Fahrassistenzsysteme: Wo der Fahrer überflüssig wird

Autonom unterwegs

Fahrassistenzsysteme: Wo der Fahrer überflüssig wird
Der BMW 5er leitet selbstständig ein Überholmanöver ein. © BMW

Fahrassistenzsysteme sorgen nicht nur für eine Entlastung des Fahrers, sondern erhöhen auch die Sicherheit. Doch sie können noch mehr: sie sorgen für ein autonomes Fahren wie in einem Prototyp der BMW 5er-Reihe.

Fahrerassistenzsysteme entlasten Frau oder Mann am Steuer und erhöhen die Verkehrssicherheit. Was die Assistenten bereits können, zeigt ein Prototyp von BMW, der ohne weiteres Zutun des Fahrers die Autobahn befährt. Inzwischen hat das Forschungsfahrzeug, eine Limousine der 5er-Reihe, 6.000 Kilometer erfolgreich im hochautomatisierten Fahrmodus absolviert.

Seine erste Tour unternahm der Prototyp vor einem Jahr auf der Autobahn A9 von München nach Ingolstadt. Dort übernahm das Assistenzsystem das Fahren mit max. 130 Stundenkilometer und wechselte insgesamt 32 Mal die Spur – der Fahrer musste in keinem Fall eingreifen.

Eigenständige Überholmanöver

Das Fahrassistenzsystem optimierten die Ingenieure auf eine sichere, defensive und komfortable Fahrweise. Es führt eigenständig ein Überholmanöver aus, wenn ein langsameres Fahrzeug den gewählten Tempowunsch „bremst“, und bricht den Spurwechsel ab, sollte plötzlich ein sehr schnell von hinten nahendes Auto kommen, das vorher nicht im Detektionsbereich der Sensoren war. An Autobahneinfahrten erkennt das System, dass ein anderes Fahrzeug auffahren will und erleichtert dies durch das Freimachen der rechten Spur. Falls dieser Spurwechsel nicht möglich ist, bremst die elektronik den Pkw entsprechend ab, um dem auffahrenden Fahrzeug das Einfädeln zu erleichtern.

Das komplexe Assistenzsystem verarbeitet die Daten unterschiedlicher Techniken, beispielsweise die der Positionsbestimmung, der Umfelderfassung und die zur Umsetzung des Tempowunschs des Fahrers – unter Beachtung aller Verkehrsregeln. Dabei gewährleistet die Fusion von spurrelativer und globaler Positionsbestimmung des Pkw die zentimetergenaue Lokalisierung in Echtzeit auf der Autobahn. Basis dafür ist ein exaktes globales Navigationssatellitensystem (GNSS), welches das Fahrzeug in einer zentimetergenauen digitalen Karte der Autobahn lokalisiert.

Zwölf Sensoren zur Umfelderkennung

Zur Umfelderkennung besitzt der Versuchsträger zwölf Sensoren: Kamera, Laserscanner, Radar und Ultraschall. Bis auf den Laserscanner werden sie bereits in aktuellen BMW-Serienfahrzeugen eingesetzt. Durch den mehrfachen Einsatz funktional gleicher oder vergleichbarer Sensoren mit unterschiedlichen Messverfahren ist gesichert, dass alle Verkehrsteilnehmer ohne Falscherkennung erfasst werden.

Der Prototyp des Assistenzsystems absolvierte alle Einsätze sicher und exakt. Doch zeigen Sondersituationen dem System Grenzen auf, so etwa Fahrbahnhindernisse durch verlorene Ladungen, die nicht immer oder zu spät erkannt werden; auch Baustellen können noch nicht selbstständig vom System durchfahren werden. Selbst wenn diese Sondersituationen gemeistert würden, stünden dem hochautomatisierten Fahren auf der Autobahn noch rechtliche Rahmenbedingungen entgegen, die dann der Gesetzgeber ändern müsste. (dpa)

Vorheriger ArtikelKTM 990 Supermoto T: Österreichischer Allrounder
Nächster ArtikelOpel bringt Limousine vom Astra
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden