Italienischer Alleskönner

Ducati Monster 696

Fünfzehn Jahre nach Premiere der ersten Monster wagt sich Ducati erstmals an eine grundlegende Überarbeitung der erfolgreichen Baureihe. Als erstes hat es das Einstiegsmodell M 696 erwischt.

Von Thilo Kozik

Ein Blick genügt, um festzustellen: An dieser Ducati Monster ist alles anders. Der Rundscheinwerfer ist unglaublich flach, der Tank kein Tank mehr, sondern Airbox. Dafür sind die beiden Hälften abnehmbar und können gegen andersfarbige getauscht werden. Ein Hybridrahmen aus Ducati-Gitterrohrgeflecht mit leichten Aluguss-Profilen umrahmt den neuen Motor, eine massive Zweiarmschwinge, das hochgezogene Stummelschalldämpfer-Duo und die LED-Heckeinheit sind ebenfalls neu.

Ursprungsidee bleibt

Das Erstaunliche daran: So deutlich die Veränderungen gegenüber der «alten» Monster im Detail auch ausfallen, das Motorrad als Ganzes bewahrt die Ursprungsidee von Miguel Angel Galluzzi, dem Schöpfer der ersten M 900 - nur noch gedrungener, noch muskulöser. Das Bewahren des Charakters hat seinen guten Grund: Bis heute verkaufte das Bologneser Werk die gigantische Zahl von 200.000 Monster.

Die Vorderansicht der Ducati Monster 696 Foto: Ducati

Die M 696 kündet von einer neuen Monster-Brut, die diese Zahl noch deutlich steigern soll. Dafür bekam die 696 einen überarbeiteten Antrieb auf Basis der Vorgängerin Monster 695: Der klassische luftgekühlte Desmo-Twin mit exakt 696 Kubikzentimeter Hubraum und zwei Ventilen zeigt sich mit zahlreichen inneren Maßnahmen und neuen Zylinderköpfen aufgepeppt um sieben PS auf 74 munter galoppierende Pferdchen, das fleischige Drehmoment beträgt 69 Newtonmeter. Erstmals sorgt ein Einspritz-System von Siemens-VDO fürs Gemisch, das unauffällig arbeitet bis auf einen Ruck beim Gasanlegen aus dem sanften Schiebebetrieb heraus.

Konstantfahrruckeln spürbar

Digitale Anzeigen - Cockpit der Ducati Monster 696 Foto: Ducati

Trotz je einer Lambdasonde pro Zylinder bleibt ein Konstantfahrruckeln, nicht wirklich übel, aber eben spürbar. Davon abgesehen geht der 696-Motor schon früh gut ans Gas, kein Ruckeln und Zuckeln mehr wie bei früheren Desmo-Twins stört den unteren Drehzahlbereich. Guter Druck herrscht bis 6000 Touren, bevor der 90-Grad-Vau unter deftigem Ansauggeräusch einen freudigen Zusatzschub freisetzt und munter bis zum Begrenzer dreht, den ein wild leuchtendes Rotlicht mittig im Cockpit signalisiert.

Die Seitenansicht der Ducati Monster 696 Foto: Ducati

Hinzu kommen eine ungewöhnlich leichtgängige Kupplung und ein knatschig schaltbares Sechsganggetriebe. Die Ergonomie bleibt unverkennbar Monster mit sportlich vorgeneigtem Körper, alles jedoch entschärft. Beim Griff an die breite Lenkstange fühlt sich der Pilot direkt zum Kurvenräubern herausgefordert. Dabei biegt die Monster sehr verlässlich und mühelos in die Kurven - ein kurzer Lenkimpuls genügt, und schon schwingt die Duc in die gewünschte Richtung. Ihre leichtfüßige Handlichkeit verdankt sie vor allem dem schmalen 160er Reifen hinten, kein lästiges Aufstellmoment auf Bodenwellen und Bremsen in Schräglage beeinträchtigen den Fahrgenuss.

Mächtige Bremsen

Die Rückansicht der Ducati Monster 696 Foto: Ducati

Apropos Bremsen: Vorne schinden mächtig dreinschauende radial montierte Vierkolben-Brembos richtig Eindruck. Doch agieren diese keineswegs aus, sondern effektiv und gut dosierbar, was dem angepeilten eher unerfahrenen Kundenkreis gerecht wird. Rennstreckenatmosphäre verströmt dagegen das Digital-Instrument am fetten Gabeljoch, das sogar einen Laptimer samt Datarecording-Anschluss aufweist. Die Drehzahl wird prominent auf einer LCD-Leiste dargestellt während die Geschwindigkeitsanzeige etwas untergeht. Per Schieberegler vom linken Lenkerende können praktische Anzeigen wie Spritverbrauch, Restreichweite oder Umgebungstemperatur abgerufen werden.

Was bleibt, ist höchster Respekt für die Monster-Designer-Crew: Die 696 ist ein völlig neues Motorrad, das dennoch kein Jota am bewährten Monster-Konzept kratzt - auch die 2008er Auflage ist ein sportliches Naked Bike im eigenständigen Ducati-Stil, mit dem sportlich Ambitionierte ebenso wie Wochenendgenießer, City-Surfer oder Café Racer voll auf ihre Kosten kommen. Übrigens zum einsteigergerechten Preis von 7695 Euro.

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