Imposante Wiederauferstehung

Dodge Challenger SRT-8

Die gute Nachricht zuerst: es gibt wieder einen Dodge Challenger. Die schlechte: offiziell will Dodge das Aushängeschild der Marke nicht in Deutschland einführen. Also ab zum Importeur und mit der Neuauflage des legendären Muscle-Cars fremdgehen.

Von Stefan Grundhoff

Denn der Dodge Challenger ist eines der schärfsten Autos, die man derzeit fahren kann. Sportwagen, Luxuslimousinen und Geländekreuzer können echte Autofans kaum mehr aus den Sitzen reißen. Doch wer den neuen Challenger sieht, der braucht sich nicht in die Filmszenerie des legendären Streifens Bullit zu versetzen, um feuchte Hände zu bekommen. In einer ersten Serie hat Dodge 6400 Fahrzeuge produziert - nur vom Sportmodell SRT-8. Wer eines ergattert, kann sich glücklich schätzen. Erst später kommen die zahmen Versionen mit 3,5 Liter V6 und 5,7 Liter V8. Doch wer heißen Sex will, kommt um den SRT-8 nicht herum.

Spezielle Kundschaft

Man könnte fast glauben, das Auto sei zum Schmuddelobjekt der Gesellschaft geworden. Das einstige Lieblingskind der Deutschen hat in den letzten Jahren Dauerfeuer von allen Seiten bekommen. Statt Fahrspaß und Lust am Spektakulären scheinen sich viele nur noch für CO2-Ausstoß und Verbrauchswerte zu interessieren. Schön, dass es bei allen berechtigten Öko-Tendenzen auch noch Spaßmacher wie den neuen Dodge Challenger gibt.

Schade, dass der Chrysler-Konzern ähnlich wie Ford vor ein paar Jahren beim Mustang nicht den Schneid hat, den Challenger als Imageprodukt selbst auf den Markt zu bringen. «So faszinierend der Dodge Challenger auch ist, er bleibt eine automobile Spezialität für einige wenige Kunden», so Dodge-Sprecher Markus Hauf, „die zu erwartende kleine Stückzahl rechtfertigt nicht den logistischen und administrativen Aufwand für die Aufnahme eines zusätzlichen Modells.“

Erst hören, dann sehen

Styling pur Foto: press-inform

Importeure wie Geiger Cars in München wird diese automobile Enthaltsamkeit es freuen. «Der Challenger SRT-8 ist ganz neu. Erst ein paar Wochen auf dem Markt», so Karl Geiger, «wir sind froh, dass wir einige Modelle der ersten Serie bekommen haben.» Knapp 54.000 Euro muss man auf den Verkaufstisch im Osten von München legen, um mit einem SRT-8 vom Hof zu bollern. Der Challenger ist die Widerauferstehung jener alten Muscle-Cars, die Mitte der 70er Jahre nahezu vollständig vom Markt verschwunden sind. Mit dem Mustang gab die Ford Motor Company vor Jahren den Startschuss für ein neues Muscle-Car-Zeitalter im Pony Style. Jetzt folgt mit dem Dodge Challenger das zweite Aushängeschild; Chevrolet lässt mit dem neuen Camaro die ehemals erfolgreiche Tradition ebenfalls wieder aufleben.

53.900 Euro sind trotz Komplettausstattung mit elektrischen Ledersitzen, 20-Zoll-Alufelgen, Xenonlicht und weiteren Annehmlichkeiten kein Pappenstiel. Daran ändern auch der 6,1 Liter große V8 mit seinen gewaltigen 575 Nm Drehmoment und 431 PS wenig. Doch der Klang macht alles weg. Denn die meisten werden den Challenger zunächst hören - und erst dann sehen. Dabei ist der Anblick mehr als beeindruckend. Dodge hat die Launch-Farbe namens HEMI-Orange prächtig gewählt. Der 5,02 Meter lange Zweitürer ist ein Hingucker wohin man auch fährt. Wenn der SRT heranrauscht, reißen Kinder verzückt die Augen auf, automobilresistente Familienväter und Fahrer eines Renault Kangoo verdrehen sich die Köpfe und selbst vor der Seniorenbegegnungsstätte recken sich eine handvoll Hälse nach dem wild brüllenden US-Car um. Was für ein Styling!

Gene der E-Klasse

Grimmige Front Foto: press-inform

Die runden Doppelscheinwerfer machen einem besonders im eigenen Rückspiegel Angst und die schwarzen Rallye-Streifen auf orangefarbenem Grund erinnern zusammen mit den Lufteinlässen in der nicht enden wollenden Motorhaube an den legendären Vorgänger von 1969; gezeichnet vom ehemaligen Chefdesigner Carl Cameron. Stoßstangen sucht man auch bei Neuauflage sowohl vorne als auch hinten vergebens. Stattdessen gibt es bauchige Schürzen, den stechenden Blick und Fensterflächen, die an Schießscharten erinnern. So haben sich die Autos im Pony-Style vor 40 Jahren die Automobilwelt in Aufruhr gebracht.

Als die Idee zu einer Neuauflage des legendären Dodge Challenger geboren wurde, waren Daimler und Chrysler noch schiedlich-friedlich beieinander. Obwohl die Zeit des Schmusens bereits seit längerem der Vergangenheit angehört, trägt das Sportcoupé mit Produktionsstandort im kanadischen Brampton Gene den Chrysler 300C und somit auch der längst abgelösten E-Klasse-Baureihe W 210 in sich.

Außen hui, innen …

Der Innenraum des Dodge Challenger fällt ebenso wie alle seine Brüder aus der Chrysler Gruppe gegenüber dem schneidigen Außendesign deutlich ab. Die engen Sportsitze sind bequem und lassen sich nur auf der Fahrerseite standesgemäß verstellen. Eine etwas niedrigere Sitzposition würden sich nicht nur Sportwagenfans ebenso wünschen wie ein Plus an Beinauflage.

Peinlich, dass eine Limousine wie der Challenger auf der Beifahrerseite noch immer über keine Höhenverstellung verfügt. Die zweite Reihe wirkt nur durch das dunkle Leder, den schwarzen Dachhimmel und die kleinen Fensterflächen eng. Über die lieblosen Kunststoffoberflächen an Türtafeln und Armaturenbrett kann man nur den Mantel des Schweigens hüllen. Der Kofferraum schluckt imposante 500 Liter.

Ungetüm unter der Motorhaube

Der 6,1 Liter HEMI-Motor Foto: press-inform

Viel wichtiger ist dagegen das grollende Ungetüm unter der Motorhaube. Der 6,1 Liter große Achtzylinder leistet 317 kW / 431 PS und ein maximales Drehmoment von 575 Nm. Das reicht um den knapp 1,9 Tonnen schweren Hecktriebler in 14 Sekunden über die Viertelmeile zu scheuchen. Im Gegensatz zu europäischen Beschleunigungstiraden 0 auf 100 km/h interessiert einen US-Fan schließlich nur das. Wer es wissen will: Bis zur 100-km/h-Marke vergehen aus dem Stand kaum mehr als fünf Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h abgeregelt - ebenso überflüssig wie die Nennung des Durchschnittsverbrauchs, der sich zwischen 17 und 20 Liter einpendelt - wenn man betulich angehen lässt.

Der Motorsound ist bereits im Stand grollend und ab 3.500 Touren schlicht spektakulär. Der Challenger ist ein typisches Muscle-Car, das geritten werden will. Daran ändern auch ABS, ESP und die fetten 20-Zöller wenig. Die Federung des 1,92 Meter breiten Boliden ist mit Einzelradaufhängung, Schraubenfedern und Gasdruckstoßdämpfern straff bis hart, dabei für ein solches Auto aber nicht zu unkomfortabel. Das Gesamtpaket passt. Schließlich will man spüren, auf welchen Spuren man unterwegs ist.

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