln und sind auf die Leistung des Motors abgestimmt. Die Materialien sind: Plastik. Ist nun mal so, in dieser Preisklasse. Aber die Oberflächen wirken durchaus wertig, nirgendwo ist eine unsaubere Verarbeitung zu entdecken und die Farben sind hell, frisch und angenehm. Kindersitze lassen sich dank Isofix sicher arretieren und dank des deaktivierbaren Beifahrer-Airbags lassen sich vorne rechts auch Kindersitze und -schalen entgegen der Fahrtrichtung problemlos unterbringen.

Schneller Spar-Bär

Viel Platz im Kofferraum (wenn die Sitze umgeklappt sind) Foto: press-inform

Mit dem 1.3-Multijet-Diesel als stärkstmögliche Motorisierung ist der Panda ausgesprochen flott unterwegs. Kräftig und kultiviert gallopieren 51 kW/70 PS unter der kurzen Fronthaube. Das reicht, um den Kleinen in 13 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 zu bringen. Fiat selbst gibt 160 km/h als Höchstgeschwindigkeit an - im Test hatten wir jedoch keine Schwierigkeiten, den Panda auf der Autobahn und mit etwas Anlauf auch knapp unter 180 zu bekommen. Geradeaus, nicht bergab. Der Test-Verbrauch von knapp fünf Litern Diesel auf 100 km macht ihn zu einem Spar-Bär. Anzumerken ist: Da der Motorraum nach unten offen ist, verschmutzt das Aggregat bei schlechtem Wetter schnell.

Für sicheres Fahrverhalten sorgt neben dem merkbar auf Kompromiss zwischen Komfort und Straffheit ausgelegten Fahrwerk eine kleine Batterie an elektronischen Helferlein - sofern man dafür extra zahlt: ESP und Traktionskontrolle gibt es gegen Aufpreis. Unsere weiblichen Mitarbeiter waren beim Panda nicht nur von der »schnuckeligen« Form höchst angetan, sondern vor allem auch vom Fiat-typischen »City-Knopf«. Der sorgt für eine besonders leichtgängige Lenkung und problemloses Einparken. Aber auch ohne Knopf ist die dann direktere Lenkung ein wenig gefühllos ausgefallen.

Anfällig für Windböen

Anfällig für Windböen Foto: press-inform

Wer aus Vollgas voll in die Eisen geht, der merkt schnell, dass auch Pandas ganz schön störrisch sein können - aber selbst dann blieb er durchaus noch beherrschbar. Dem komfortablen Fahrwerk geschuldet ist die Neigung zur Neigung in Kurven. Und zum Nicken beim Bremsen. Erwähnt werden muss auch, dass die hohe Bauweise mit den großen Seitenflächen den Panda anfällig macht für Windböen. Ansonsten zeigte sich der Panda als sehr handliches Stadtauto mit einer guten Rundumsicht.

Vom Preisgefüge her beginnt die Panda-Welt bei 8890 Euro für die Basisversion mit 1,1-Liter-Vierzylinder. Für den 1.3-Multijet sind dann 11.590 Euro fällig. Und wer bei dem noch die Kraft auf allen vier Rädern haben will, der ist ab 13.500 Euro dabei. Die Aufpreisliste allerdings ist nicht gerade knapp bemessen. Darin finden sich neben kompletten Ausstattungspaketen auch Dinge, die man bei der Basisversion durchaus vermissen dürfte: Dachreling (150 Euro), ESP (500 Euro), Klimaanlage (900 Euro), Kopfairbags (200 Euro) und eine verschiebbare Rückbank (250 Euro) zum Beispiel. So gesehen, spielt der Panda auch vom Preis her in einer Klasse mit VW Fox, Toyota Aygo und Peugeot 107. Die Zeit als toll billige Kiste ist vorbei.


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