Dodge Nitro: Explosive Verpackung

Dodge drängt in die SUV-Klasse. Mit dem Nitro wollen die Amerikaner vor allem den koreanischen Mitbewerbern Marktanteile wegschnappen – das Design kann dabei helfen.

Von Thomas Flehmer

Back to the Future lautet die Devise von Dodge. Die Amerikaner, die sich vor einem Jahr auf dem europäischen Markt bei der Einführung des Caliber extrem hart und männlich zeigten, bauen weiter auf schmachtende Kerle, die am liebsten auch heute noch mit ölverschmierten Overalls durch die Werkstatt ziehen möchten.

Kein höfliches Modell

Bei dem zweiten Modell für den alten Kontinent, dem SUV Nitro, soll das ebenfalls ausdrucksvolles Design die Zielgruppe zwischen 30 und 40 anziehen, so Dodge Executiv-Director für den internationalen Verkauf und Marketing, Thomas Hausch, «in einer Welt mit überwiegend höflichen Wettbewerbs-Modellen hat der Dodge das Design, die Technik und die Leistung, Kunden zu inspirieren und das Segment wachzurütteln.»

Kastenförmiger Koloss

Imposante Frontansicht Foto: AG/Flehmer

Wachgerüttelt wird man wahrhaftig, wenn man vor dem Koloss steht. Während die Konkurrenten in der vermeintlichen Geländewagenklasse auf zarte Rundungen setzen, setzt Dodge auf Handfestes. Eckig, fast kastenförmig, aber vor allem bullig präsentiert sich der Nitro. Die Front mit dem Fadenkreuzgrill und den mächtigen Stoßfängern sowie den breiten Radkästen vermitteln Aggression pur.

Auch die Seitenlinie zeigt: Hier hört der Spaß auf. Fast wie ein langgezogener Lada Niva präsentiert sich der in Toledo gefertigte 4,59 Meter lange, 1,92 Meter breite und 1.77 hohe SUV. Breite Räder - auf Wunsch 20 Zöller - verstärken den maskulinen Eindruck.

Billig wirkende Plastikwelt

Der Innenraum des Nitro Foto: Werk

Die Herrlichkeit endet bereits beim Eintritt in den Innenraum. Schon die breiten Türgriffe bereiten die Insassen auf die Plastikwelt vor. Zwar scheint das Interieur des auf der Jeep Cherokee-Plattform basierenden Nitro wertiger zu sein als das von Caliber und Avenger. Doch kommt immer wieder die Erinnerung an die karge Ausstattung früherer Geländewagen aus Großbritannien hoch. Hier sind natürlich die koreanischen Mitbewerber, die viel Arbeit und Luxus in das Interieur gesteckt haben, deutlich im Vorteil.

Die Sitze bieten wenig Seitenhalt, man kann es aber längere Strecken aushalten, wenn es nicht nur übers Gelände geht. Die Beinfreiheit ist bei einem Radstand von 2,76 Metern absolut gegeben. Der Kofferraum ist von 369 Liter auf 1994 Liter erweiterbar, wenn die Rücksitzbank ganz umgeklappt wird. Zur Packhilfe gibt es eine ausziehbare Klappe, auf die die Gegenstände gelegt werden können, ehe diese Klappe wieder leicht in den Kofferraum hineingeschoben werden kann.

Gute Figur im Gelände

Die Topversion Nitro R/T Foto: AG/Flehmer

Ebenso leicht wird der von uns gefahrene 4,0 Liter große Sechszylinder per Gasgeben aus dem Schlaf gerissen. Innerhalb von 8,5 Sekunden hat das Topmodell Nitro R/T die 100 km/h-Marke passiert. Der Sound tut dabei das Übrige, um die Insassen wieder von den Zeiten träumen zu lassen, in den Schrauber noch wirklich Schrauber waren. Dank 191 kW/260 PS und einem Drehmoment von 360 Nm, die bei 4000 U/min anliegen, kommt das fast zwei Tonnen schwere Mobil flott in Fahrt.

Selbst im Gelände gibt das Topmodell eine gute Figur ab. Unebenheiten schlagen dank einer guten Federung nicht stark auf die Gelenke der Insassen. Die Bodenfreiheit von 22 Zentimetern vorn (ein Zentimeter weniger hinten) lassen die Angst vor etwaigen Hürden verschwinden.

Eher cruisen

Der Kofferraum des Nitro Foto: AG/Flehmer

Doch diese Träume von Kraft und Stärke verschwinden in dem ebenfalls von uns gefahrenen 2,8 CRD, der laut Dodge auch in Europa sich zum Volumenmodell aufschwingen wird. Mit 130 kW/177 PS ist der von VM Motori aus Italien stammende Selbstzünder nominell zwar um einiges stärker als die Kollegen aus Südostasien, doch bei den Testfahrten machten sich auch die 410 Nm Drehmoment, die zwischen 2000 und 2800 U/min anliegen, nicht so unterschiedlich bemerkbar. Wie bei den Koreanern ist eher Cruisen angesagt, anstatt die Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h mit dem serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe zu erreichen.

8,6 Liter gibt Dodge für den Diesel im Drittelmix an, der Bordcomputer reichte an die zehn Liter heran und überschritt sie auch ein wenig. Dass sich die trendigen SUV sehr konträr in der gerade aktuellen CO2-Diskussion entwickeln, ist kein Problem von Dodge, sondern des Segments, in das sich der Nitro mit 228 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer aber einfügt.

Allrad erst ab 28.390 Euro

Das Heck des Nitro Foto: AG/Flehmer

Gut 3000 Euro bleibt der Nitro mit dem Einstiegsmodell Nitro SE unter den koreanischen Konkurrenten. Dafür müssen die Kunden nicht nur auf den Premiumanspruch, den Kia oder Hyundai mittlerweile auch für sich entdeckt haben, verzichten, sondern auch auf den zuschaltbaren Allradantrieb. Den gibt es erst bei einem Einstieg mit 28.390 Euro.

Die Topversion R/T des ab 21. Juni erhältlichen Nitro beginnt bei 35.590, der Sechszylinder, den es nur mit der Topausstattung gibt, beginnt bei 38.990. Als Rabatt gibt es das 5-Sterne-Premium Paket von DaimlerChrysler. Innerhalb der ersten vier Jahre oder von 50.000 Kilometern sind alle Inspektionen und Reparaturen und Verschleißteile sowie der Mobilitätsservice kostenlos. Trotzdem gelingt so auch preislich die Annäherung an die Konkurrenten.

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