Cadillac SRX: Individuell mit Flüssiggas

Die Deutschen haben sich in prestigeträchtige Luxus-Geländewagen verliebt. Bezahlbare Individualität ist dabei aber selten zu finden. Cadillac hat mit dem SRX eine Lösung gefunden.

Von Stefan Grundhoff

Sie scheinen die Straßen zu bevölkern: Morgens um halb acht vor der Schule, mittags vor dem Einkaufszentrum und abends in der Theatertiefgarage. Die ausladenden Geländekreuzer drücken dem deutschen Straßenbild längst ihren Stempel auf. Gerade bei den gut betuchten in unserer Gesellschaft erfreuen sich die Luxus-SUVs einer ungeheuren Beliebtheit. Doch nicht jeder will ein Massenmodell wie eine Mercedes M-Klasse oder einen BMW X5 in der Einfahrt haben. Individualität ist für viele schließlich ein besonders wichtiges Gut. Auch ein Volvo XC 90 oder einen Jeep Grand Cherokee bringt zumeist nicht mehr den gewünschten Aha-Effekt. Wieso nicht ein Cadillac? Keine andere amerikanische Marke hat einen derart imageträchtigen Ruf wie Cadillac.

Diesel in USA verpönt

Die bieten mit Escalade und SRX zwei sehenswerte Boliden. Nachteil: Dieselmotorisierungen sind bei den Amerikanern verpönt. Stattdessen setzen die US-Dickschiffe auf langhubige Aggregate. Gut für Fahrspaß und Vortrieb - schlecht für den Geldbeutel. Und nicht jeder möchte den Tankwart um die Ecke auf Lebenszeit als besten Freund gewinnen. Cadillac-Importeur Kroymans ist bekanntermaßen besonders geschäftstüchtig. Ab sofort kann man den Cadillac SRX auch mit Flüssiggasantrieb bekommen - ohne jeden Aufpreis.

Mit der Gas-Aktion will Cadillac seinem Oberklasse-SUV auf die Sprünge helfen. Schließlich sind die meist mehr als zwei Tonnen schweren SUVs in Europa adäquat nur als Dieselversionen an Mann und Frau zu bringen. Cadillac hat außer beim Saab-Derivat BLS derzeit keinen Dieselmotor im Programm. Daher kam Kroymans ähnlich wie Chevrolet auf die Idee, fehlende Dieselalternativen durch eine Gasnachrüstung zu ersetzen.

Kostenlose Nachrüstung

Der Innenraum des SRX Foto: press-inform

«Entweder der Kunde bekommt beim Kauf einen neuen SRX den Gasantrieb kostenlos oder er entscheidet sich für einen Preisnachlass von 3.000 Euro!», sagt Cadillac-Pressesprecher Werner Roeser. 3.000 Euro dürften die meisten Kunden kaum locken. Schließlich werben andere Konzerne mit Aktionspreisen von 6.000 Euro oder mehr. Doch einen Gasantrieb ab Werk - das bietet bei den mächtigen SUVs sonst kein anderer.

Der Cadillac SRX ist der kleine Bruder des übermächtigen Escalade. Der ist in den USA bereits ein Renner; kommt hierzulande jedoch erst Ende des Jahres auf den Markt. Doch der SRX ist alles andere als ein Schmalhans. Mit seinen Dimensionen schwimmt er mit im Haifischbecken aus Audi Q7, Mercedes ML oder VW Touareg. Hier wird ähnlich wie im Kleinwagensegment um jeden Kunden erbittert gekämpft.

Amerikaner mit europäischen Genen

Viel Platz im Kofferraum Foto: press-inform

So amerikanisch der SRX auf seinen 18-Zoll-Walzen steht, so europäisch lässt er sich fahren. Keine störenden Nick- oder Wankbewegungen, undurchdringliche Lenkung oder schwabbelige Federn. Der rund knapp 1,8 Tonnen schwere Cadillac fährt sich dynamisch wie ein Vollblut-Europäer selbst über kurvenreiche Straßen. Die Feinabstimmung passt. Allein die Automatik und die schlappen Bremsen sorgen für Abzüge.

Wie es sich für einen amerikanischen Lifestyle-Allradler gehört, ist hinter dem mächtigen Kühlergrill des 4,95 Meter langen SRX einiges los. Der kleine Sechszylinder ist nur etwas für Anfänger. Echte Caddy-Fans kommen um den 4,6 Liter großen Achtzylinder nicht herum. Der 4,6 Liter große Achtzylinder leistet 239 kW / 325 PS und verzückt einen bei 4.400 Touren mit einem maximalen Drehmoment von 430 Nm.

Kein Leistungsverlust mit Flüssiggas

Über einen viel zu kleinen Nachrüst-Schalter am Armaturenbrett kann jederzeit zwischen den beiden Betriebsarten Gas und Benzin hin- und hergeschaltet werden. Im Benzinbetrieb hat das V8-Triebwerk etwas mehr Pfeffer, doch auch wer Flüssiggas gibt, kann sich über die Fahrleistungen kaum beschweren. So liegt die Höchstgeschwindigkeit bei rund 220 km/h. Auf dem Stand vergehen bis Tempo 100 7,5 Sekunden. Die 325 PS werden im normalen Betrieb im Verhältnis 50:50 auf Vorder- und Hinterachse übertragen. Trotzdem ist der Cadillac SRX nichts für den harten Geländeeinsatz.

Beim Tanken hat man bei einem durstigen 4,6-Liter-Triebwerk einiges zu tun. Der Benzintank wird mit üblichem Superkraftstoff befüllt. Der zusätzliche Gastank ist unter dem Heck des Allradlers untergebracht und wird über einen zweiten Einfüllstutzen in der Heckschürze gefüttert. So lässt sich zwar der Durchschnittsverbrauch von rund 16 Litern auf 100 Kilometern nicht drücken, aber die Kosten sinken drastisch. Die gleiche Menge Flüssiggas kostet rund die Hälfte von Superbenzin - und geizen will schließlich jeder. Amerikanische Autohersteller sparen selten an der Serienausstattung. Das ist beim Cadillac SRX nicht anders. Elektrische Ledersitze, Navigation und Xenonlicht muss man nicht wie bei der europäischen Konkurrenz gesondert ordern.

Innenverarbeitung nicht überzeugend

Plastik herrscht vor Foto: press-inform

Ebenso wie ESP, ABS und diverse Airbags ist alles serienmäßig an Bord. Wem die üppig dimensionierten fünf Sitzplätze nicht reichen, der kann für 1.600 Euro Aufpreis eine dritte Sitzreihe buchen. Die klappt sich wie beim großen Bruder Escalade oder dem Mercedes GL elektrisch aus. Größer als 1,75 Meter sollte niemand sein und selbst dann ist es nicht gerade gemütlich.

Nicht überzeugen können Innendesign und Verarbeitung des Cadillac SRX. In dieser Klasse dürfte man etwas mehr Verarbeitungs- und Materialqualität verlangen. Das gilt gerade auch für einzelne Bedienelemente. Unter dem Strich kostet der Cadillac SRX 4,6 V8 bivalent 58.950 Euro - inklusiv des serienmäßigen Gaspakets. Ein faires Angebot.

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