«Wir lassen Ikonen aufleben»

Interview Chevrolet-Deutschland-Chef Markus Leithe

Die GM-Tochter Chevrolet blickt trotz der Absatzkrise zuversichtlich ins Jahr 2010. «Unser Ziel ist ein Marktanteil von 0,9 bis 1 Prozent», sagte Deutschland-Chef Markus Leithe der Autogazette.

Markus Leithe sieht für Chevrolet auf dem deutschen Markt deutliche Wachstumschancen. Ungeachtet der Absatzkrise will der Deutschland-Chef noch in diesem Jahr den Marktanteil leicht steigern. «Unser Ziel ist ein Marktanteil von 0,9 bis 1 Prozent», sagte Leithe Im Interview mit der Autogazette. Im Vorjahr kam Chevrolet mit 31.259 Verkäufen auf einen Marktanteil von 0,8 Prozent.

In diesem Jahr rechnet Leithe nach dem Auslaufen der Abwrackprämie mit einem Gesamtabsatz von mindestens 25.000 Fahrzeugen für die Marke. «Ich hoffe jedoch darauf, dass es noch etwas mehr sein werden, da ich von einem Markt von 2,7 Millionen Fahrzeugen ausgehe.»

«Es macht enorm viel Spaß»

Autogazette: Herr Leithe, Sie sind seit dem 1. Oktober Deutschland-Chef von Chevrolet. Haben Sie es mittlerweile bereut, den Job angetreten zu haben?

Markus Leithe: Nein, überhaupt nicht. Es macht enorm viel Spaß, da Chevrolet eine Marke mit enorm viel Potenzial ist.

Autogazette: Die Zahlen der ersten drei Monate sind Ihnen aber bekannt? Dort steht ein Minus von 25 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Leithe: Natürlich. Im Januar sah es für uns sogar noch recht gut aus, doch dann wurde auch für uns die Lage schwierig. Dazu hat ohne Frage auch der lange Winter beigetragen. Kaum ein Kunde hat bei diesen Minusgraden den Weg in die Autohäuser angetreten. Wenn Sie sich die Zahlen aber genau anschauen, dann sind wir eine der Marken, die noch relativ wenig verloren hat.

Autogazette: Ist der Absatzrückgang nach dem Ende der Abwrackprämie so ausgefallen, wie Sie das erwartet haben? Oder ist es noch schlimmer geworden?

Leithe: Niemand konnte damit rechnen, dass Deutschland in diesem Jahr in Schnee und Eis versinkt. Entsprechend hat das Wetter auch noch einmal zu einem zusätzlichen Einbruch geführt. Dadurch hatten wir fast einen Stillstand von sechs Wochen, die es gilt, nun wieder aufzuholen.

Privatkundengeschäft rückläufig

Der Chevrolet Spark Chevrolet

Autogazette: Als Sie den Job im Oktober antraten, sagten Sie, dass die Marke Chevrolet gesellschaftsfähig geworden sei und deshalb in 2010 auch deutlich profitieren werde. Bleibt es trotz der schlechten Zahlen des ersten Quartals bei dieser Aussage?

Leithe: Natürlich, zu dieser Aussage stehe ich weiter. Die meisten unserer Konkurrenten haben noch mehr verloren als wir. Entsprechend gibt es hier nichts zu revidieren. Worunter wir derzeit leiden, ist natürlich der Umstand, dass das Privatkundengeschäft rückläufig ist, dafür aber das Geschäft mit Gewerbekunden stark anzieht. Das ist ein Bereich, in dem wir bislang nicht so gut aufgestellt waren.

Autogazette: Wo sehen Sie die Marke Chevrolet in 2010 nach den 31.000 Verkäufen im Vorjahr?

Leithe: Diese Zahl wird natürlich nicht zu erreichen sein. Es wird darauf ankommen, wo der Markt am Ende liegen wird. Unser Ziel ist ein Marktanteil von 0,9 bis 1 Prozent. Wenn wir Ende des Jahres 25.000 Autos abgesetzt haben, haben wir unsere Ziele erreicht. Ich hoffe jedoch darauf, dass es noch etwas mehr sein werden, da ich von einem Markt von 2,7 Millionen Fahrzeugen ausgehe.

Autogazette: Der Kleinwagen Spark ist seit Anfang März auf dem Markt. Was erwarten Sie von ihm?

Leithe: Der Spark soll rund 50 Prozent unseres Gesamtabsatzes ausmachen. Ich gehe entsprechend von über 12.000 Fahrzeugen in diesem Jahr aus.

«Sportwagen passen immer in die Zeit»

Autogazette: Auf der AMI in Leipzig zeigen Sie auch den Sportwagen Camaro. Passt das Auto mit seinem Verbrauch von weit über zehn Litern noch in unsere Zeit?

Leithe: Wer sagt denn, dass er soviel verbraucht? Er kann auch dank einer Zylinderabschaltung mit um die zehn Liter gefahren werden. Doch ab davon: Dieses Auto passt glänzend zu Chevrolet, deshalb werden wir es im kommenden Jahr auch in Deutschland auf den Markt bringen. Sportwagen werden immer in die Zeit passen.

Autogazette:
Wollen Sie mit dem Camaro auch das Image der Marke verändern?

Leithe: Natürlich. Chevrolet ist weltweit die viertgrößte Marke, doch in Deutschland sind wir noch nicht so lange auf dem Markt. Entsprechend werden wir hier noch etwas unter Wert geschlagen. Der Camaro soll das ändern und zeigen, dass sehr, sehr viel Emotion in der Marke steckt. Mit einer Ikone wie dem Camaro oder der Corvette kann man das zeigen. Wir lassen wieder Ikonen aufleben. Bereits heute haben wir viele Händleranfragen, die dieses Auto vermarkten wollen.

Autogazette: In diesem Jahr wird ein Händlersterben erwartet. Sind Ihre Partner stark genug, die Krise zu überstehen.

Leithe: Es wird natürlich auch bei uns die ein oder andere Insolvenz geben. Doch das vergangene Jahr war ein Jahr, bei dem unsere Händler gute Geschäft gemacht haben. Entsprechend sind sie für das Krisenjahr gewappnet. Wenn wir nicht alles falsch machen, dann haben wir angesichts einer Vielzahl neuer Modelle, die ab 2011 kommen, eine Wachstum vor uns.

Autogazette: Sie haben derzeit 268 Händler. Wie viele werden es Ende dieses Jahres noch sein?

Leithe: Mindestens genau so viel.

Der neue Camaro
Der Camaro Chevrolet

Autogazette: Bislang wurde das Großkundengeschäft von Chevrolet von Opel mit betreut. Seit diesem Jahr liegt es bei Ihnen. Zeigt das die Eigenständigkeit der Marke?

Leithe: Ohne Frage. Das Gewerbekundengeschäft nimmt an Bedeutung zu, entsprechend war es klar, dass wir es eigenverantwortlich betreuen müssen.

Autogazette: Sie haben einen eigenen Großkundenchef eingestellt. Welche Zielvorgaben hat er von Ihnen gesetzt bekommen?

Leithe: In diesem Jahr ist das alles ja noch recht einfach. Er muss in diesem Jahr eine Struktur und Strategie schaffen, die es uns in den kommenden Jahren ermöglicht, hier sehr erfolgreich zu sein. Gerade im Gewerbekundengeschäft bedarf es einer Anlaufphase.

Autogazette: Wo lag bislang der Anteil der Gewerbekunden und wo soll er liegen?

Leithe: Bislang lag er unter zwei Prozent. Zukünftig soll er im zweistelligen Bereich liegen. Man darf nicht vergessen, dass wir eine kleine Importmarke sind. Unser Gewerbekundenbereich wird bei Kleinbetrieben liegen. Wir backen kleine Brötchen, doch damit kann man auch profitabel sein.

«Der Cruze hat meiste Potenzial»

Chevrolet Cruze Chevrolet

Autogazette: Welche Fahrzeuge stehen im Bereich der Gewerbekunden denn im Fokus?

Leithe: Natürlich der Spark, der Cruze, aber auch der Aveo. Es ist weiterhin ein Fahrzeug, das wir auch mit Autogas kostengünstig anbieten können. Zu einem gewissen Grad kommt auch noch der Captiva hinzu. Von diesen Autos hat der Cruze das meiste Potenzial, leider bekommen wir bislang nicht die Anzahl an Autos geliefert, die wir gerne hätten.

Das Interview mit Markus Leithe führten Thomas Flehmer und Frank Mertens


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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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