Göttliche Kurvenhatz im DS 3

Citroen DS 3 THP 150

Citroen hat die DS-Baureihe neu wiederbelebt. Mit der in den fünfziger Jahren hervorgebrachten Göttin hat der kleine Kurven-Sportler aber lediglich eine Gemeinsamkeit.

Von Thomas Flehmer

Als Citroen 1955 in Paris die DS vorstellte, ging ein Raunen durch die Autowelt. Die Limousine - in Frankreich nur als "Die Göttin" unterwegs - mit einem sehr eigenwilligen Design und Hypnotechnik war zehn Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges so etwas wie eine vorweggenommene Mondlandung. 55 Jahre später wurde die Wiederbelebung der DS-Reihe notiert, aber keinesfalls mit solchen Begeisterungsstürmen empfangen wie im vergangenen Jahrhundert.

Knallige Farben und Haifischflosse

Kein Wunder, die Philosophie der neuen Reihe ist total anders ausgelegt. Zwar führt auch heute das Design dazu, dass viele Verkehrsteilnehmer dem neuen DS 3 hinterherschauen, doch polarisiert der 3,95 Meter lange Kleinwagen nicht so stark wie das göttliche Vorbild. Heute sind es die knalligen Farben, die die Blicke einfangen und dann über die sportlich-aggressive Front mit den seitlich angebrachten Nebelscheinwerfern hinter einem hervorstechenden Kühlergrill bis hin zur C-Säule wandern lassen.

Dort teilt eine Haifischflosse sehr unorthodox den vorderen vom hinteren Teil des Premiumproduktes der Franzosen. Das Heck fügt sich dem hervorstechenden Merkmal, es wird nur beachtet, wenn der für die Größe recht geräumige Kofferraum beladen werden soll oder der DS 3 die linke Spur auf der Autobahn wählt.

Über 800 Variationen

Die Haifischflosse prägt die Seitenpartie Foto: AG/Flehmer

Denn der 115 kW/156 PS starke THP 150 aus der Kooperation von PSA Peugeot Citroen sowie BMW ist im Verbund mit dem DS 3 ein wahres Kraftpaket. Der Sprint des Sechsgang-Schalters gelingt in 8,1 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit ist erst bei 214 km/h erreicht. Doch die schnöde Autobahnfahrt ist nicht das Terrain des sportlichen Citroens. Die Kurven der Landstraße locken und selbst Kleeblattfahren am Autobahnkreuz erscheinen auf einmal sinnvoll. Denn das Fahrwerk des 1,2 Tonnen leichten DS 3 ist einfach grandios.

Der in rund 800 verschiedenen Variationen erhältliche kleine Sportler durchquert die Kurven wie auf Schienen, hier ist eher die Disziplin des Fahrers gefragt, nicht über die Grenze hinauszuschießen. Wieso Citroen den Ledersitzen eine Sitzheizung eingebaut hat, bleibt ein Geheimnis der Franzosen. Denn gerade bei der Kurvenjagd präsentiert sich der DS 3 äußerst heiß. Das von Mini apostrophierte Go-Kart-Gefühl kann auch der französische Konkurrent für sich in Anspruch nehmen.

Kerniger Motorsound

Auf sportlich getrimmter Innenraum Foto: Citroen

Dass die Schaltpunktanzeige bei sonnigem Wetter und eingeschaltetem Licht nicht zu erkennen ist, ist geschenkt. Denn der kernige Motorsound gibt lautstark die Befehle zum Hochschalten. Allerdings muss man sich nicht an den Befehlston halten, sondern kann die Gänge lange und genussvoll ausfahren. Und selbst bei hohem Tempo hält sich der Verbrauch noch zurück. Schließlich wird nicht andauernd auf die Tube gedrückt. Ist man sparsam unterwegs, steht eine sechs vor dem Komma, wird der DS 3 manchmal auf sportlich getrimmt, müssen 7,5 Liter über Land einkalkuliert werden.

Und selbst in der Stadt ist der Mini-Konkurrent aus Frankreich recht sparsam mit 6,9 Litern dabei, ohne seine Sportlichkeit zu verlieren. Es macht einfach Spaß, den DS 3 durch die Straßen zu chauffieren, eingebettet in einem auf jung getrimmten Innenraum mit sportlichen Ledersitzen, die viel Seitenhalt geben, aber trotzdem komfortabel ausgestattet sind. Dass trotzdem Straßenunebenheiten durchdringen ist dem sportlichen Anspruch geschuldet und völlig legitim.

Hohe Prozente möglich

Legitim ist auch der Einstiegspreis von 19.800 Euro, der aufgrund zahlreicher Ausstattungsmöglichkeiten auf rund 25.000 Euro getoppt werden kann. Aber bei Citroen kann man auch mit dem DS 3 Schnäppchen machen. So soll es einen Händler in Sachsen geben, der eine vollausgestattete DS 3 für 20.000 Euro anbietet. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt tritt die einzige Gemeinsamkeit zu Tage, die den DS 3 mit der früheren DS verbindet: Die Faszination am Fahren.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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