Röhrender Fünfzylinder

Audi TT RS

Audi hat für sich den Fünfzylinder wiederentdeckt. Zum Einsatz kommt das 340 PS starke Aggregat im TT RS, dem sportlichsten Modell der Baureihe. Allein der Sound des Motors begeistert.

Von Frank Mertens

Michael Dick ist für seine Abgeklärtheit bekannt. Nüchtern und analytisch nähert sich der Entwicklungsvorstand von Audi seinen Aufgaben. Doch wenn Dick vom TT erzählt, gerät er ins Schwärmen. «Ich bin bekennender TT-Fan.»

Rückkehr zu den Wurzeln

Kein Wunder, dass Audi den bereits kurz nach seinem Marktstart 1998 zur Design-Ikone aufgestiegenen TT ab diesem Sommer nun auch als Hochleistungssportwagen auf den Markt bringt. Dazu besinnen sich die Ingolstädter auf alte Tugenden, nämlich den Fünfzylinder. Erstmals zum Einsatz kam er 1977 im Audi 100 5 E. Damals holte das Aggregat aus 2.1 Liter Hubraum 136 PS heraus. Dazwischen lagen Entwicklungsschritte wie der Ur-Quattro 1980 mit 200 PS, der Sport Quattro 1984 mit 306 PS bis hin zum RS 2 von 1994 mit 315 PS. Doch dann wurden die Fünfzylinder Mitte der 90er-Jahre zunehmend von neuen Sechszylindern verdrängt. Seither war der Fünfzylinder nicht mehr bei Audi zu finden.

Das Cockpit im Audi TT RS Foto: Audi

Doch nun feiert die exotische Zylinderzahl bei den Ingolstädtern ihre Wiederauferstehung. Endlich, kann man nur sagen. Allein schon der kehlig röhrende Motorsound sorgt bereits beim Anlassen für ein Grinsen beim Fahrer. Was man hört, klingt vielversprechend. Und man wird nicht enttäuscht. Nach den ersten Testkilometern mit diesem neu entwickelten 2,5 Liter-Motor mit Benzindirekteinspritzung und Turboaufladung kann man nachvollziehen, weshalb die Audianer den TT RS als puristische Fahrmaschine bezeichnen.

Noch mehr Leistung

Gut, für eine Menge Fahrspaß hat bereits der Audi TTS mit seinem 272 PS starken Reihenvierzylinder gesorgt. Mit ihm konnte man in 5,4 Sekunden Tempo 100 erreichen. Doch der TT RS spielt dann doch in einer anderen Liga. Er bietet mit seinen 340 PS und einer Beschleunigung von 4,6 Sekunden auf Tempo 100 noch einmal ein deutliches Mehr an Sportlichkeit. Damit lässt das Audi TT RS Coupe selbst einen Porsche Cayman S (320 PS/61.430 Euro) oder einen Mercedes SLK 350 Roadster (305 PS/47.689 Euro) ziemlich alt aussehen. Die erreichen diese Marke erst nach 5,2 beziehungsweise 5,4 Sekunden.

4,3 Kilogramm Leistungsgewicht pro PS

Die Seitenansicht des Audi TT RS Coupe Foto: Audi

Die Kraftentfaltung des gerade einmal 49 Zentimeter langen Motors mit einem Leistungsgewicht von 4,3 Kilogramm pro PS geschieht dabei ausgesprochen harmonisch. Dank eines Drehmoments von 450 Newtonmetern bei 1600 bis 5300 Touren lässt sich der TT RS auch mit wenig Drehzahlen elastisch und ohne viel Schaltarbeit bewegen.

Die Sechsgangschaltung im Audi TT RS Foto: Audi

Dabei macht das Schalten mit dem knackig abgestimmten manuellen Sechsganggetriebe so richtig Spaß. Ein Doppelkupplungsgetriebe ist noch nicht im Angebot. Doch das wird auch nicht vermisst. Der Handschalter passt auch viel besser zur Charakteristik dieses reinrassigen Kompaktsportlers, der sich neben seinen Sound vor allem durch seine hervorragende Fahrdynamik Bestnoten verdient. Dafür sorgt der Allradantrieb, der eine glänzende Traktion und hohe Kurvengeschwindigkeiten selbst auf einer Rennstrecke mühelos packt.

Unterwegs ist der TT RS neben einem Sportfahrwerk natürlich auch mit einem fest installierten Heckspoiler. Der kann jedoch ohne Aufpreis gegen einen automatisch ausfahrenden Spoiler getauscht werden. Ästheten wird es freuen.

Die Sportschalensitze im Audi TT RS Foto: Audi

Im Innenraum fühlt man sich bestens aufgehoben, doch das kennt man bereits von Audi. Die Materialien sehen nicht nur gut aus, sondern fühlen sich auch gut an. In den Sportschalensitzen nimmt man gerne Platz - und will gar nicht mehr aufstehen, so gut aufgehoben fühlt man sich in ihnen. Sie bieten nicht nur einen guten Seitenhalt für flotte Kurvenfahrten, sondern sind dabei auch noch ausgesprochen komfortabel. Kleiner Wermutstropfen: Sie kosten fast 2900 Euro Aufpreis.

Noch ein Wort zu den zwei Sitzen im Coupe. Sie sind eigentlich nicht der Rede wert, denn dort kann kein Erwachsener wirklich bequem sitzen. In der Preisliste steht dann auch im Kleingedruckten der Hinweis, dass sie nur für Personen bis zu einer Körpergröße bis 1,50 Meter zugelassen sind. Doch selbst Kindern mag man längere Strecken hinten nicht zumuten. Der TT RS ist nun einmal kein Familienauto.

Direkt ansprechende Lenkung

Der Heckspoiler am Audi TT RS Foto: Audi

Im Zusammenspiel mit der direkt ansprechenden Lenkung sorgt der Audi TT RS für eine gehörige Menge Fahrspaß. Der kann durch einen Druck auf die Sporttaste im Mitteltunnel sogar noch ein wenig gesteigert werden. Die Sporttaste sorgt nicht nur für ein noch direkteres Ansprechverhalten, sondern auch dafür, dass die linke Klappe im Abgasendrohr geöffnet wird und damit der bekannte Fünfzylinder-Sound so richtig zur Geltung kommt.

Die Höchstgeschwindikeit des TT RS ist eigentlich auf ausreichende 250 Stundenkilometer elektronisch begrenzt. Doch da die Konkurrenz aus Zuffenhausen hier mit 277 km/h aufwartet, können es beim TT RS auch 280 km/h sein. Wer es denn braucht. Den Verbrauch des Coupes gibt Audi übrigens mit 9,2 Litern an - ein theoretischer Wert. Denn wer die Qualitäten des TT RS erleben will, dürfte sich kaum mit einer spritsparenden Fahrweise selbst peinigen.

Ernstzunehmender Gegner

Der Audi TT RS Roadster Foto: Audi

Der Audi TT RS wird ab Juli zu Preisen von 55.800 Euro für das Coupe und 58.650 Euro für den Roadster bei den Händlern stehen. Dann wird der Audi-Fünfzylinder endgültig zum Leben wiederweckt. Der Kunde kann sich freuen, die Konkurrenz weniger. Denn mit dem Topmodell der TT-Baureihe rollt ein ernstzunehmender Gegner auf Porsche und Mercedes zu. Er bietet nicht nur glänzende Fahrleistungen und einen verheißungsvollen Sound, sondern auch einen durchaus attraktiven Preis in diesem Wettbewerbsumfeld.

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