Daihatsu Copen auf Abschiedstournee

Daihatsu Copen

Mit Vernunft darf man an den Daihatsu Copen nicht herangehen. Die japanische Kleinst-Alternative zum Audi TT besitzt aber einfach zu viele Nachteile, als das der Kultfaktor in diesen Breiten dem Copen eine große Anhängerschar bescheren würde.

Von Sabine Stahl

Neben dem Mini-Cabrio Dahaitsu Copen fühlen sich selbst die kleinsten Autofahrer groß. Denn der zweisitzige Zwerg reicht auch einem 1,60-Meter-Menschen nur bis zur Brust. Einem 1,85-Meter-Mann geht das japanische Spaßmobil sogar nur bis zum Bauch. Dennoch findet selbst ein Sitzriese in dem Matchbox-Auto genügend Platz - vorausgesetzt er zieht im richtigen Moment den Kopf ein.

Teuer und unpraktisch

Der Copen ist kein Allerwelts-Cabrio. Er ist winzig, die Technik ist auf dem Stand von vor zehn Jahren und das Design ist Geschmackssache. Dennoch kostet das polarisierende Minimobil mindestens 19.090 Euro - dafür bekommt man bereits einen VW Golf mit vier Türen, Lederlenkrad und genügend Platz für einen Kinderwagen. Doch all das wollen die Fahrer eines Copen nicht haben. Denn der kleine Japaner ist das genaue Gegenteil des Vernunftautos Golf.

Der Copen ist teuer, unpraktisch und verfügt quasi über keine Sicherheitsausstattung. Doch dafür kann er, was der Golf nur schwer vermag: Emotionen wecken. Diese sind natürlich nicht immer von positiver Natur und reichen von "niedlich", über "kultig" bis hin zu "katastrophal". Doch einem Copen-Fahrer ist die Meinung der anderen reichlich egal. Er genießt sein extravagantes Mobil, dass neben dem auffälligen Erscheinungsbild auch noch jede Menge Spaß bereitet.

Kein ESP erhältlich

Vor dem Öffnen Kopf einziehen Foto: Daihatsu

Denn dank seines Fliegen-Leergewichts von 850 Kilo legt der Kleinwagen ein äußerst temperamentvolles Fahrverhalten an den Tag. Der 1,3-Liter-Benziner mit 64 kW/87 PS lässt den Kleinwagen in 9,5 Sekunden auf Tempo 100 spurten. Durch den kurzen Radstand von 2,23 Metern ist auch ein besonders leichtfüßiges Tänzeln durch enge Kurven möglich. Allerdings sollte es der Fahrer mit der Geschwindigkeit nicht übertreiben, denn der Schleuderschutz ESP kann für den Fronttriebler nicht geordert werden.

Vorsicht ist bei offenem Dach geboten, da Verwindungssteifigkeit nicht zu den Stärken des Copen zählt und deshalb vor allem in Kurven eine unsicheres Fahrgefühl aufkommt, das von viel klapperndem Blech noch verstärkt wird. Dennoch ist beim Copen die offene Fahrt, wie bei allen Cabrios, das Schönste am ganzen Auto. Das zweiteilige Klappdach verschwindet per Knopfdruck im Kofferraum. Zuvor muss es oberhalb der Windschutzscheibe an zwei Punkten entriegelt werden und große Insassen sollten den Kopf einziehen. Denn andernfalls bleibt der Deckel auf dem Topf, da das Haupt des Fahrers den zuständigen Sensor stört und sich das Dach erst öffnet, wenn der Kopf geneigt wird.

Retro im Innenraum

Komfortfreie Zone Foto: Daihatsu

Ist das Dach aufgeklappt, schrumpft das Kofferraumvolumen auf die Größe einer Damenhandtasche und der Picknickkorb für die Fahrt ins Grüne muss zuhause bleiben. Auch im Innenraum gibt es nur wenig Ablagemöglichkeiten. Neben dem Handschuhfach findet sich in der Mittelkonsole unter einer Klappe ein Staufach. Dort sollte man allerdings nicht allzu viel Kram platzieren, da sich hier unsinnigerweise auch die Knöpfe für das Öffnen der Kofferraumklappe und für den Tankdeckel befinden. An den Türinnenseiten sind kleine Netze gespannt, in denen sich zumindest ein Päckchen Taschentücher und ein Kugelschreiber deponieren lassen.

Der Innenraum des Kleinwagens wird von dem überproportional großen Holzlenkrad dominiert, das für ein wenig Retro-Gefühl sorgt. Der kugelförmige Schalthebel des Fünfganggetriebes ist in chromfarbenem Plastik gestaltet und liegt gut in der Hand. Retro im negativen Sinn fühlt man beim Blick auf die Mittelkonsole, wo sich ein Radio mit Kassettendeck und eine Lüftung, die per Schieberegler bedient wird, finden. Auch die Scheibenwischanlage ist völlig komfortfrei und verlangt beim Betätigen der Spritzanlage ein manuelles Einschalten des Wischers. Auch einen Bordcomputer mit Verbrauchsanzeige oder eine Lichtautomatik sucht der Fahrer im Copen vergebens. Die serienmäßigen Ledersitze sind zumindest für kleine Personen äußerst bequem, bei längeren Fahrten werden sich größere Mitfahrer vermutlich über mangelnde Beinfreiheit beschweren.

Kein Name zum Punkten

Der Daihatsu Copen ist teuer und unpraktisch, doch das ist man auch von anderen Spaßautos im Miniformat gewohnt. Diese können allerdings noch mit einem großen Namen wie Fiat 500 oder Mini Cooper punkten. Ohne Image zum Kultmobil zu avancieren ist allerdings äußerst schwierig. Kein Wunder also, dass Daihatsu im vergangenen Jahr nur 129 Exemplare des verrückten Spielmobils verkauft und nun die Produktion eingestellt hat. Ob und wann eine neue Generation folgt, ist derzeit noch unklar. Eine kleine feine Fan-Gemeinde wird eine neue Modell-Zusage jedoch kaum erwarten können. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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