BMW G 310 GS: Gelungener Einstieg in die Offroad-Welt

Markstart im Oktober

BMW G 310 GS: Gelungener Einstieg in die Offroad-Welt
Die BMW G 310 GS kommt im Oktober. © Daniel Kraus/BMW

BMW konnte seinen Kunden lange kein Angebot unterhalb der 500 Kubikzentimeter machen. Doch ein Jahr nach der G 310 R kommt nun bereits die GS-Variante auf den Markt.

Von Frank Mertens

Als BMW vor einem Jahr die BMW G 310 R auf den Markt brachte, hat sich der ein oder andere gefragt, ob das gut gehen kann. Nein, nicht wegen der 310 ccm. Das macht Sinn. Denn bis dahin hatte die Motorradsparte der Münchner keine Maschine unter 500 ccm im Angebot. Für weiteres Wachstum brauchte man den Einstieg in dieses Segment: die Klasse über 500 ccm stagniert, die darunter wächst und wächst. Gerade auf den so genannten Emerging Markets stehen Motorräder dieser Hubraumklasse bei den Kunden hoch im Kurs. So weit, so gut.

Vielmehr resultierte der Hauch von Pessimismus aus dem Produktionsstandort der neuen Maschine. Schließlich wird die G 310 R nicht in Berlin-Spandau gebaut, sondern in Indien. Genauer gesagt in Bangalore bei der TVS Motor Company. Verschreckt man damit nicht seine Premium-Kunden? Ein Jahr später steht fest: Nein, tut man nicht. Wenn die Qualität und der Preis stimmen, ist es den Kunden egal, woher ihr Bike kommt.

Produktion in Indien ausgelastet

Die Produktion in Bangalore ist ausgelastet, die Kunden stehen auf das neue Einsteigerbike der Münchner. „Die Produktion in Bangalore läuft auf dem gleich hohen Produktionsniveau wie das in Berlin. Die Kunden können sicher sein, dass sie von uns die Qualität bekommen, die sie erwarten“, sagt Andreas Müller. Der Manager ist nicht nur Baureihenleiter der Ein- und Zweizylinder-Modelle, sondern verantwortet auch die Kooperation mit TVS. Entsprechend häufig ist er in Indien, um sich von der Einhaltung der Produktionsstandards zu überzeugen.

Wie viele Bikes dort bislang für die Weltmärkte produziert wurden, verrät Müller nicht. Doch man passe die Produktion nun nach und nach der Nachfrage an. Und die dürfte weiter wachsen – auch wenn gerade Brasilien als einer der wichtigsten Märkte für die G 310 R in wirtschaftlichen Nöten steckt. Denn Ein Jahr nach dem Roadster schickt BMW nun Anfang Oktober die G 310 GS auf den Markt. Sie wird dann zum Grundpreis von 5800 Euro angeboten. Das sind 850 Euro mehr als beim Roadster. Es ist ein Preis, zu dem die Münchner das Bike nicht anbieten könnten, wenn es in Deutschland gebaut würde. Wieviel mehr hätte sie bei einer Produktion in Berlin gekostet? Eine rhetorische Frage, zu der von Müller dann auch keine Antwort kommt. Die bisher günstigste GS im BMW-Portfolio, die F 700 GS, steht mit 9080 Euro in der Preisliste.

Erwachsenes Erscheinungsbild

Doch was bekommt der Kunde für 5800 Euro? Zunächst einmal ein Motorrad, das ziemlich erwachsen ausschaut. Die G 310 GS steht so vor einem, wie man es auch von der der großen 1200er GS kennt. Optisch erinnert hier nichts an ein Einsteigerbike. Die Proportionen, die Designer Matthias Kottmann der Neuen verpasst haben, stimmen. Kompliment. Das merkt man auch gleich beim Aufsteigen. Die Ergonomie stimmt – und das selbst für Großgewachsene mit einer Körpergröße von 1,91 Meter.

Das Cockpit der G 310 GS
Das Cockpit der BMW G 310 GS Daniel Kraus/BMW

Die Kniehaltung ist dank einer Sitzhöhe von 83,5 Zentimetern angenehm, man sitzt selbst auf längeren Strecken wie bei den Testfahrten in und um Barcelona herum ziemlich entspannt. Das haben die Entwickler ziemlich gut hinbekommen. Zudem können kleinere Fahrer auch auf eine niedrigere Sitzbank von 82 Zentimeter zurückgreifen. Es steht auch ein Sitzbankhöhe von 85 Zentimeter zur Verfügung. Da sollte sich also für jede Größere etwas Passendes finden.

Einzylindermotor mit 34 PS

Wie im Roadster wird auch die GS von einem im Stahlrohrrahmen hängendem flüssigkeitsgekühlten Einzylindermotor mit 313 Kubik und einer Leistung von 34 PS angetrieben. Das maximale Drehmoment liegt bei 28 Nm und steht bei 7500 Touren zur Verfügung. Damit ist die G 310 GS nun auf den ersten Blick kein Ausbund an Sportlichkeit. Doch für ihren Einsatzzweck in der Stadt und ins leichte Gelände reicht das allemal. Klar, mit gerade einmal 34 PS will dieser Motor geschaltet und auf Touren gebracht werden. Doch ist man erst einmal jenseits der 5000 Umdrehungen unterwegs, macht das alles so richtig Spaß. Vor allem bringt diese kleine GS eine wirklich gute Fahrdynamik mit, wie mehr als 150 Testkilometer durchs kurvige Hinterland von Barcelona zeigten. Mit ihrer langen Alu-Schwinge hinten und der Up-Side-Down-Gabel vorn bietet dieses Bike ein wirklich gutes Handling. Das Lenkverhalten ist präzise, verleiht dem Fahrer ein gutes Gefühl.

BMW 310 GS
Die BMW G 310 GS kostet 5800 Euro Kraus/BMW

Wie es sich für ein Mitglied der GS-Familie gehört, macht auch die G 310 GS im Gelände eine gute Figur. Hierfür wurden die Federwege vorn und hinten gegenüber dem Roadster um 49 mm bzw. 40 mm auf 180 mm erhöht. Das serienmäßige ABS lässt sich für Offroad-Einsätze deaktivieren.

Ist es eingeschaltet, verrichtet es zusammen mit der vorn montieren Einscheibenbremse mit 300 mm Durchmesser und dem Einkolben-Schwimmsattel mit 240 mm Bremsscheibe hinten einen guten Job, wie eine Vollbremsung beim plötzlichen Auftauchens eines Lkws zeigte. Vorn und hinter kommen Metzler-Reifen der Dimension 110/80 R 19 und hinten 150/70 R 17 zum Einsatz. Der Tank fasst elf Liter. Der Verbrauch wird mit 3,33 Litern auf 100 Kilometer angegeben. Nach den Testfahrten standen 4,0 Liter auf dem Digitaldisplay.

Und, für wen ist dieses Bike nun das geeignete? Für Einsteiger schon mal auf jeden Fall. Aber nicht nur für sie. Auch alle die sollten sich die G 310 GS mal anschauen, die für die Stadt ein handliches Gefährt suchen, mit der man sich bequem am Stau hindurch schlängeln kann. Spaß bietet die kleine GS auch denen, die sonst eher hubraumstärkere Maschinen gewohnt sind.

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