Kompakter Lockvogel

Chevrolet Cruze

Chevrolet kehrt in die Kompaktklasse zurück. Der Cruze überrascht mit seinem Einstiegspreis, reiht sich aber schnell in die Gefüge der Mitbewerber ein.

Von Wolfram Nickel

Mit günstigen Einstiegspreisen und gefälligem Design will der Chevrolet Cruze ab Mai in der Kompaktklasse Erfolge feiern. Die sportlich gezeichnete und stattliche 4,60 Meter messende Stufenhecklimousine versteht sich als Nachfolger der glücklosen Modelle Lacetti und Nubira und tritt gegen Wettbewerber wie VW Jetta, Ford Focus oder Skoda Octavia an. Die Triebwerkspalette umfasst zum Start einen 1,6-und einen 1,8-Liter-Benziner mit 83 kW/113 PS und 104 kW/141 PS sowie einen 2,0-Liter-Diesel mit 110/150 PS. Mit einem Einstiegspreis von 14.990 Euro ist der Cruze ein richtiger Preisbrecher in der Kompaktklasse: Er ist rund 1600 Euro billiger als sein vergleichbarer Vorgänger und bis zu 5000 Euro preiswerter als die Wettbewerber.

Auf moderner Delta-Plattform

So kostengünstig ist der bei GM Daewoo in Korea entwickelte Chevrolet Cruze aber nicht in allen Versionen. Schon der 1,8-Liter-Benziner bewegt sich mit Preisen ab 19.690 Euro auf dem Niveau vieler Konkurrenten, zu denen auch der Opel Astra zählt. Allerdings ist der Chevy moderner als der Astra, basiert er doch bereits auf der neuen Delta-Plattform, die beim Astra erst in der Ende 2009 startenden neuen Generation zum Einsatz kommt. Um die konzerninterne Hierarchie zu wahren, gibt es den Cruze zunächst nur mit dem hierzulande wenig populären Stufenheck, erst 2010 folgt eine fünftürige Version.

Optisch gefällt der Chevy mit markanten, coupéartigen Linien und einem auffälligen, edel wirkenden Kühlergrill - Details, die ihn zu einem Gesicht
in der Menge machen. Dazu bietet der Viertürer ein komfortables Platzangebot mit sehr großzügiger Beinfreiheit für bis zu fünf Passagiere. Das Gepäckabteil erreicht mit 450 Litern nicht ganz den Klassenstandard, ist aber immer noch ausreichend groß. Bei Qualität und Anmutung der Innenraummaterialien hat der Cruze gegenüber seinen Vorgängern so deutlich zugelegt, dass er mit deutschen Kompaktklässlern vergleichbar ist.

Sportliche Fahrwerksabstimmung

Im Innenraum deutlich zugelegt Foto: Chevrolet

In der Sicherheitsausstattung kann der Cruze mit den heute üblichen Standards wie sechs Airbags und ESP aufwarten. Zudem gefällt der Amerikaner koreanischer Herkunft mit gutmütigem und berechenbarem Fahrverhalten. Überraschend für eine weltweit verkaufte Modellreihe ist die sportliche Fahrwerksabstimmung. Passend dazu und zum sportiven Design gibt es eine direkte und präzise Lenkung. In der Stadt gibt sich die Stufenhecklimousine dank eines Wendekreises von 10,90 Metern ausreichend wendig, dafür nicht sonderlich übersichtlich. Immerhin gibt es optional eine akustische Einparkhilfe. Auf längeren Autobahnetappen ist der Cruze dagegen ein angenehmer Gleiter. Dafür sorgt auch die gute Geräuschisolation.

Für den ausreichend flotten Vortrieb sorgen die von Opel bekannten 1,6-Liter- und 1,8-Liter-Benziner, nur bei forscher Gangart geben sie sich zugeschnürt. In der 1,8-Liter-Version debütiert eine optionale, neu entwickelte Sechsgang-Automatik, die allerdings deutlich schlechtere Fahrleistungen als die serienmäßige Fünfgang-Handschaltung ermöglicht.

Laufruhiger Diesel

Auch mit Selbstzünder sehr laufruhig Foto: Chevrolet

Top-Motorisierung für den Chevy ist ein neuer, angenehm laufruhiger Zweiliter-Turbodiesel von VM Motori und Daewoo mit 110 kW/150 PS, der bis zu 320 Nm Drehmoment bereit hält. Ab September soll der Diesel zusätzlich in einer 92 kW/125 PS starken Variante lieferbar sein, für die Benziner ist eine Autogasversion in Vorbereitung. Als Image- und Leistungsträger bereitet Chevrolet in den USA einen rund 260 PS starken 2,0-Liter-Turbobenziner vor; über eine Einführung in Europa wird nachgedacht.

Rund 1000 Einheiten des neuen Kompaktmodells will Chevrolet noch in diesem Jahr in Deutschland verkaufen. Angesichts des günstigen Einstiegspreises scheint dies ein erreichbares Ziel. Größere Erfolge wird der Cruze aber wohl erst als praktischer Fünftürer erzielen - zu gering ist hierzulande die Nachfrage nach kompakten Limousinen mit Stufenheck. (mid)

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