Chicago-Gangster-Look

Der besondere Charm des Chrysler PT Cruiser ist die Kombination von Retrodesign sowie moderner Technik. Doch gerade hier erweist sich der auffällige Van mitunter nicht gerade als zeitgemäß.

Von Stefan Zaumseil

Typisch für die Autos der dreißiger Jahre waren ausladende Kotflügel mit aufgesetzten Scheinwerfereinheiten, seitliche Trittbretter, eine lang gezogene Motorhaube und ein abfallendes Stummelheck. All diese Attribute hat der Chrysler PT Cruiser zu bieten - plus ein wenig Modernität, von voll integrierten Stoßfängern mit eingelassenen Nebelscheinwerfern bis zur Dachantenne. Ein Sonderwunsch für Generation drei und sicher auch ein großer Schritt in Richtung Bequemlichkeit wären nach hinten öffnende Fondtüren, wie sie in aktuellen Studien auf diversen Ausstellungen auch von Chrysler präsentiert werden.

Leichter Retrolook

Das Interieur zeigt sich im Vergleich zum Außendesign wenig spektakulär, auch nach der jüngsten Modellpflege. Geblieben ist der leichte Retrolook, angefangen beim Armaturenbrett in Wagenfarbe und gekrönt vom Chrysler-Chronometer über der Mittelkonsole. Diese ist leider ganz und gar modern - ein wenig sehenswertes Glanzstück der großindustriellen Kunststoffproduktion, sowohl optisch als auch haptisch. Während das Cockpit durch chromumrandete Rundinstrumente und Lüftungsdüse durchaus gefällt, empört die Mittelkonsole durch lieblos angeordnete Ausschnitte für Radio- und Klimabedienung sowie unsinnig platzierte Schalter für die elektrischen Fensterheber. Wer bei der Innenraumreinigung nicht aufpasst, schneidet sich an der schlecht verarbeiteten Konsolenabdeckung schnell den Handrücken auf.

Sechster Gang fehlt

Nicht immer die neueste Technik im Retro-Design Foto: Press-Inform

Dabei ist wohl nichts gegen das Retrodesign einzuwenden, aber doch bitte nicht bei Verarbeitung und Ergonomie. Denn der besondere Charme eines Chrysler PT Cruiser ist doch die klassische Optik eines ehrwürdigen Automobils, gepaart mit moderner Technik und aktuellem Komfortniveau. Der 2,2 Liter große Vierzylinder-Commonrail-Diesel mit variabler Turbogeometrie leistet nunmehr 110 kW/150 PS und 300 Nm Drehmoment von 1600 bis 3000 Touren. Das genügt um den 1,6 Tonnen schweren Cruiser in 10,8 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen. Die gemessene Höchstgeschwindigkeit des PT liegt bei 190 km/h. Ab 150 km/h wird es durch die betagten fünf Gänge allzu laut. Bedingt durch den zu langen, ganz dem Retrolook entsprechenden Gangwahlhebel sind die Schaltvorgänge nicht so zeitgemäß, wie man sich das bei einem Reisegefährt vorstellt. Auf längeren Landstraßen- oder Autobahnpassagen wird ein sechster Gang vermisst.

Erfreulich niedriger Verbrauch

An Platz mangelt es im PT Cruiser wahrlich nicht Foto: Press-Inform

Trotz des hohen Fahrzeuggewichtes und des fehlenden sechsten Ganges ist der Kraftstoffverbrauch mit 7,4 Liter Diesel auf 100 Kilometern erfreulich niedrig. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt und quittiert die meisten Fahrbahnunebenheiten mit leichten Innengräuschen, Kanaldeckel oder Querrillen werden dann aber doch mit einem vernehmlichen Rappeln an die Innenraumverkleidung und die Insassen weitergegeben. Die Seitenneigung in flott gefahrenen Abbiegemanövern ist für ein Fahrzeug mit fast 1,70 Metern Höhe akzeptabel, auf kurvigen Landstraßen gefällt der Cruiser durch problemloses Handling mit leichtem Hang zum Untersteuern. ESP ist nicht einmal gegen Aufpreis zu bekommen - wenig zeitgemäß.

In der Stadt gefällt der PT durch die hohe Sitzposition, mit einer leichten Lenkung und guter Rundumsicht. Einzig die breiten C-Säulen nerven beim Einparken durch eine eingeschränkte Sicht nach hinten, und da weder Parkpilot noch Rückfahrkamera verfügbar sind, hilft nur trainieren. Für die samstägliche Einkaufstour ist der PT Cruiser mit 521 Litern Kofferraumvolumen hervorragend geeignet. Die zweigeteilten Rücksitzlehnen sind schnell umgeklappt. Für kleinere Möbeltransporte sind die Rücksitze auch schnell ausgebaut - dann stehen 2150 Liter Laderaum über einer ebenen Fläche zur Verfügung.

Unbequeme Vordersitze

Auffallen im Einheitsbrei der Vans Foto: Press-Inform

Vorn und hinten haben die Insassen viel Platz, das Raumgefühl ist dank der hohen Bauweise recht gut, die vorderen Sitze sind für größere Mitteleuropäer jedoch zu hoch und zu kurz.Schmerzlich vermisst wird die verstellbare Pedalerie des 300C oder ein längsverstellbares Lenkrad. Bedingt durch das große Lenkrad landen die Knie größerer Fahrer unweigerlich an der üppigen Mittelkonsolenabdeckung. Der Chrysler PT Cruiser Limited CRD ist ab 23.390 Euro zu haben und bringt an Sicherheitsausstattung unter anderem ABS, Schlupfregelung, Airbags für Fahrer und Beifahrer, Seitenairbags, Knieairbags und Nebelscheinwerfer mit. Serienmäßig an Bord sind zudem ein elektrisch verstellbarer Fahrersitz, Bordcomputer, Tempomat, Klimaanlage und beheizte Ledersitze. Wer auf verchromte 16-Zoll-Räder, abgedunkelte Seitenscheiben, Teilleder und Sitzheizung verzichten kann, spart mit dem Touring-Modell 2100 Euro.


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